Gladbeck. Die Vivianum GmbH will auf dem Gelände der ehemaligen Zechensiedlung besondere Wohngruppen anbieten. Eine für Kinder mit intensivem Pflegebedarf.

Die Vivianum Wohnen GmbH mit Sitz in Oberursel will auf dem Gelände der ehemaligen Schlägel & Eisen-Siedlung in Gladbeck-Zweckel ganz besondere Wohnformen einrichten. Das Pflegeunternehmen wird erster großer Mieter des Investors, um Wohngemeinschaften für insgesamt 36 pflege- und hilfebedürftige Bewohner anzubieten, darunter eine Wohngruppe für Kinder. Dies teilt Geschäftsführer Rolf Klinkhammer für die Schlägel & Eisen-Projekt GmbH mit.

So etwa soll das Vivianum Gebäude mit Intensivpflege-Wohngemeinschaften aussehen.
So etwa soll das Vivianum Gebäude mit Intensivpflege-Wohngemeinschaften aussehen. © Klinkhammer / Heitkamp ArchitektenBilder im Rahmen der Berichterstattung zum Thema frei gegeben | Klinkhammer /Heitkamp Architekten

Obgleich die Verträge dazu schon im Sommer gezeichnet worden seien, „wollten wir mit der Bekanntmachung abwarten, bis die erste Baugenehmigung vorliegt“, so Klinkhammer. Die Projekt GmbH errichtet das Gebäude, die Vivianum ist Mieter für die drei Pflegegesellschaften, die unter ihrem Dach die Wohngruppen betreiben werden. Da der Bedarf bestehe, sei es Ziel der Vivianum, „in Gladbeck drei unterschiedliche Wohngruppen mit je zwölf Plätzen für Menschen aller Altersbereiche auch mit intensivem pflegerischen Bedarf anzubieten“, so Geschäftsführer Thimo Korpok. Im Erdgeschoss sollen Senioren des Pflegegrades II bis V auch mit dementiellen Beeinträchtigungen wohnen und betreut werden. Im ersten Obergeschoss entstehen zwölf Intensivpflegeplätze für Menschen unterschiedlichen Alters, im zweiten Obergeschoss ein neues Heim für Kinder mit Beeinträchtigungen und Pflegebedarf. Zudem sind noch frei vermietete Appartements im Gebäude geplant.

Die Wohngruppen sollen Mitte 2022 bezogen werden

120 Miet- und Eigentumswohnungen geplant

Zunächst hatten die Borkener Projektentwickler mit der Arbeiterwohlfahrt (Bezirksverband Westliches Westfalen) als Partner den Bau eines Seniorenzentrums auf dem Gelände der ehemaligen Zechensiedlung in Gladbeck geplant. Hier scheiterten letztlich die Verhandlungen nach fast zwei Jahren Planungsarbeit Anfang des Jahres 2020.

Insgesamt sollen am Standort sukzessive Wohnhäuser mit rund 120 Eigentums- und Mietwohnungen entstehen, 33 davon sozial gefördert. Vor Klinkhammer & Co. waren zwei Investoren an der Umsetzung ihrer Pläne für die einstige „Geistersiedlung Schlägel & Eisen“ gescheitert, in der die letzten Mieter 2013 ausgezogen waren.

Jede der drei Wohngemeinschaften sei im Grundriss identisch aufgebaut, „mit Zimmern von je 20,6 Quadratmetern Größe plus eigenem Bad von fünf Quadratmetern“. Hinzu kämen Wirtschafts- und gemeinsame Aufenthaltsräume pro Wohngruppe. „Wir gehen davon aus, das Gebäude Mitte 2022 beziehen zu können“, so Thimo Korpok. In den geplanten Wohngruppen sollen im pflegerischen wie hauswirtschaftlichen Bereich insgesamt gut 40 Arbeitsplätze entstehen. Für Stellen- wie Mietanfragen sei es zum jetzigen Zeitpunkt aber noch zu früh. „Uns ist es wichtig, den Bewohnern - egal welche Einschränkungen sie haben - ein sicheres Zuhause zu bieten. Eine wohnliche Atmosphäre in Verbindung mit pflegerischer Versorgung für Menschen und deren Angehörige zu schaffen, ist Teil des Gesamtkonzeptes“, erklärt Vivianum-Mitbegründer Dr. Jorgen Feldmann.

Die Baukörper in den Planunterlagen (Ausschnitt) tragen die Namen ehemaliger Zechen. Das Mehrfamilienhaus „Minister Stein“ soll als erstes errichtet werden.
Die Baukörper in den Planunterlagen (Ausschnitt) tragen die Namen ehemaliger Zechen. Das Mehrfamilienhaus „Minister Stein“ soll als erstes errichtet werden. © Klinkhammer / Heitkamp ArchitektenBilder im Rahmen der Berichterstattung zum Thema frei gegeben | Klinkhammer /Heitkamp Architekten

Rolf Klinkhammer ist zuversichtlich, dass mit der finanziellen Sicherheit des Mietvertrages und dem Vorliegen der ersten Baugenehmigung der Startschuss für die Neubebauung der ehemaligen Schlägel & Eisen-Siedlung zügig erfolgen kann. „Wir möchten im Oktober, spätestens November mit den Arbeiten beginnen.“ Das erste Gebäude, das entstehen soll, ist ein Mehrfamilienhaus mit Mietwohnungen über vier Etagen an der Bohnekamp-/ Ecke Schlägelstraße.

Die geplanten Baukörper tragen Namen ehemaliger Zechen

Um an die Bergbautradition zu erinnern, trägt der Großteil der auf dem 16.000 Quadratmeter Areal vorgesehenen neun Baukörper in den Planungsunterlagen Namen einst tätiger Zechen. Der erste Neubau heißt „Minister Stein“, weitere „Ewald“ oder „Zollverein“. An eine Gladbecker Zeche soll das für sozialen Wohnungsbau vorgesehen Gebäude an der Bohnekampstraße erinnern: „Zweckel“. Für „Minister Stein“ ist eine Bauzeit von 18 Monaten veranschlagt. Der Vivianum Bau wird später folgen, „da hier noch weitere Detailfragen im Bebauungsplan zu klären sind, etwa der Brandschutz“, so Rolf Klinkhammer.