Gladbeck. Hans Jacke aus Gladbeck hat aus Trauben vor seiner Haustür einen Wein hergestellt. Der Rebensaft hat den Geschmackstest beim Experten bestanden.

Was vor 20 Jahren mit geschenkten Weintrauben und einem kleinen Setzling begann, ist inzwischen zu einem traubenreichen Weinstock vor der Rentforter Haustür geworden. Jetzt hat Hans Jacke sich als Winzer probiert und zum ersten Mal aus den vielen Trauben Wein hergestellt. Mit Erfolg: Der „Gladbecker Stein 2020 Port Primeur“ überzeuge mit seinem fruchtigen und frischen Geschmack – in die Massenproduktion will Jacke allerdings nicht gehen.

Dass aus einer leckeren amerikanischen Hybridtraube mal ein Hobby von Hans Jacke wird, hatte er vor 20 Jahren nicht gedacht. Damals hat ein Freund Kerne dieser Trauben zu Setzlingen herangezogen und verschenkt. Für einen hat der Gladbecker dann vor der Haustür zwei Pflastersteine entfernt und den Setzling gepflanzt. Dort bekommt er viel Sonne und wenig Wind, weshalb der Stock heute viele Früchte trägt: „Nachdem wir schon zwei Wochen davon gegessen hatten, konnte ich noch etwa acht Kilo Trauben ernten“, berichtet Jacke. Zu viele, um die Früchte so zu essen – und gläserweise einkochen wollte er die Trauben auch nicht. Also warum nicht mal unter die Winzer gehen?

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Die erste Geschmacksprobe fiel nicht so gut aus: „Es hat scheußlich geschmeckt“

„Ich habe mir vom Nachbarn eine Gärflasche geliehen, die Trauben gestampft und mit süßem Rotwein zum Treiben gebracht“, erklärt Jacke sein Vorgehen. Nach drei Wochen Gärung folgte die erste Geschmacksprobe: „Es hat scheußlich geschmeckt.“ Für Jacke aber kein Grund, das Projekt aufzugeben. Stattdessen wechselt er die Strategie und schaut sich das weitere Vorgehen bei den portugiesischen Experten ab: Der 77-Jährige, der sich das Wissen um die Weinproduktion durch jahrelanges Lesen eher nebenbei angeeignet hat, stoppt die Gärung mit Hochprozentigem und lässt das Gemisch aus Trauben, Alkohol und Traubenzucker weiter stehen. Der Wein reift wenig später im Eichenfässchen weiter.

Sieben Flaschen für den Eigenbedarf

Aus den Trauben des Weinstocks gewinnt Hans Jacke etwa fünf bis sieben Flaschen Wein, die er sich für den Eigenbedarf reserviert.

„Ich freue mich schon, wenn dann zum Beispiel Freunde vorbeikommen, und man den eigenen Wein anbieten kann“, so Jacke, der bis dahin den Gladbecker Stein 2020 Port Primeur weiter reifen lässt.

Eigentlich reifen Portweine mehrere Jahre heran, so lange wollte Jacke aber nicht warten: „Wer weiß, wie viel Zeit einem noch bleibt, da will ich nicht Jahrzehnte auf meinen Wein warten“, so der 77-Jährige. Anders als im ersten Anlauf schmeckt der Portwein aus dem Vorgarten. Für eine kompetente Zweitmeinung hat Jacke auch den Weinexperten Martin Volmer kosten lassen. „Herr Volmer war erst skeptisch. Nach einem optischen Eindruck, Geruchs- und Geschmackstest war er aber positiv überrascht“, berichtet Jacke stolz. Der Wein schmecke fruchtig und nicht so süß wie viele Portweine, was ihm eine frische Note verleihe. Durch die Reifung im Eichenfass könne sich der Geschmack auch noch weiter verändern, merkt der Gladbecker an.

So entstand der Name des Weins

Über die Machart kommt der Tropfen zu seinem Namen „Gladbecker Stein 2020 Port Primeur“. „Die Gladbecker Herkunft und das Jahr mussten selbstverständlich in den Namen und ‚Stein‘ kommt vom Standort des Weinstocks zwischen den Steinen vor der Haustür. Port erklärt die Art der Herstellung und bei Primeur habe ich es wie die Franzosen gehalten, immerhin ist der Wein aus dem gleichen Jahr der Ernte“, erklärt Jacke.

Die erste Weinproduktion im Hause Jacke war also ein Erfolg, nicht nur geschmacklich, sondern auch als besonderes Erlebnis. „Es ist sehr spannend, den Prozess zu beobachten, ich bin überrascht, wie gut das geklappt hat. Man freut sich, wenn das Ergebnis dann so gut geworden ist“, so der 77-Jährige.