Gladbeck. Coronabedingt fallen Aktionen zum Tag gegen Gewalt an Frauen aus. Dabei ist das Thema wichtiger denn je. Das plant die Frauenberatung Gladbeck.
Jedes Jahr am 25. November rückt am Tag gegen Gewalt an Frauen das Thema wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Frauenberatungsstelle macht in Gladbeck traditionell mit Aktionen darauf aufmerksam. Doch die müssen in diesem Jahr ausfallen. Dabei wäre in Zeiten von Corona wichtiger denn je, Gewalt gegen Frauen zu thematisieren – denn die Situation hat sich zugespitzt.
Was trotz Corona bleibt, ist die Fahnen-Aktion am Rathaus. „Mittwochvormittag werden die Fahnen gehisst. Auch andere Institutionen, wie Caritas, Kinderschutzbund und Mädchenzentrum, sind aufgerufen, sich zu beteiligen“, sagt Saskia Meyer, Mitarbeiterin der Frauenberatungsstelle. „Wir haben erst überlegt, noch etwas anderes zu machen, aber im Lockdown light wären weitere Aktionen ein falsches Signal.“
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Beratungsanfragen kommen nun auch über Facebook
Aufmerksam möchte die Frauenberatungsstelle auf das Thema daher in diesem Jahr vor allem online machen. Seit vergangenen Donnerstag bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, beteiligen sich die Mitarbeiterinnen an der Aktion #Schweigenbrechen. Jeden Tag posten sie Plakate mit entsprechenden Sprüchen. Seit dem ersten Lockdown ist die Frauenberatungsstelle bei Facebook aktiv. „Dort können wir ein anderes Publikum ansprechen“, hat Meyer festgestellt. Einige Beratungsanfragen haben die Mitarbeiter schon über das soziale Netzwerk bekommen.
Während des Lockdowns meldeten sich nur wenige Frauen. „Wenn die Kinder den ganzen Tag zu Hause sind, kann man keine Beratungsgespräche führen, auch nicht am Telefon“, weiß Meyer. Dafür seien die Anfragen nach der Öffnung von Kitas und Schulen umso mehr gestiegen. „Wir erleben derzeit, dass die Fälle in gewaltbereiten Beziehungen massiver sind.“ Wenn es woanders keine Entlastung gebe, wie etwa beim Sport oder auf Konzerten, eskaliere es zu Hause häufig noch mehr. Die Frauenberatungsstelle fordert daher einmal mehr, dass Gewalt gegen Frauen enttabuisiert werden müsse. „Das ist nichts, worüber gesellschaftlich gesprochen wird.“
Präventionsstelle gegen sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen gewünscht
„Gewalt ist eine Menschenrechtsverletzung und daher ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Frauen davor zu beschützen“, so Meyer. Die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle sehen Ausbaubedarf, so sei in Gladbeck etwa der Bereich Prävention unterbesetzt. „Es gab jetzt Gespräche mit der Stadt, wir planen eine entsprechende Stelle und wollen dazu beim Land Mittel beantragen.“
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In ihren neuen Räumen will die Beratungsstelle in einem Ladenlokal außerdem einen barrierefreien Frauenraum eröffnen. „Wir wollen den Raum neben eigenen Angeboten auch vermieten, denkbar sind zum Beispiel Yoga-Kurse oder Treffen für Selbsthilfegruppen“, berichtet Meyer von den Plänen.
Auch die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (AsF) fordert eine Stelle zur aktiven Umsetzung der Istanbul-Konvention im Kreis Recklinghausen, die konkrete Hilfsangebote sowie Maßnahmen vor Ort umsetzen kann. „Nur so können wir Frauen in Gladbeck und im Kreis helfen“, so Vorsitzende Nina Krüger. Auch die AsF Gladbeck nimmt den Tag zum Anlass, um an das Schicksal zahlreicher Frauen zu erinnern und auf die tägliche Gewalt aufmerksam zu machen. „Wir müssen mehr darüber sprechen und auf die Angebote für Frauen in Not wie das Hilfe-Telefon (08000-116 016) aufmerksam machen“, so Bettina Willing, stellvertretende AsF-Vorsitzende. Coronabedingt muss auch die geplante Aktion der AsF in der Fußgängerzone zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausfallen. Stattdessen haben die Frauen das Schaufenster des SPD-Büros am Goetheplatz 11 mit Informationen rund um das Thema gestaltet.