Gladbeck. Volksbank mit ihrer Hauptfiliale in Gladbeck legte 2019 auf allen Geschäftsfeldern zu. Kreditinstitut berechnet für Neukunden bald Negativzinsen.

Die Volksbank Ruhr Mitte bleibt trotz schwieriger Marktverhältnisse auf Wachstumskurs und konnte zuletzt ihr Geschäftsvolumen erneut steigern. Das genossenschaftliche Kreditinstitut, das jetzt sein Geschäftsergebnis für 2019 vorlegte, blickt auf eine deutliche Steigerung der Bilanzsumme um 6,6 Prozent auf rund 2,32 Milliarden Euro. Der Bilanzgewinn, so Volksbankchef Dr. Peter Bottermann, liege mit 3,1 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Damit geht die Volksbank gestärkt in die weiteren Fusionsverhandlungen mit der Volksbank Rhein-Ruhr, die seit Februar laufen und sich "auf einem guten Weg befinden", so Bottermann.

In Gladbeck hatte sich die Volksbank im vergangenen Jahr räumlich kleiner gesetzt und ihre letzten beiden Filialen in Zweckel und Rentfort geschlossen, wo sie seitdem SB-Standorte vorhält. Gleichzeitig wurde die Niederlassung an der Goethestraße mit Millionenaufwand saniert und um das neue digitale Beratungscenter „VB-Next“ mit einem "jungen Angebot für digital-affine Bankkunden" erweitert, so Bottermann. Mit dem Angebot, das gut angenommen worden sei, habe man den Markterfordernissen entsprochen, so Bottermann. 50 der 391 Mitarbeiter arbeiten in Gladbeck, wo die Volksbank 16.500 ihrer 110.000 Kunden betreut.

Vor allem das Firmenkundengeschäft der Volksbank floriert

Zur guten Geschäftsentwicklung 2019 trug laut Volksbank-Bilanz vor allem das Kreditgeschäft bei, das - getrieben vom Firmenkunden-, aber auch vom Baufinanzierungsgeschäft - angesichts weiterhin niedriger Zinsen erfreulich wuchs, so Volksbankchef Bottermann. An neuen Krediten habe man unterm Strich 2019 gut 311 Millionen Euro zugesagt. Die Kundenforderungen stiegen damit um 5,8 Prozent und liegen insgesamt bei rund 1,49 Milliarden Euro. "Die Politik des billigen Geldes wirkt."

Trotz der Nullzinspolitik wuchsen auf der anderen Seite die Kundeneinlagen - und zwar um satte 107,2 Millionen Euro. Fast 1,2 Milliarden Euro liegen, ohne dass das Geld Zinsen bringt, auf Tages- oder Festgeldkonten der Volksbank. Bottermann: „Angesichts der inflationsbedingten Wertverluste empfehlen wir, in Aktien, Fonds und andere substanzorientierte Werte umzuschichten." Die Depotwerte im Wertpapiergeschäft steigerten sich entsprechend deutlich um 13,6 Prozent und erreichten einen Bestand von 780,8 Millionen Euro.

Die Situation für Sparer wird nicht besser - es bleibt bei Null Zinsen

Die Situation wird für Sparer nicht besser: Bei Neukunden wird die Genossenschaftsbank ab 1. August Negativzinsen berechnen - bei Überschreitung der Freibeträge (bei Privatkunden bei Girokonten ab 25.000 Euro und Tagesgeldern ab 100.000 Euro; für Firmenkunden auf Girokonten ab 100.000 Euro und Tagesgeldern ohne Freibetrag). Bottermann: "Bei Bestandskunden wollen wir nur bei sehr hohen Guthaben individuell eine Vereinbarung treffen." Das breite Privatkundengeschäft bleibe damit weiterhin von Negativzinsen ausgenommen, betont der Volksbankchef.

Gut voran gekommen ist die Volksbank bei ihren Fusionsgesprächen mit der Volksbank Rhein-Ruhr (Duisburg, Oberhausen, Mülheim). Nach den ersten Sondierungsgesprächen wurde im Mai ein sogenannter "Letter of Intent" unterzeichnet, mit dem der Einstieg in konkrete Fusionsverhandlungen besiegelt wurde. Angepeilt ist die Fusion im kommenden Frühjahr - und soll dann rückwirkend zum 1. Januar 2021 gelten. Wichtig sei, so Bottermann, dass es ein "klares Bekenntnis zur Beibehaltung der regionalen Identität" gebe mit einer weiterhin dezentral aufgestellten Bank und zwei Hauptstandorten.

>>> Die Volksbank-Vertreter konnten nicht tagen

Die traditionell im Mai tagenden Volksbank-Vertreter konnten aufgrund der Corona-Einschränkungen bislang nicht zusammenkommen. In der 136-jährigen Geschichte der Volksbank Ruhr-Mitte (einst Volksbank Buer) hat es das so noch nicht gegeben.

Der Aufsichtsrat hat stattdessen auf Basis einer gesetzlichen Ausnahmeregelung den Jahresabschluss Ende Juni festgestellt. Wann die Vertreterversammlung tagt, ist noch offen. Die Volksbank Ruhr Mitte zählt 43.042 Mitglieder, in Gladbeck sind es 6194
Mitglieder.

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