Gladbeck. Schon im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 wird es spannend. Der Gladbecker Michael Hübner könnte seinen Parteifreund Michael Gerdes herausfordern.
Kaum ist die Kommunalwahl gelaufen, schon gerät die Bundestagswahl auf lokalpolitischer Ebene in den Fokus. Einige Stadtverbände im Kreis Recklinghausen haben bereits ihre Kandidaten öffentlich positioniert. Der Bundestag wäre auch eine politische Option für den Gladbecker Michael Hübner (47, SPD), der bekanntlich mit einem Prozent Abstand bei der Stichwahl zum Landrat unterlag. Der bisherige SPD-Fraktionschef ist auch im Rat der Stadt nicht mehr vertreten. Er kann künftig zudem nicht mehr auf sein Landratsmandat bauen wie bisher, da der beabsichtigte Neuzuschnitt der Landeswahlkreise sein „Hoheitsgebiet“ Gladbeck aufteilen und Bottrop sowie Gelsenkirchen zuschlagen könnte.
Bislang sind alle Bundestags-Wahlkreise im Kreisgebiet seit Jahrzehnten in SPD-Hand. Die Kandidatenkür für die Wahl 2021 will der SPD-Kreisverband noch dieses Jahr entscheiden, die Wahlkreisdelegiertenkonferenz ist für den ersten Dezember terminiert. Der Kreisverbandsvorsitzende Frank Schwabe (49, Castrop-Rauxel) hält seit 2005 das Mandat im Wahlkreis Recklinghausen I (Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Waltrop). Schwabe hat sich noch nicht offiziell geäußert, bislang ist aber nicht davon auszugehen, dass er nicht mehr zur Wahl antreten will. Seine Position auf SPD-Kreisebene ist allerdings nach der Kommunalwahl geschwächt, da die SPD nicht mehr stärkste Fraktion werden konnte.
Zwischen SPD-Kandidaten wird es zur Kampfkandidatur kommen
Klar ist bereits, dass der Wahlkreis Recklinghausen II (Marl, Datteln, Haltern am See, Herten und Oer-Erkenschwick) einen neuen SPD-Kandidaten benötigt, da der Wahlkreisabgeordnete Michael Groß (64, Marl) nicht mehr antreten will. Der SPD-Stadtverband Marl ist schon aktiv geworden und schlägt einstimmig seinen Vorsitzenden Brian Nickholz (30) vor. Schon jetzt ist aber klar, dass es wohl zu einer Kampfkandidatur kommt, denn die Halterner SPD will Beate Pliete (55) als Kandidatin nominieren, die vergeblich Bürgermeisterin der Seestadt werden wollte.
Wahlkreis könnte auch die CDU gewinnen
Welcher SPD-Kandidat für den Wahlkreis Bottrop-Recklinghausen III auch aufgestellt wird, dieser kann nicht davon ausgehen, dann auch per se in den Bundestag einzuziehen.
Denn eine SPD Hochburg mit Direktmandat ist der Wahlkreis Bottrop-Recklinghausen III schon seit der ersten Kandidatur von Michael Gerdes 2009 nicht mehr.
Der Wahlkreis könnte auch an die CDU verloren gehen, denn schon 2017 konnte sich der Bottroper Gerdes (36,8 %) nur noch knapp vor seinem CDU-Herausforderer Sven Volmering (33,6 %) behaupten.
Auf eine Kampfkandidatur wird es auch hinauslaufen, sollte Michael Hübner Ambitionen zeigen, im Wahlkreis Bottrop-Recklinghausen III (Bottrop, Gladbeck, Dorsten) anzutreten. Abgeneigt ist er jedenfalls nicht, sich für die Wahl zum Bundestag als Kandidat aufstellen zu lassen. „Das ist ein Mandat, das mich reizen könnte“, sagt Hübner auf Anfrage der Redaktion. Weil er in Berlin, wie schon im Landtag, so „als starke Stimme des Ruhrgebiets der Region weiter Gehör verschaffen könnte“. Im Wahlkreis Bottrop-Recklinghausen III anzutreten sei dann folgerichtig, „da Gladbeck und Dorsten für den Landtag bereits mein Wahlkreis sind“. Bisheriger Mandatsinhaber ist Parteifreund Michael Gerdes (60, Bottrop), der aber nicht gedenkt abzudanken. „Ich werde auf jeden Fall noch einmal kandidieren, da ich denke, gute Arbeit geleistet zuhaben, mich fit fühle und motiviert bin, politisch in Berlin weiterzumachen“, so Gerdes im Telefongespräch mit der WAZ. Dass Hübner kandidieren wolle, sei ihm auch nicht bekannt, „darüber hat er mit mir nicht gesprochen“.
Die SPD in Bottrop steht einstimmig hinter Michael Gerdes
Für eine Kandidatur müsste Hübner auch erst einmal von einem Stadtverband nominiert werden. Dazu habe es „bislang keine Gespräche gegeben“, sagt der Gladbecker-Stadtverbandsvorsitzende Jens Bennarend. Grundsätzlich halte er einen Gladbecker Bundestagsabgeordneten aber „für eine gute Option“. Und eigentlich sei ein Bundestagskandidat aus Gladbeck auch an der Reihe. Denn es habe mal eine Absprache zwischen Gladbeck und Bottrop gegeben, „aufgrund des gemeinsamen Wahlkreises wechselseitig Kandidaten für den Bundestag aufzustellen“. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der letzte SPD-Bundestagsabgeordnete aus Gladbeck von 1965 bis 1980 Johann „Hans“ Wuwer war, seitdem wurden stets Bottroper Kandidaten aufgestellt.
In Dorsten würde man eine Kandidatur Hübners wohl auch unterstützen, meint die kommissarische Stadtverbandsvorsitzende Marina Talaga. Der Stadtverband habe das letzte Wort, sie vermute, dass die Mehrheit wohl für Hübner sein könnte, „da einige Ortsvereine die mangelnde Präsenz von Michael Gerdes in Dorsten“ kritisiert hätten. Der SPD-Unterbezirk Bottrop habe sich „bereits einstimmig für die Nominierung von Michael Gerdes ausgesprochen“, so Unterbezirksvorsitzende Sonja Voßbeck auf Anfrage. Gerdes habe „einen guten Job gemacht“ und das volle Vertrauen der Bottroper Delegierten. Eine Kampfabstimmung zwischen Hübner und Gerdes könnte so spannend werden, da sich die Delegierten aus Bottrop und Gladbeck mit Dorsten von der Stimmenanzahl nahezu ausgleichen. „Wenn alle aus Dorsten und Gladbeck für Michael Hübner stimmen, müsste er aber knapp vorn liegen“, sagt Jens Bennarend.