Gladbeck. Die OGS-Ferienbetreuung an den Grundschulen in Gladbeck ist in diesem Jahr nicht so stark nachgefragt wie üblich. Ein Grund: Die Corona-Krise.

Die Sonne lässt sich an diesem Vormittag kaum blicken. Von sommerlichen Temperaturen kann auch nicht die Rede sein. Die Jungen und Mädchen in der OGS-Ferienbetreuung an der Wittringer Schule in Stadtmitte stört das aber nicht wirklich. Sie lassen ihrem Bewegungsdrang auf dem Schulhof freien Lauf – und dabei ist es überhaupt nicht wichtig, dass der Sommer gerade kurz Pause macht. 18 Jungen und Mädchen sind am Dienstag zur Ferienbetreuung gekommen. In der Regel sind es 23, die das Angebot an der Grundschule wahrnehmen. Weit weniger auf jeden Fall als in den Jahren zuvor.

Viele Eltern sind verunsichert, haben Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus

Gitta Graefe-Berger geht davon aus, dass das geringere Interesse an den Ferienangeboten coronabedingt ist. „Die Eltern sind verunsichert, haben Angst davor, dass sich ihr Kind mit dem Coronavirus anstecken könnte“, sagt die OGS-Leiterin der Pestalozzischule. Sie ist in diesem Jahr für die Ferienbetreuung an der Wittringer Schule zuständig.

“Sonne, Strand und Mehr!“ lautet das Motto der Ferienbetreuung an der Wittringer Schule. Und so spielt der Sommer zumindest in den Bildern der Kinder eine große Rolle, wenn auch sonst von ihm Dienstag nicht viel zu spüren war.
“Sonne, Strand und Mehr!“ lautet das Motto der Ferienbetreuung an der Wittringer Schule. Und so spielt der Sommer zumindest in den Bildern der Kinder eine große Rolle, wenn auch sonst von ihm Dienstag nicht viel zu spüren war. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

An sieben Grundschulstandorten finden in Gladbeck Ferienangebote für den Nachwuchs statt. Organisiert von den OGS-Teams, aber offen für alle Grundschüler. Doch die Lage ist an allen Standorten gleich: Im Corona-Sommer bleiben viele Kinder den Angeboten fern. „In diesem Jahr sind gut 16 Prozent der Kinder in der Betreuung, im vergangenen Jahr waren es 25 Prozent“, sagt Bettina Weist, Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung. Auch das ein Grund, warum die Stadt die Landesfördermittel in Höhe von insgesamt 75 Millionen Euro zur Durchführung von zusätzlichen Ferienmaßnahmen nicht abgerufen hat.

Um weitere Angebote zu organisieren und auch noch Betreuer dafür zu finden, sei nicht nur die Zeit bis zum Beginn der Ferien viel zu knapp gewesen. Man habe die Plätze aufgrund der geringeren Nachfrage nach einer Ferienbetreuung auch gar nicht gebraucht, so Weist.

Ein Interesse an zusätzlichen Ferienangeboten war nicht vorhanden

Das bestätigt auch Arne Vesper, kommissarischer Rektor an der Wittringer Schule. Man habe, nachdem man von den Fördermitteln erfahren habe, sogar noch speziell die Eltern der Kinder angerufen, die besonders durch die coronabedingte Schulschließung zu kurz gekommen seien. „Bildungsverlierer“ nennt Vesper diese Jungen und Mädchen. Aber ein Interesse an zusätzlichen Ferienangeboten sei im Grunde nicht vorhanden gewesen.

„Viele Eltern haben ja auch schon in den Wochen des Lockdowns alternative Wege für die Kinderbetreuung gefunden, oder sie sind im Homeoffice. Da können die Wochen bis zum Schulbeginn nach dem Sommerferien jetzt auch noch überbrückt werden, ohne ein Ferienangebot in Anspruch nehmen zu müssen“, meint auch Julia Winkelt vom Amt für Bildung und Erziehung. Dass für zusätzliche Ferienangebote im Sommer in Gladbeck kein Bedarf war, bedeutet aber nicht, dass die Fördermillionen des Landes nicht doch benötigt werden. Ganz im Gegenteil. „Wir hoffen da auf eine Ausweitung der Förderkriterien, um das Geld beispielsweise noch in den Herbstferien in Anspruch nehmen zu können“, betont Bettina Weist.

Betreuung unter Beachtung der Corona-Regeln

Die OGS-Ferienbetreuungen und auch die anderen Ferienmaßnahmen der Stadt in den Sommerferien finden natürlich unter Beachtung der geltenden Corona-Regeln statt. Das heißt, es gibt keinen Kontakt der verschiedenen Gruppen untereinander, und auch die Betreuer wechseln nicht. Sie sind ausschließlich für eine Gruppe zuständig. Größter OGS-Träger in Gladbeck ist die Awo.

Bei den Kindern wird auf regelmäßiges Händewaschen geachtet. Findet das Ferienangebot in den Schulräumen statt, gilt das Maskengebot auch für die Kinder.

Aber auch fürs neue Schuljahr sieht die Amtsleiterin Handlungsbedarf, damit beispielsweise die Jungen und Mädchen den Anschluss nicht verlieren, die bislang in der Corona-Krise nicht gut gefördert werden konnten. Darauf hofft auch Arne Vesper. Eine Möglichkeit sehen die Experten in den so genannten Tandemstunden an den Grundschulen. Gemeint sind Unterrichtsstunden, in denen neben den Pädagogen sich auch noch OGS-Mitarbeiter um die Förderung der Kinder kümmern. Diese Stunden, so Weist, müssten aufgestockt werden. Und sie sollten an allen Grundschulen stattfinden. Das ist bislang in Gladbeck noch nicht der Fall. Denn dazu braucht es mehr Leute für den OGS-Bereich – und mehr Geld.