Gladbeck. Die Sparkasse Gladbeck hat die Handlungsempfehlungen des Landeskriminalamtes zügig umgesetzt. Bande knackt Geldautomaten brutal mit Sprengstoff.

Das Landeskriminalamt in Düsseldorf ist besorgt. Auch unbeteiligte Gladbecker Bürger könnten durch das immer skrupellosere Vorgehen organisierter Geldautomaten-Knacker lebensgefährlich verletzt werden. "Die Taten in Nordrhein-Westfalen haben zugenommen und es wird immer häufiger Festsprengstoff eingesetzt, der hohe Gebäudeschäden auch im Umfeld verursacht", so LKA-Sprecher Frank Scheulen. "Das Risiko, dass durch diese Zerstörungen auch Menschen schwer zu Schaden kommen, ist sehr groß geworden." Das LKA habe so "vor etwa drei bis vier Wochen dringende Handlungsempfehlungen zur Risikobewertung an Banken- und Sparkassenverbände herausgegeben". Die Sparkasse Gladbeck hat schon zügig gehandelt. Die Volksbank analysiert noch.

Nach der Risikoanalyse drei Servicestellen geschlossen

Drei Geldautomaten-Servicestellen der Sparkasse sind seit Mittwoch geschlossen und in fünf weiteren Selbstbedienungsbereichen die Öffnungszeiten begrenzt worden (die WAZ berichtete). "Wir haben unsere Servicestellen mit der Risikobewertung des LKA analysiert", so der Bereichsleiter Sicherheit, André Smeets. Dabei wurden sie von Beamten des Polizeipräsidiums Recklinghausen begleitet. "Kollegen aus dem Bezirksdienst vor Ort haben die Sparkasse bei der Umsetzung der Empfehlungen des LKA unterstützt", so Polizei-Pressesprecherin Ramona Hörst.

Die Risikobewertung habe beispielsweise Punkte umfasst, "welche Servicestelle leicht ausgespäht werden kann, ob der Geldautomat frei steht und so leichter zugängig ist, ob Wohnbebauung im direkten Umfeld oder dem Servicestellen-Gebäude selbst gegeben ist, und ob gute Fluchtwege Richtung Autobahn vorhanden sind", zählt Smeets auf. Denn die auf Geldautomaten spezialisierten Banden kämen aus den Niederlanden, meist gegen 3 bis 4 Uhr am frühen Morgen. "Sie führen die Taten blitzschnell aus und sind meist schon nach drei Minuten wieder verschwunden".

Festsprengstoff ist gefährlicher für Anwohner der Zielobjekte

"Die Täter gehen brachial vor", sagt Frank Scheulen. Fast jede dritte Sprengung werde nicht mehr mit eingeleitetem Gas, sondern mit Festsprengstoff ausgeführt, der mit der beabsichtigten Wirkung nicht fein dosiert werden könne. Dies sei deutlich gefährlicher für Anwohner der Zielobjekte, "oder Menschen, die zufällig vorbeikommen". Die Gefahrenlage sei zudem durch die Zunahme der Taten gestiegen. "Bist zum heutigen Tag haben wir in der ersten Jahreshälfte bereits 98 Fälle in Nordrhein-Westfalen." Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 gab es landesweit 104 Fälle, 2018 waren es 108. Der Umstieg auf den Festsprengstoff erfolgt wohl, da viele Banken nachgerüstet haben und Sicherheitsvorkehrungen in den Geldautomaten das Entstehen eines explosionsfähigen Luft-Gasgemischs verhindern.

Besonderes Risiko sieht die Sparkasse so für die zwei Serviceautomaten an der Hochstraße 44 (gegenüber dem City-Center), "da diese unmittelbar im Erdgeschoss von Wohnbebauung liegen", so Smeets. Dies treffe ähnlich auch für den Geldausgabeautomaten am Zweckeler Markt zu. In Schultendorf an der Gonheide 57 sei die Servicestelle von Wohnbebauung umgeben. Der Automat sei im Gebäude freistehend zugängig, wie in Ellinghorst, der Servicestelle an der Voßbrinkstraße 200 in direkter Wohnbebauung. Diese vier Standorte sind geschlossen.

Die Volksbank will ihre Risikoanalyse noch erstellen

Die Volksbank Ruhr Mitte hat, bis auf die Hauptstelle an der Goethestraße in der Stadtmitte, ihre drei SB-Center in Zweckel (Feldhauser Straße 213), Rentfort (Sandstraße 177) und Brauck (Horster Straße 206) unmittelbar in Wohngebäuden untergebracht. Eine Risikoanalyse zu den Geldautomat-Standorten soll auf den neuen Empfehlungen des LKA aber erst noch erfolgen. "Der zuständige Arbeitssicherheitsausschuss wird sich damit in seiner nächsten Sitzung befassen", so Georg Lecher von der Öffentlichkeitsarbeit.

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• Den Kunden der Stadtsparkasse Gladbeck stehen nach den Sicherheitsmaßnahmen noch 19 Geldautomaten stadtweit zur Verfügung. Damit bleibt die Sparkasse Betreiber des dichtesten Automatennetzes im Gladbecker Stadtgebiet.

• Als weitere Sicherheitsmaßnahme werden fortan aber von 23 bis 6 Uhr die Selbstbedienungsbereiche an folgenden Standorten geschlossen: Hauptstelle, Friedrich-Ebert-Straße 2; Rentfort-Nord, Marcq-en-Baroeul-Straße 2, Zweckel, Kardinal-Hengsbach-Platz 2, Brauck, Horster Straße 236 und Rosenhügel, Hügelstraße 4.