Gladbeck. Kreis kann Kontaktpersonen aus Kapazitätsgründen nicht mehr sofort anrufen. Krankenhaus fühlt sich auf weiter steigende Zahlen gut vorbereitet.

Die Zahl der Corona-Fälle in Gladbeck bleibt hoch. 17 Neuinfektionen meldete der Kreis am Freitag, der Inzidenzwert blieb bei 125,6. Die Zahl der aktuell Infizierten lag bei 140. Im Kreisgesundheitsamt ist die Kapazitätsgrenze indes nun eindeutig erreicht.

In den vergangenen Tagen wurden den Mitarbeitern dort täglich zwischen 80 und 100 Neuinfektionen gemeldet. Das habe einen hohen Arbeits- und Rechercheaufwand zur Folge. Daher kann das Team der Kontaktnachverfolgung derzeit nicht mehr kurzfristig die Kontaktpersonen telefonisch informieren.

Diejenigen, die engen Kontakt zu einem positiv Getesteten hatten, würden zwar weiterhin schriftlich informiert und bekämen eine Quarantäne-Verfügung. Der Anruf vom Gesundheitsamt, den es üblicherweise in den vergangenen Monaten begleitend dazu gab, könne allerdings häufig erst einige Tage später erfolgen. Positiv Getestete würden weiterhin schnellstmöglich vom Gesundheitsamt angerufen, so der Kreis. Diejenigen von ihnen, die nicht telefonisch vom Gesundheitsamt erreicht wurden, können sich für Nachfragen am Samstag und Sonntag, jeweils zwischen 10 und 14 Uhr, im Gesundheitsamt melden: 02361/532515.

Sieben Patienten im St. Barbara-Hospital befinden sich auf der Isolierstation


Trotz weiter steigender Corona-Fallzahlen sei die Lage im St.-Barbara-Hospital „überschaubar“, so Dr. Heinz-Dieter Oelmann, Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor. Sieben Patienten befinden sich derzeit auf der eigens eingerichteten Isolierstation. Auf der Intensivstation muss niemand behandelt werden. „Toi, toi, toi“, so Oelmann.

Im St. Barbara-Hospital lagen am Freitag sieben positiv auf das Corona-Virus getestete Patienten auf der Isolierstation.
Im St. Barbara-Hospital lagen am Freitag sieben positiv auf das Corona-Virus getestete Patienten auf der Isolierstation. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen habe das Krankenhaus aber bereits vorgesorgt und die Isolierstation von zwölf auf 30 Betten aufgestockt. Möglich wäre außerdem, die derzeit zwei für Corona-Patienten vorgesehenen Betten auf der Intensivstation auf 30 zu erweitern. „Wir haben alles trainiert und sind nicht unvorbereitet.“ Erfahrungswerte aus dem Frühjahr gäben nun Sicherheit: „Wir haben nicht umsonst lange vor Anordnung des Kreises das Besuchsverbot wieder eingeführt“, so Oelmann. Operationen könnten wie geplant stattfinden, auch bei der Schutzausrüstung seien – anders als noch im Frühjahr – keine Mängel abzusehen.

Inzwischen höre Oelmann auch wieder von Reinfektionen. „Wir müssen weiterhin wachsam sein und uns an Maßnahmen wie Abstand halten, Hände waschen und Maske tragen halten“, appelliert er.

Wirt in Gladbeck musste coronabedingt aufgeben

In Gladbeck hat indes der erste Wirt coronabedingt aufgeben müssen: Die Cocktailbar „Lumumbar“ an der Horster Straße in der Innenstadt ist geschlossen. Sebastian Lokajczyk hatte die Bar 15 Jahre geführt. „Das war mein Lebenswerk“, sagt der 40-Jährige. Coronabedingt habe er jedoch nur noch höchstens 20 Prozent seines Umsatzes machen können. „Da kein Ende der Corona-Beschränkungen in Sicht ist, habe ich beschlossen, dass es keinen Sinn macht, mein ganzes Eigenkapital zu investieren.“ Viele Stammgäste seien enttäuscht und traurig gewesen. „Es gab auch Tränen.“ Aber: Lokajczyk hat bereits ein neues Standbein. Er konzentriere sich nun auf seine Sanierungsfirma, die er bereits parallel zu seiner Bar gehabt habe. Jetzt steht nur noch an, das Ladenlokal auszuräumen. Dann ist Schluss.

Gastronomen sind von der Sperrstunde betroffen

Die eingeführte Sperrstunde macht auch weiteren Gastronomen zu schaffen. Wie Ministerpräsident Armin Laschet am Freitagnachmittag mitteilte, müssen Lokale in Risikogebieten um 23 Uhr schließen. „Das kann der Todesstoß sein“, sagt Ursula Hallay, Wirtin des Musikpubs an der Eikampstraße. „Gerade am Wochenende ist von 22 bis 2 oder 3 Uhr die beste Zeit.“ Die Sperrstunde sei „sehr schwierig“. Sie überlege nun, zusätzliche Angebote zu machen, etwa Frühschoppen am Sonntagmorgen. „Man muss ja irgendetwas machen.“

Auch Ruth Herberhold, seit 1996 Inhaberin des Cafés Goethestraße, macht die Situation Angst. „Aber ich versuche, mich nicht davon bestimmen zu lassen.“ Seit der Wiedereröffnung der Gastronomie nach dem Lockdown habe sie ohnehin schon immer um 0 Uhr geschlossen. „Es wurde mir zu kritisch, wenn die Gäste mit zunehmender Stunde betrunkener wurden. Dann wird es schwierig, dazwischen zu gehen.“ Daher halte sie auch die Sperrstunde für sinnvoll. Mit steigenden Infektionszahlen bemerke sie inzwischen auch wieder einen Besucherrückgang.

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Die 47-Jährige geht davon aus, dass die Restaurants und Kneipen bald ohnehin wieder schließen werden müssen. „Die Zahlen werden explosionsartig steigen“, vermutet sie. Wenn es keine staatliche Unterstützung gebe, werde sie auf Dauer ihr Lokal nicht halten können. Auf Rücklagen kann sie nicht zurückgreifen. „Ich versuche, so lange wie möglich durchzuhalten.“