Gladbeck. Gelungene Premiere des neuen Programms „Jagd auf Rehe“ von Jasmin Tabatabai. Die Sängerin mit persischen Wurzeln verzaubert das Publikum.
Die Release-Tournee der neuen CD von Jasmin Tabatabai und dem David Klein Quartett „Jagd auf Rehe“ wurde Corona-Virus bedingt mehrfach verschoben und so war Gladbeck nun der allererste Termin der Konzertreihe. Es wurde ein andächtiger, besinnlicher wie auch gelungener Start.
„Mega-anstrengend“, das war das Resümee von Organisator Bernd Zimmermann am Samstagabend in der Mathias-Jacobs-Stadthalle kurz vor der Veranstaltung. Für die Umsetzung des Hygiene-Konzepts zum Auftakt des zweiten Halbjahres der Reihe „Fine Art Jazz“ hatten er und seine Partnerin Susanne Pohlen rund zwanzig Arbeitsstunden mehr als sonst für eine Konzertvorbereitung zu bewältigen. „Ohne die ehrenamtliche Hilfe von Mitgliedern aus dem Verein Jazz & Kunst wäre das gar nicht möglich“. Nach dem zeitaufwendigen Einlass des Publikums mit Erhebung von Daten und Sitzplatzzuweisungen überwog dann aber Freude und Stolz. „Gleich eine Deutschland-, ja Weltpremiere zu Beginn“.
Ohren und Seelen des Publikums wurden zärtlich berührt
Dann berührte „Ständchen“, Musik aus der Feder von Franz Schubert und Worte von Ludwig Rellstab, Dichtung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, zärtlich Ohren und Seelen der Zuhörer. „Leise fliegen meine Lieder durch die Nacht zu Dir“, hauchte Tabatabai mit weicher Stimme in das Mikrofon, ganz sanft die Saxophonklänge von David Klein, Olaf Polziehn am Flügel mit träumerischem Anschlag, zurückhaltend pulsierend der Kontrabass von Davide Petrocca und geheimnisvoll dezente Percussion des Schlagzeugers Jean Paul Höchstädter.
Diese gefühlvolle Abstimmung der fünf Musiker bei empfindsamen Liedern fand im Titelsong „Shekare Ahoo – Jagd auf Rehe“ seinen Höhepunkt. Das persische Volkslied, voll Kummer und einsamer Suche nach Linderung eines nicht greifbaren Schmerzes, zeigte eine scheue, tief verletzliche Tabatabai, die eine mystische Atmosphäre herbeizuzaubern weiß. Das Geniale am Programm war der Wechsel zu schwungvollen Titeln, hauptsächlich aus dem Fundus der Hildegard Knef. Hier setzte Tabatabai, die in einer viel höheren Stimmlage singt als das Original, ihre eigenen Akzente. Kein Zufall, dass beide nicht nur Sängerinnen, sondern auch gute Schauspielerinnen sind. Betonung, Aussprache, Artikulation, alles ist ausgeprägter, pointierter gesetzt, von überzeugender Klarheit.
Auch glückliche Jasmin Tabatabai am Ende des Konzerts
Das leichte Jazz-Gewand des Quartetts mutierte in zahlreichen Improvisationen der peppigen Knef-Lieder zu ausgeprägten Standard-Jazz-Sessions, die von spontanem Applaus aus dem Publikum belohnt wurden. Am Ende des Abends stand eine erschöpfte, aber glückliche Jasmin Tabatabai auf der Bühne. „Es war sehr schön, wieder vor Menschen Musik machen zu dürfen“, bedankte sie sich bei Organisatoren und begeisterten Besuchern.Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Gladbeck