Gladbeck. Wegen der Corona-Krise musste der Kinderschutzbund Gladbeck pausieren. Nun greift er Angebote wieder auf. Er hat sich auch Neues vorgenommen.
Die Ausbreitung des Coronavirus’ hat die meisten Aktivitäten des Kinderschutzbundes (KSB) in Gladbeck lahmgelegt. Aber so allmählich will der Verein wieder Leben in seine Reihen und seine Vorhaben bringen. Dafür hat sich der KSB einiges vorgenommen.
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Allerdings müssen der Vorsitzende Dr. Peter Fischer, die festangestellte Mitarbeiterin Arnika Seeber sowie die etwa 130 Mitglieder und Freiwilligen die Defizite, die sich in Folge der Pandemie bei Kindern aufgetan haben, auffangen. Und die Fachleute erkennen einigen Handlungsbedarf.
Der Kinderschutzbund Gladbeck bietet wieder Baby- und Kleinkinderschwimmen an
Fischer: „Wir haben seit 20 Jahren Baby- und Kleinkinderschwimmen im Programm. Das bieten wir jetzt viermal pro Woche, 15 bis 16 Uhr, im Hallenbad an.“ Montags, dienstags, donnerstags und freitags tummelt sich dann der Nachwuchs im Becken – eventuell komme noch der Mittwoch dazu. Fischer sagt: „Wir glauben, je eher Kinder schwimmen lernen, desto besser. Seit einem Jahr war das nicht möglich.“ Es gebe noch einige wenige freie Plätze, das Interesse sei groß. Seeber stellt fest: „Das Telefon steht nicht still.“
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Ein anderes Beispiel, das den KSB-Aktiven unter den Nägeln brennt: Hausaufgabenhilfe. In Zeiten von Homeschooling, so befürchten Fischer und Seeber, klaffe die Schere zwischen denjenigen Kindern, die gute Lernbedingungen haben, und jenen, bei denen Bildungsprobleme bestehen, durch das Distanzlernen immer weiter auseinander. „Unsere Hausaufgabenhilfe war gestrichen“, berichtet Fischer, „die sieben, acht älteren Ehrenamtlichen blieben aus Angst vor Corona weg.“ Etwa 15 Jugendliche, darunter etliche vom Ratsgymnasium, möchten jetzt weitermachen, um den Grundschulkindern zu helfen. „Ein Angebot für weiterführende Schulen können wir nicht stemmen“, unterstreicht der Vereinsvorsitzende.
Der Bedarf an schulischer Unterstützung sei „gerade nach Corona riesig“, meint Seeber. Sie erläutert: „Es geht aber nicht nur um Nachhilfe, sondern auch um allgemeine Kenntnisse wie Schnürsenkel binden.“ Fischer berichtet: „An vier Tagen in der Woche bieten wir wieder unsere Hausaufgabenhilfe an. Vor der Pandemie haben dabei bis zu 25 Kinder teilgenommen. Jetzt haben wir schon, ganz ohne Werbung, 18 Anmeldungen. Wir könnten theoretisch bis zu 50 Plätze anbieten.“
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So wie Lehrkräfte haben auch die KSB-Aktiven und andere Vereine Mädchen und Jungen pandemiebedingt seit Monaten nicht gesehen. Damit fielen Gelegenheiten weg, beispielsweise Verhaltensänderungen bei den Kindern zu bemerken und Ursachen dafür auf den Grund zu gehen.
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„Da lauert ein Problem“, ahnt Fischer Böses mit Blick auf Gefahren wie häusliche und sexualisierte Gewalt. Der Verein hat das Thema seit Jahren stetig im Fokus. Aber, so Seeber: „Wir wollen es immer wieder auf den Schirm, unseren Kinderschutzschirm, holen.“ Sie erläutert: „Wir haben bereits Präventionsangebote gegen sexualisierte Gewalt, zum Beispiel , Mein Körper gehört mir’, in Kindergärten, seit 2020 in fast allen. Dort haben wir gefragt: Was wird gebraucht. Die Antwort: sehr viel!“
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In vier Kindergärten stehen bereits Bücherkisten mit Material zur Problematik. „Diese Niederschwelligkeit ist wichtig. Die Einrichtungen müssen die Bücher nicht selber bestellen oder das Geld dafür auftreiben“, unterstreicht Seeber. Pro Kiste sind 250 bis 300 Euro hinzublättern. Die KSB-Fachleute würden gerne jeden Standort bestücken, aber es fehlt an Geld. Deswegen „wären Spenden ziemlich gut“.
Fest als Dankeschön
Der Kinderschutzbund Gladbeck lädt für den 27. August zu einem Fest an seinem Vereinssitz, Kirchplatz 8, ein. „Für Mitglieder, Ehrenamtlichen, Kursteilnehmer und alle, die uns wohlgesonnen sind“, sagt der Vorsitzende Peter Fischer.
Mitorganisatorin Arnika Seeber betont: „Wir wollen ,danke’ sagen und ‘mal wieder zusammenkommen.“ Es werde ein Buffet mit internationalen Speisen – „vom Kartoffelsalat bis zu Börek“ – aufgebaut. Fischer: „Wir konnten ein Jahr lang nichts mit unserem Spielmobil machen.“ Das solle bei dem Fest wieder vorfahren und den Kindern Gelegenheit zum Toben geben.
„Wir denken auch darüber nach, den Kleiderladen zu öffnen“, sagt Fischer. Den dürfte dann allerdings nur eine Person betreten – wegen der Corona-Schutzregeln. Seeber weiß: „Der Kleiderladen interessiert viele Menschen, weil ja wegen der Pandemie solche Angebote und auch Flohmärkte weggefallen sind.“
Es gebe einen Schulungsbedarf, gewünscht werde ebenso ein Ansprechpartner im Bereich Prävention: „Das sind wir!“ Fischer sagt: „Es stehen Kinderschutz-Dokumentenordner in den Regalen, das Schriftliche wollen wir mit Leben füllen.“ Dem Vorsitzenden und Seeber liegt dabei eines am Herzen: „Wir wollen nicht anklagen, sondern sensibilisieren und wachrütteln.“ Immerhin seien, statistisch gesehen, bis zu zwei Kinder pro Schulklasse betroffen. Personal solle zur Sicherheit „eine Art Leitfaden“ für seinen Berufsalltag bekommen, Mädchen und Jungen sollen gestärkt werden.
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Dabei geht es um ganz konkrete Fragen. Seeber nennt als Beispiele: Wie weit dürfen Doktorspiele gehen?Wie erreiche ich Eltern? Der KSB möchte die Angebote auf diesem Feld gerne weiter ausrollen. Arnika Seeber kündigt an: „Wir haben mit den Kindergärten angefangen, jetzt gehen wir an die Vereine, zunächst an die Sportvereine.“ Denn auch dort gebe es Berührungspunkte mit dem Thema. Exempel: „Wie weit darf ich ein Kind in einer Freizeit an mich heranlassen?“
Weitere Informationen und Anmeldungen, zum Beispiel für das Baby- und Kleinkindschwimmen: Deutscher Kinderschutzbund Gladbeck unter der Telefonnummer 02043/28888.