Gladbeck. Bei der konstituierenden Ratssitzung in Gladbeck ist Weist (SPD) vereidigt worden. Die AfD überraschte den Stadtrat bei der Stellvertreter-Wahl.
Bei der konstituierenden Sitzung des Stadtrates ist Bettina Weist (SPD) am Donnerstagnachmittag als Bürgermeisterin vereidigt worden. Die Sitzung fand coronabedingt nicht im traditionellen Ratssaal, sondern in der Stadthalle statt. Die neue Bürgermeisterin in Gladbeck warb dafür, dass die Werte Respekt, Toleranz und Freundlichkeit „Leitlinie unserer gemeinsamen Arbeit werden“. Bei der Wahl der stellvertretenden Bürgermeister sorgte die AfD gleich für eine Wende.
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Trotz der vorherigen Behauptung von CDU und AfD, keine gemeinsame Sache machen zu wollen, ist CDU-Parteivorsitzender und stellvertretender Bürgermeister-Kandidat Dietmar Drosdzol offensichtlich mit Stimmen der AfD zum zweiten Stellvertreter gewählt worden. Im ersten Wahlgang erhielt die CDU mit ihrem Kandidaten 19 der insgesamt 53 Stimmen. 14 Sitze hat die CDU im neuen Stadtrat. Die AfD kommt auf fünf Sitze. SPD-Kandidat Norbert Dyhringer bekam 19 Stimmen, die Fraktion hat 20 Sitze.
Norbert Dyhringer und Dietmar Drosdzol mussten in die Stichwahl
Die gemeinsame Liste von Grüne, Linke, FDP und ABD mit den beiden Kandidaten Simone Steffens (Grüne) und Udo Flach (BiG) kam auf 14 Stimmen, genau die Anzahl der Stärke der gemeinsamen Liste. Eine der insgesamt 53 Stimmen (52 Ratsmitglieder und Bürgermeisterin Bettina Weist) war ungültig. Dyhringer und Drosdzol mussten in die Stichwahl. Dabei kam Dyhringer auf 32 Stimmen und wurde somit erster und Drosdzol mit 20 Stimmen zweiter stellvertretender Bürgermeister.
AfD-Fraktionsvorsitzender Marco Gräber wollte sich auf Nachfrage der WAZ nicht äußern und berief sich darauf, dass die Wahl geheim war. Entgegen seiner vorherigen Ankündigung, sich enthalten zu wollen, habe sich die Fraktion umentschieden. Warum und für welchen Kandidaten, wolle er der WAZ „nicht auf die Nase binden“, so Gräber. Dietmar Drosdzol war am Abend nicht mehr für die WAZ zu erreichen.
Weist warb für eine Koalition der Mutigen und Offenen
Bettina Weist forderte die Ratsmitglieder in ihrer Antrittsrede zuvor dazu auf: „Lassen Sie uns gemeinsam für unsere Stadt das Beste erreichen: In einer Koalition der Mutigen, der Offenen, der Demokratinnen und Demokraten.“ Der neue Stadtrat beginne in schwierigen Zeiten: Die Corona-Krise habe die Welt und auch Gladbeck noch immer im Griff und werde „noch lange alles von uns abverlangen.“ Aber auch abseits der Pandemie müssten in den kommenden fünf Jahren die Weichen neu gestellt werden, sei es etwa beim Kita-Ausbau, beim Zukunftsprojekt A 52, oder bei einer nachhaltigen und grünen Stadtentwicklung mit einem besseren Radverkehr.
Erste hauptamtliche Bürgermeisterin
Bettina Weist ist die erste hauptamtliche Bürgermeisterin der Stadt Gladbeck. Die 52-Jährige steht an der Spitze der Verwaltung und sitzt dem Stadtrat vor.
In diesem sind Frauen mit einem Anteil von gut 20 Prozent allerdings unterrepräsentiert. „Es wird immer gesagt, die Hälfte der Macht gehört den Frauen“, so Alterspräsidentin Elke Marita Stuckel-Lotz. Davon sei der Stadtrat allerdings weit entfernt.
Der neue Stadtrat starte mit einem Novum: ohne Mehrheitskoalition. „Wir werden unsere Entscheidungen daher sachbezogen treffen, Mehrheiten immer wieder neu suchen, als Verwaltung mit unseren Argumenten überzeugen müssen. Dazu müsse sich besser abgestimmt sowie mehr und offener miteinander geredet werden. „Eigentlich ist das kein schlechtes Vorhaben“, so Weist. „Lassen Sie uns mutig sein und diesen neuen Weg konstruktiv bestreiten.“
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Dabei appellierte sie: „Wir können in der Sache hart miteinander diskutieren, sollten aber nie die Achtung voreinander verlieren.“ Auch Alterspräsidentin Elke Marita Stuckel-Lotz, die die Sitzung mit einer Rede eröffnet hatte und Weist offiziell vereidigte, hofft auf „lebhafte Debatten und einen respektvollen Umgang“. Stuckel-Lotz forderte die Ratsmitglieder auch dazu auf, gemeinsam daran zu arbeiten, dass mehr Gladbecker wieder Vertrauen in die Politik gewinnen. Sie bezog sich dabei auf die niedrige Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl im September. Alle Kräfte zum Wohle der Stadt müssten gebündelt werden, Klimaschutz etwa müsse Chefinnen-Sache werden. Der neuen Bürgermeisterin und ersten Frau an der Spitze der Stadt wünschte sie eine „glückliche Hand zum Wohle der Bürger“.