Gladbeck. Die Ruine Schwechater Straße 38, Jahrzehnte ein Schandfleck in Gladbeck, wird abgerissen. 2022 beginnt der Neubau des Nahversorgungszentrums.
Die Tage von Gladbecks berühmt-berüchtigter Schrottimmobilie sind gezählt. Ende 2021 soll die Hochhaus-Ruine Schwechater Straße 38 abgerissen sein. Dann beginnt auch direkt der Bau des Nahversorgungszentrums. „Alle Verträge sind unterschrieben, die Tinte ist bereits getrocknet“, verkündete Mittwoch ein sichtlich erleichterter Bürgermeister Ulrich Roland gemeinsam mit Investor Ulrich Hammer von Implementum sowie den Mitgliedern der städtischen Projektgruppe Schwechater Straße im Rathaus.
Alle Verträge zum Verkauf der Schwechater Straße 38 an Implementum sind unterschrieben
„In der letzten Woche haben wir und die bisherigen Mehrheitseigentümer den Kaufvertrag unterschrieben“, erklärt Ulrich Hammer. Schon vorher habe sich Implementum mit den übrigen Eigentümern geeinigt, so dass das Unternehmen nun alle Miteigentumsanteile an dem Hochhaus besitze. Es seien die schwierigsten Verhandlungen gewesen, die er jemals miterlebt habe, ergänzte der Investor noch und fügte hinzu: „Das möchte ich nicht noch einmal machen!“
16 Jahre habe das Hochhaus für Kritik gesorgt, so Ulrich Roland. Um so dankbarer sei man dem Investor, dass er trotz der schwierigen Projektentwicklung seit 2017 bei der Stange geblieben sei. Vor 14 Jahren haben die letzten Mieter der Schwechater Straße ihre Wohnungen räumen müssen – gezwungenermaßen. Da war der Niedergang der einstigen GWG-Immobilie, die in den 80er Jahren an Privatleute verkauft worden war, schon lange besiegelt. 2013 schloss dann der Supermarkt in dem zum Hochhaus gehörenden Geschäftszentrum. Seitdem gibt es im Stadtteil keine Nahversorgung mehr. „Doch nun können wir endlich nach vorne sehen“, so Roland.
Neun bis zwölf Monate werden Entrümpelung und Abriss dauern
Und die Zukunft sieht so aus: Die Ausschreibungen für die Abrissarbeiten hat die Stadt bereits am Mittwoch veröffentlicht. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten starten. Neun bis zwölf Monate wird es dauern, bis die Schrottimmobilie komplett verschwunden ist. Schon allein das Entrümpeln sei ein Kraftakt, und das auch in finanzieller Hinsicht. „In dem Haus gibt es keine Wohnung, die nicht bis zur Decke vollgemüllt ist“, erklärte Martin Plischek, Chef der städtischen Immobilienverwaltung. Auch der Rückbau der Ruine sei kompliziert, da das Gebäude asbestverseucht ist.
Spätestens Anfang 2022 soll dann aber der Bau des eingeschossigen kleinen Einkaufszentrums für den Stadtteil an dieser Stelle beginnen. Als Mieter, die bereits unterschrieben haben, nannte Hammer Rewe (2000 Quadratmeter) und Rossmann (900 Quadratmeter). „Damit sind knapp 60 Prozent der Flächen bereits vergeben“, so der Investor. In Verhandlung sei man zudem noch mit einem Textilgeschäft und einem Schuhhaus. Weitere kleine Läden sollen das Angebot vervollständigen. Der Standort, betonte Bürgermeister Roland, sei attraktiv, da Rentfort-Nord als Stadtteil finanziell gut dastehe und es nahezu keine Konkurrenz gebe.
Der „Block F“ bleibt stehen - da hatte einst auch die Deutsche Bank ihre Filiale
Stehen bleibt der kleine Geschäftskomplex vor dem Hochhaus. In diesem „Block F“ direkt neben der Franziskus-Kirche hatte einst auch die Deutsche Bank – Ausgangsort des „Gladbecker Geiseldramas“ im Jahr 1988 – ihre Räume. Das Geldinstitut hat die kleine Filiale aber direkt nach dem Geiseldrama aufgegeben. Nichts erinnert mehr an das Geschehene. Aktuell befinden sich im „Block F“ noch eine Zahnarztpraxis, eine Rechtsanwaltskanzlei, eine Pizzeria sowie kleinere Läden. Und die Eigentümer dieses Gebäudeteils, so die Stadtverwaltung, haben bereits zugesichert, dass auch der „Block F“ innen und außen aufwändig renoviert werden soll.
Die Abrisskosten
Da die Abrisskosten in Millionenhöhe den Wert des Grundstücks Schwechater Straße 38 bei weitem übersteigen, muss der Investor die Kosten für den Abriss der Ruine nicht alleine tragen. Das Land ist mit einer Fördersumme in Höhe von 1,7 Millionen Euro involviert, und auch die Stadt Gladbeck ist mit einer siebenstelligen Summe dabei.
Das wird in einem städtebaulichen Vertrag geregelt, der den Investor im Gegenzug unter anderem dazu verpflichtet, das Nahversorgungszentrum mindestens zehn Jahre zu betreiben.
Da die Stadt am Abriss beteiligt ist, läuft die Ausschreibung für die Abrissarbeiten ebenfalls über die Stadt, obwohl es sich ja um einen privaten Investor handelt.