Gladbeck. Bedingt durch die Corona-Pandemie findet viel Wahlkampf online statt. So unterschiedlich nutzen die Parteien in Gladbeck das Netz. Ein Vergleich.
Der Kommunalwahlkampf fällt coronabedingt anders aus als gewohnt. Keine Podiumsdiskussionen, kein Kräftemessen mit dem politischen Gegner und ein eingeschränkter Haustür-Wahlkampf. Bleiben Plakate, die Infostände – und der Online-Auftritt, um die Bürger von sich zu überzeugen. Doch wie aktiv sind die Parteien und die Bürgermeisterkandidaten in den sozialen Netzwerken? Und wieviel Beachtung findet ihre Botschaft auf Facebook, Instagram und Co? Wir haben nachgeschaut.
Für Werbung auf Facebook geben überwiegend die größeren Parteien Geld aus
Eines schon mal vorne weg: Je kleiner die Partei, desto dünner fallen in der Regel die Spuren aus, die sie aktiv in den sozialen Netzwerken hinterlassen. Für bezahlte Werbung auf Facebook wird meist kein Geld ausgegeben. Und was noch erschwerend hinzu kommt: Wer erst seit kurzem bei Facebook angemeldet ist, hat es entsprechend schwer, überhaupt noch eine Reichweite aufzubauen, also potenzielle Wähler zu erreichen. Und für alle Parteien und Kandidaten gilt: Ein wirklicher Austausch mit dem Wähler findet online kaum statt. Da muss dann doch wohl noch ganz klassisch das Gespräch am Infostand herhalten.
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Recht komfortabel ist die Ausgangsposition der SPD Gladbeck und ihrer Bürgermeisterkandidatin Bettina Weist im Netz. Die Seite von Weist ist auf Facebook seit April 2020 aktiv, außerdem hat sie einen Internet-Blog und ist auf Instagram und Youtube. 2131 Menschen haben die Facebookseite von Weist abonniert (2054 Gefällt-mir-Angaben). Für Wahlwerbung in diesem sozialen Netzwerk hat die Bürgermeisterkandidatin der Sozialdemokraten seit Mai bereits über 2700 Euro ausgegeben. Dafür wurden 17 Anzeigen geschaltet. Unterstützung erhält ihre Seite durch die Facebook-Auftritte der SPD Gladbeck (927 Abonnenten) und die ebenfalls dort vertretenen Ortsvereine sowie der Gladbecker Jusos (508 Abos).
SPD und CDU sind gut in den sozialen Netzwerken unterwegs
Schwere Konkurrenz macht der Kandidatin der SPD im Netz CDU-Bürgermeisterkandidat Dietmar Drosdzol. Seine Seite auf Facebook ist zwar erst im Juli 2020 an den Start gegangen. Doch kommt er dennoch mit 2801 (2683 Gefällt-mir-Angaben) auf mehr Abonnenten als Bettina Weist. Auch Drosdzol unterhält einen eigenen Blog, nutzt Instagram und Twitter. Für Wahlwerbung auf Facebook hat er bislang 230 Euro ausgegeben und dafür 25 Anzeigen geschaltet. Seine Inhalte erfahren zusätzliche Verbreitung auf Facebook durch die Seiten der CDU Gladbeck (353 Abonnenten) und die der Jungen Union mit 845 Abos.
Und nun fallen die digitalen Fußabdrücke auch schon kleiner aus: Die Grünen sind zwar schon seit September 2010 auf Facebook aktiv, kommen aber gerade mal auf 339 Abonnenten und 315 Gefällt-mir-Angaben. Für Wahlkampfwerbung wurden um die 400 Euro ausgegeben. Die geringe Reichweite bekommt auch die Seite ihrer Bürgermeisterkandidatin Simone Steffens (seit Februar aktiv, 150 Abos, 140 Gefällt-mir-Angaben, zwei Werbungen für um die 100 Euro) zu spüren.
Zwei Parteien hinterlassen gar keine aktiven Spuren im Netz
Die Gladbecker Linke ist seit Ende 2011 auf Facebook vertreten, kommt aber trotzdem gerade mal auf 655 Abos. Für Werbung wurden knapp über 200 Euro ausgegeben. Informationen über Bürgermeisterkandidat Olaf Jung erhält man über die Homepage der Partei. Privat ist Jung auch auf Facebook unterwegs.
Werbung auf Facebook
Das größte soziale Netzwerk in Deutschland ist nach wie vor Facebook, rund 60 Prozent der Deutschen sind dort unterwegs.
Facebook zeigt über die Seitentransparenz an, wieviel die Parteien und die Bürgermeisterkandidaten für Werbeanzeigen ausgegeben haben und wie viele Nutzer sie gesehen haben.
Ähnlich sieht es bei der FDP aus. Die Partei ist seit 2019 auf Facebook zu finden, Werbung ist nicht geschaltet. Bürgermeisterkandidat Michael Tack hat eine Homepage und nutzt im Wahlkampf seinen privaten Facebookaccount. Die DKP hat eine Homepage und ist erst seit August diesen Jahres auf Facebook – dementsprechend kommt sie gerade mal auf 66 Abos. Informationen über ihren Bürgermeisterkandidaten Gerd Dorka sind im Netz kaum zu finden. Die Alternative Bürger Initiative (ABI) ist seit 2014 auf Facebook, kommt auf über 6500 Abos. Mehr Wahlkampf findet allerdings auf dem Account von Bürgermeisterkandidat Habib Ay statt.
Die AfD Gladbeck nutzt Facebook seit 2018, kommt auf 1763 Abos. Ihr Bürgermeisterkandidat Marco Gräber unterhält seit 2017 eine Facebookseite als Politiker, außerdem twittert er. GBL und BIG sind in den sozialen Netzwerken und im Netz überhaupt nicht zu finden. BIG-Bürgermeistekandidat Udo Flach postet ein wenig Wahlkampf auf seinem privaten Facebookaccount. Die unabhängigen Bürgermeisterkandidaten Markus Kellermann und Ulas Polat nutzen ihre Blogs, Facebook und Instagram (Stand aller Angaben Mittwoch, 9. September).