Gladbeck. Die stärkste Liste im Gladbecker Integrationsrat kritisiert Vorab-Absprachen. Der Kandidat der größten Migrantengruppe habe so keine Chance gehabt.
Der neue Integrationsrat der Stadt Gladbeck hat auf seiner konstituierenden Sitzung am Freitagabend einen neuen Vorsitzenden in geheimer Wahl bestimmt. Mit denkbar knapper Mehrheit von nur einer Stimme wurde Tarik Akin (39) von der SPD-nahen Liste Sozial-Gerecht-Gemeinsam (SGG) gewählt. Das Ergebnis sorgte für Enttäuschung und deutliche Kritik der Alternative Bürger Initiative (ABI), die als größte Liste die türkeistämmigen Bürger der Ditib-Moscheegemeinde vertritt. Ihr Kandidat, Habib Ay, unterlag beim zweiten Urnengang in der Stichwahl.
Das Ergebnis der Kommunalwahl, bei dem ABI 48,8 Prozent der Stimmen für den Integrationsrat geholt hatte, spiegele sich mal wieder nicht im Vorsitz des Gremiums wieder, kritisierte Ratsherr Süleyman Kosar am Ende der Sitzung auch gegenüber Bürgermeisterin Weist. Die SPD habe sich im Vorfeld mit SGG und weiteren Listen abgesprochen, „so dass unser Kandidat keine Chance hatte“. Demokratisch legal möge dieses Vorgehen sein, „aber moralisch ist es fragwürdig“, so Kosar.
Liste ABI unterstützt Grüne Ratsfrau
Dabei drängte sich der Eindruck auf, dass der ABI-Vorsitzende selbst Vorabgespräche geführt hatte. Denn auffällig war, dass die sieben ABI-Vertreter bei der Abstimmung zur Wahl der drei Stellvertretenden des Vorsitzenden nur für Ramona Karatas die Hand hoben. Die Kandidatin ist Ratsfrau der Grünen, mit denen ABI mit weiteren kleinen Fraktionen ein Zweckbündnis für den Rat geschlossen hat. Neben Karatas wurden Furkan Koyutürk von der Liste Bürger Rechte Gladbeck (BRG) und Latifa Aouragh (SGG) gewählt.
Der neue Integrationsratsvorsitzende, Tarik Akin, versuchte dann etwas Druck aus der in Teilen angespannten Stimmung zu nehmen. Er regte an, sich für die Bestimmung der Integrationsratsvertreter für die Ratsausschüsse sowie für die Gremien der Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Migrantenvertretungen NRW etwas Zeit zu nehmen und diese auf die kommende Sitzung des Gremiums am 16. Dezember zu verschieben.
Der Integrationsrat stimmte dem zu. Bis zum 6. Dezember können die gewählten Listen jetzt Kandidaten vorschlagen.