Gladbeck. Gladbecks neue Bürgermeisterin Bettina Weist hat mit den Entscheidungen zu Veränderungen in der Verwaltung erste Akzente gesetzt. Ein Kommentar.

Bürgermeisterin Bettina Weist hat mit dem Stühlerücken in ihrem engsten Umfeld überraschend schnell für erste neue Weichenstellungen in der Stadtverwaltung Gladbeck gesorgt. Die Ausgliederung der Wirtschaftsförderung, die Wiederherstellung des Bürgermeister-Büros und die Benennung einer neuen Kommunikationsspitze ist nicht nur eine von möglicherweise mehreren Veränderungen, sondern eine deutliche Ansage und eine Emanzipierung von den ganz prägnanten Strukturen ihres Vorgängers Roland. Weist beweist nicht nur Handlungswillen, sondern gewinnt mit ihren zügigen Entscheidungen auch überzeugend an eigenem Profil.

Die neue Hausherrin im Rathaus löst sich, offenbar gezielt und ganz bewusst, von der „rechten Hand“ ihres Vorgängers, der von vielen inner- und außerhalb des Rathauses als Fels neben Roland wahrgenommen wurde. Sie verliert mit der Reduzierung Peter Breßer-Barnebecks aufs Wirtschaftsförderungsamt möglicherweise Wissen und Erfahrung, kann aber mit diesem Schritt schnell eigene Akzente setzen und gerät nicht in Gefahr, als handlungsscheu zu gelten. Diese Abkehr vom starken Mann im Alten Rathaus, versüßt mit dessen Beförderung zum Amtsleiter, ist vielleicht auch eine späte Reaktion auf die alte Rolf-Schlegel-Affäre – Weist nutzt die erste Gelegenheit , um sich von dieser bei vielen nie vergessenen „Altlast“ zu trennen.

Mit der Wirtschaftsförderung wächst die Bedeutung des Baudezernats

Auffallend ist, dass mit diesem Votum die Wirtschaftsförderung erstmals seit Jahrzehnten nicht mehr Chefsache ist. Vielleicht unterschätzt die Bürgermeisterin, die ihren Schwerpunkt offenbar in der Erziehungs- und Digitalisierungspolitik sieht, die Strahlkraft einer vom Stadtoberhaupt verantworteten Wirtschaftspolitik. Die Verankerung ins Baudezernat bedeutet einen weiteren Kompetenz- und Verantwortungszuwachs für den Stadtbaurat, was einen Machtzuwachs Kreuzers im Verwaltungsvorstand gleichkommt.

Im Rat hat Weist, soweit das nach einer ersten Beratungsperiode zu bewerten ist, für einen neuen, faireren Ton gesorgt – auch das eine Abkehr von bisherigen Gepflogenheiten. Ungewöhnlich und auffallend ebenso ihre Kritik an der „falschen“ Steuerpolitik der Vorgänger-Stadtregierung. Mängel in den eigenen Reihen benennen – so etwas gab es bislang nicht. Dies zu tun, zeugt von Haltung.

Die AfD verhält sich im Rat der Stadt Gladbeck bislang destruktiv

Die bewies Weist auch Donnerstag im Rat, als sie die AfD zu Recht für ihr provozierendes Auftreten kritisierte. Die AfD, neu im Rat, ist bislang keine Bereicherung. Die Rechtspopulisten fallen bei den meisten Entscheidungen mit Enthaltungen oder Gegenstimmen auf. Zustimmung gibt es nur, wenn es um sie selbst geht. Das ist weder politisch clever, noch erfrischend anders – sondern schlichtweg destruktiv.

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