Gladbeck. Georg Pohl leitete seit 1993 die Johannes-Kessels-Akademie in Gladbeck. Jetzt geht er in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Matthias Schwark.

An der Johannes-Kessels-Akademie (JKA) Gladbeck schließt Georg Pohl ein Kapitel in der Geschichte der Schule und zugleich in seiner persönlichen Vita. 27 Jahre stand das katholische Berufskolleg unter seiner Leitung, nun verabschiedet sich der 64-Jährige in den Ruhestand. Matthias Schwark schreibt ab 1. August federführend den nächsten Abschnitt an der Einrichtung.

Die beiden Pädagogen sind fast seit Pohls erster Stund’ an der JKA beruflich miteinander vertraut. War es doch der nun scheidende Chef, der seinen jetzigen Nachfolger just 1993 nach Gladbeck holte. Auch in ihrem Werdegang stechen Parallelen ins Auge.

Gladbeck: Georg Pohl und Matthias Schwark arbeiten seit dem Jahr 1993 zusammen

So war weder Pohl noch Schwark das Unterrichten in die Wiege gelegt. Der Vater des 64-Jährigen „hat als Ingenieur bei Krupp gearbeitet“, der des vier Jahre jüngeren Nachfolgers „war Metallarbeiter“. Pohl gesteht sogar mit einem Augenzwinkern, er sei „kein begeisterter Schüler“ gewesen, habe „sich erst in der Oberstufe so richtig wohl gefühlt“. Eines seiner Lieblingsfächer: Pädagogik – ein Omen für die spätere Berufswahl? Erfahrung im Umgang mit jungen Menschen konnte der gebürtige Essener bereits in der kirchlichen Jugendarbeit sammeln.

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Schlüsselübergabe an der Johannes-Kessels-Akademie Gladbeck:  Georg Pohl (links), der einen „großen Schatten wirft“, geht, Matthias Schwark übernimmt.
Schlüsselübergabe an der Johannes-Kessels-Akademie Gladbeck: Georg Pohl (links), der einen „großen Schatten wirft“, geht, Matthias Schwark übernimmt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Katholische Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften sind die Fächer des Vaters von zwei Söhnen, der in Bochum lebt. Dort hat er – wie Schwark – auch studiert. Seine beste Zeit in all den Jahren an der JKA seien die Jahre gewesen, an denen er viel unterrichtet habe. Anfangs waren es rund 100 Schülerinnen, junge Männer waren die Ausnahme. Und sind es auch heute noch, selbst wenn ihr Anteil an den mittlerweile 400 Schützlingen immerhin 15 Prozent ausmacht. Das Lehrerkollegium wuchs von zwölf auf heutzutage 30 Köpfe. Der Kontakt zur Schülerschaft liegt Pohl am Herzen. „Es ist mir wichtig, die jungen Menschen bereits in der Ausbildung zu begleiten“. Ihm ist es ein „zutiefst caritatives Anliegen, Menschen eine gute Ausbildung, verbunden mit christlich-ethischer Wertorientierung, anzubieten“.

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Er und Schwark beschreiben die Atmosphäre am Berufskolleg sogar als familiär. Pohls ehemaliger Stellvertreter Dr. Hans-Josef „Hajo“ Hackstein, der Anfang 2018 in den Ruhestand ging, sagt über seinen früheren Chef: „Ein Vollblut-Pädagoge! Spitze!“ Und hält den Daumen hoch.

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Pohl selbst sind viele Ereignisse unvergessen, darunter die Veränderungen und Erweiterungen, zum Beispiel in den Fachrichtungen Kinderpflege und Sozialassistenz, die Fachoberschule und das Berufliche Gymnasium kombiniert mit der Erzieherausbildung. Da war auch der 50. Geburtstag der Schule. Doch auch Zwischenmenschliches bleibt im Gedächtnis – wie die erste Klassenfahrt nach Berlin: „Kurz nach der Maueröffnung hat uns ein Streetworker in Ecken geführt, die man sonst nicht sieht.“

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Katholisches Berufskolleg

Bei der Johannes-Kessels-Akademie an der Allensteiner Straße 22 handelt es sich um ein katholisches Berufskolleg. Betreiber: der gleichnamige Verein. Namensgeber ist der Priester Johannes Kessels, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem für den Wiederaufbau der Caritas stark machte.

Das Berufskolleg bietet Bildungsgänge für verschiedene Berufe im Sozial- und Gesundheitswesen. Ob ehemalige Hauptschüler oder Abitur-Absolvent: Die Schülerschaft ist gemischt. In ihrer Laufbahn an der Johannes-Kessels-Akademie geht es nicht nur um die Vermittlung von Wissen, sondern auch um die persönliche Entwicklung. Weitere Informationen und Kontakt: http://www.jka-essen.de/jkagladbeck/jka-gladbeck, jka.gladbeck@t-online.de

Dem Papier- und Verwaltungskram, der im Laufe der Jahre stetig zunahm, wird er nicht nachtrauern. Der passionierte Radler freut sich darauf, zukünftig viel Zeit mit seiner Familie samt zwei Enkelkindern, Verreisen und Tanzen verbringen zu können. Eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen, dafür kann sich auch Schwark, der in Unna zuhause ist, begeistern – noch eine Gemeinsamkeit mit Pohl. Studiert hat der „Neue“ Deutsch und Geschichte, unterrichtet aber auch Mathematik: „Das hat mir schon als Schüler Spaß gemacht.“ Einer seiner eigenen Lehrer spielte eine Schlüsselrolle bei der Berufsfindung: „Er war mir ein Vorbild.“

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Mehr zufällig erfuhr Schwark, dass Pohl anno 1993 „einen Deutschlehrer suchte“. Der 60-Jährige: „Damals gab’s noch kein Navi, ich guckte auf der Karte nach Gladbeck.“ Dann schwang er sich auf sein Motorrad, einen Rucksack aufgeschnallt, knatterte zum Bewerbungsgespräch: Er blieb an der JKA.

Der Vater von zwei Jungs will die Schule in Pohls Sinne weiterführen. Schwark: „Ich stehe in seinem großen Schatten, doch das empfinde ich nicht als Belastung, das ist eine Aufgabe.“ Vorgenommen hat sich Schwark, die Praxisorientierte Ausbildung (PIA) zu etablieren: „Sie funktioniert ähnlich wie eine Duale Ausbildung.“ 25 Plätze stellt er sich vor, das Kollegium müsste aufgestockt werden. Und eine Kooperation mit der FH Bielefeld steht ebenfalls auf der Agenda des neuen JKA-Leiters.