Gladbeck. Der Gladbecker Landwirt Thomas Notthoff bietet auf seinem Hof 60 Kürbissorten an. Für ihn ist der Anbau der großen Früchte auch eine Berufung.

Nach Größe sortiert säumen Kürbisse die Auffahrt zum Hof von Thomas Notthoff in Ellinghorst. Etwa 20 Meter weit reihen sie sich aneinander, zwischen blassorangen und knallroten finden sich auch dunkelgrüne Kürbisse. Kurz nach dem Erntedankfest vergangenen Sonntag startet auf dem Hof nun die Halloween-Saison. Am Eingang des Tors wartet so ein maskierter Kürbis-Mann auf Besucher, wenige Meter weiter winkt im Kürbis-Haufen ein gruseliges Skelett.

Ein gruseliger Knochenmann begrüßt die Kunden inmitten der Kürbisse.
Ein gruseliger Knochenmann begrüßt die Kunden inmitten der Kürbisse. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Thomas Notthoff ist Landwirt der dritten Generation, vor 28 Jahren hat er den Gemüsehof von seinem Vater übernommen. Neben diverser anderer Obst- und Gemüsesorten, die er auf Wochenmärkten in Marl verkauft, hat er einen persönlichen Liebling: den Kürbis in allen Formen und Farben. „Als ich angefangen habe den Hof zu leiten, schwappte gerade dieser Halloween-Hype aus Amerika auch rüber ins Ruhrgebiet.“ Ein Grusel-Hotspot und Vorreiter nach amerikanischem Vorbild war auch der damalige Warner-Movie-Park in Kirchhellen. Der Freizeitpark orderte bis zu seiner Übernahme durch andere Investoren bei Notthoff Kürbisse in großen Mengen, um das Terrain herbstlich-gruselig zu dekorieren. Halloween kam in Mode, „so dass die Kinder auch hier verkleidet um die Häuser gezogen sind, mit der Bitte um Süßes und die Discos angefangen haben, Halloween-Partys zu machen“, sagt Notthoff.

Heimische Kürbissorten sind blasser und flacher als der US-Gruselkürbis

Damals bauten die Notthoffs als einzige in der Umgebung den amerikanischen Speisekürbis an. Dieser eignet sich laut Notthoff am besten für die klassischen Kürbislaternen mit Gruselgesicht: „Das liegt an der kräftigen Farbe und dem großen Hohlraum. Dadurch kann man ihn besser schnitzen.“ Seine 8-jährige Nichte hat bereits vorgelegt. Auf einer Schubkarre neben der Auslage sitzt ihr Werk: ein kleiner, ausgehöhlter Kürbis mit finster-dreinblickenden Gesicht. Notthoff hat auch heimische Kürbissorten im Angebot, die sind aber deutlich blasser und flacher als der klassische US-Gruselkürbis.

Böser Blick: Ein geschnitzer Kürbis, wie er gerne zu Halloween vor Haustüren dekoriert wird.
Böser Blick: Ein geschnitzer Kürbis, wie er gerne zu Halloween vor Haustüren dekoriert wird. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Corona-Pandemie macht aber auch dem Gemüsebauern zu schaffen. Viele Stammkunden des Hofes sind dieses Jahr kaum zum Einkauf vorbeigekommen. Die Bauern selbst konnten keine gemeinsamen Erntedankfeiern ausrichten, Disco-Clubs auch keine Halloween-Partys. Notthoff setzt für seine diesjährige Ernte deshalb auf die Wochenmärkte und auf Besucher, die doch auf seinem Hof vorbeikommen. Wie Brigitte Gleiss und ihr Mann. Am Montagvormittag fahren sie durch leichten Nieselregen auf den Hof. „Ich hole hier jedes Jahr zwei bis drei Kürbisse und dekoriere damit unsere Eingangstür“, berichtet sie, bevor sie die verschiedenen Sorten anschaut. Schnitzen möchte sie nicht, ihr gehe es um die Herbststimmung, nicht ums Halloweenfest. Sie entscheidet sich für einen kleinen bunten Zierkürbis und einen großen Speisekürbis.

Die Kürbiszucht ist aufwendig und mühsam

Die Kürbiszucht selbst sei aufwendig, erzählt Landwirt Notthoff. Rund 20 Hektar seiner Felder sind für Kürbisse reserviert. Notthoff und seine Lebensgefährtin ziehen die jungen Pflanzen zunächst in einem Treibhaus auf, dann werden die Setzlinge einzeln ins Feld ausgebracht. Da die Pflanzen Ranken bilden, kann man Unkraut nicht mit einer Maschine bekämpfen, stattdessen ist Handarbeit mit der Harke gefragt. „Nach etwa 100 Tagen kann man den Kürbis dann ernten, ebenfalls händisch.“ Dazu fährt Notthoff mit einem kleinen Traktor über das Feld und sammelt die reifen Früchte ein. Für Thomas Notthoff nicht nur Arbeit, sondern auch Leidenschaft: „Ich habe Spaß an den Kürbissen, es ist ein bisschen wie eine Berufung.“