Gladbeck. Die Jungenförderung rückt im Jahr 2010 verstärkt in den lokalen und in den bundesweiten Blickpunkt. Sogar im Berliner Koalitionsvertrag von CDU und FDP ist das Thema nun – sozusagen auf höchster Politikebene – verankert. Und das findet auch im lokalen Umfeld viel Beachtung.
Im Bundesfamilienministerium wird bereits mit der Umsetzung begonnen: Die Mitarbeiter des ersten Referats für Jungenförderung haben im Berliner Familienministerium schon ihre Büros bezogen, wie der Berliner „Tagesspiegel” jetzt berichtete.
Henning Puch, Sozialarbeiter und Jugendpfleger bei der ev. Kirche in Gladbeck, begrüßt diese Entwicklung auf WAZ-Anfrage ausdrücklich: „Das zeigt, dass dieses wichtige Thema endlich auch auf Bundesebene angekommen ist.”
"Unter den Fachleuten schon seit Jahren ein Thema"
Jungenförderung? Dass nicht nur Frauen und Mädchen, sondern auch Jungen gezielt gefördert werden sollten, ist in der Wissenschaft bereits eine recht alte Erkenntnis. „Unter Fachleuten war das schon vor zehn Jahren ein Thema”, sagt Henning Puch. Der „Aktionsrat Bildung” stellt in einem aktuellen Bericht eine „eklatante Minderbeteiligung von Jungen an höheren Formen des Bildungsgeschehens“ fest. Jungen können danach schlechter lesen, schneiden ab der achten Klasse auch schlechter in Mathe ab, sie erhalten weniger häufig Gymnasialempfehlungen, verlassen deutlich öfter ohne Abschluss die Schule und legen ein schlechteres Abitur ab.
"Arbeitskreis Jungen" setzt in Gladbeck ein Zeichen
In Gladbeck hat man schon vor Jahren diesen Erkenntnissen Rechnung getragen und einen eigenen „Arbeitskreis Jungen” eingerichtet, in dem Sozialarbeiter und Jugendpfleger, also Menschen aus der pädagogischen Praxis, an einem Strang ziehen, um die Jungen im lokalen Umfeld gezielt zu unterstützen. Im Jahr 2009 erschien erstmals ein Faltblatt mit umfassenden Angeboten der Gladbecker Jugendeinrichtungen und Jugendzentren – exklusiv für Jungen. Der Titel des Infoblatts ist sozusagen Programm: „Nur für Jungs”.
Vom Kochkurs bis zum Ballsport, vom Kletterangebot bis zum Videoworkshop – die Jungenförderung hat bereits viele lokale Facetten.
"Jungentrophy" stärkt Ausdauer, Teamgeist und Fairness
Seit mehreren Jahren setzt auch die Jungentrophy stets ein lokales Zeichen. In diesem Gladbecker Wettbewerb messen sich Jungen-Teams auf sportliche Weise, wobei Fairness, Ausdauer und Teamfähigkeit in besonderer Weise trainiert werden.
Henning Puch und seine Kollegen verbinden mit der neuen bundespolitischen Aufmerksamkeit für das Thema durchaus auch Hoffnungen auf eine verbesserte finanzielle Förderung solcher Projekte. Henning Puch: „Ein eigenes Referat im Bundesfamilienministerium kann ja durchaus auch Möglichkeiten für neue Fördermittel bieten.” Und zudem sei auch auf lokaler Ebene die Jugendförderung nun Teil eines neuen, verkleinerten Fachamtes. Alles in allem sehen die Sozialarbeiter und Jugendpfleger also verbesserte Möglichkeiten in diesem ganz besonderen Bereich.
Foto oben: Der "Arbeitskreis Jungen" zieht an einem Strang.