Gladbeck. Circus Busch darf noch eine Woche auf dem Festplatz bleiben. Bis dahin will der Artistenbetrieb die beantragte Corona-Soforthilfe bekommen.
Der Circus Busch, der Corona-bedingt im März in Gladbeck gestrandet ist und seitdem auf dem Festplatz campiert, hat von der Stadt eine Woche Aufschub bekommen, den Platz zu räumen. Eigentlich sollten die Zirkusleute die Fläche am Montag verlassen, blieben aber weiter an Ort und Stelle. "Wir wissen nicht so recht, wie es weiter gehen soll", so Hardy Scholl, Chef des Familienbetriebs.
Wegen der Pandemie fehlen der Zirkustruppe Engagements, damit Einnahmen und Perspektiven. Alle Aufführungen in den vergangenen Wochen mussten abgesagt werden. Die Kosten für die 30 Tiere, die zu einem befreundeten Zirkusbetreiber nach Kalkar ausquartiert wurden, für den Fuhrpark und das Wohnen liefen aber weiter. Sämtliche Rücklagen seien inzwischen aufgebraucht, so Scholl.
Artisten beklagen zurückhaltendes Interesse der Zuschauer
Zwar könnten nun unter Pandemie-Regeln wieder Zirkusvorstellungen anlaufen, doch Scholl befürchtet, dass die Zuschauer zunächst noch ausbleiben. Andere Betriebe hätten bereits vor fast leeren Rängen gespielt. So sei es im Moment nicht möglich, neue Einnahmen zu erzielen. "Solange weiter Corona da ist, können wir nicht arbeiten", klagt Corina Lauenburger, Sprecherin der Zirkusbetriebs.
Nun will die Stadt, die bereits dreimal die Aufenthaltsgenehmigung verlängert hat und Unterstützung durch das Jobcenter ermöglichte, noch einmal helfen. "Bis zum 22. Juni kann der Zirkus bleiben", so Peter Breßer-Barnebeck, Kommunikationschef im Rathaus, nach einem Treffen mit Zirkus-Chef Scholl. Bis dahin wolle man dem Familienbetrieb helfen, dass ihm die Corona-Soforthilfe, die bereits im März beantragt worden ist, ausgezahlt wird. Ohne Erklärung, klagt Scholl, sei dem Zirkusbetrieb bislang die Soforthilfe nicht gewährt, aber auch nicht abgelehnt worden.
Die Stadt will helfen beim Thema Corona-Soforthilfe
"Wir wollen dazu mit den zuständigen Behörden in Niedersachsen Kontakt aufnehmen und vermitteln", so Breßer-Barnebeck. In Lüneburg/Niedersachsen hat der Zirkus, der ursprünglich aus Holstein stammt, seine Heimatadresse. Außerdem wolle man teils ausstehende Unterstützungen des Jobcenters für Juni nachzahlen.
Die Finanzmittel seien wichtig, um den Zirkus reisefähig zu machen: So soll der Transport des Fuhrparks bezahlt werden, zu dem 22 Last- und Transportwagen, Tieflader und Wohnwagen gehören. Laut Stadt könnte der Zirkus, so sei es beim Treffen im Rathaus gesagt worden, kostenlos bei Verwandten im ostdeutschen Gentin unterkommen. Laut Lauenburger prüft die Zirkustruppe aber noch andere Möglichkeiten.
16 Personen gehören zum Familienbetrieb Circus Busch
Lauenburger: "Wir hoffen, dass wir schnell was finden." Man wolle niemanden auf der Tasche liegen und wünsche sich, dass es baldmöglichst weitergeht und man wieder in der Mange steht. Fünf Familien, untereinander verwandt, mit 16 Personen (darunter einige Kinder) leben in dem Zirkusbetrieb.
Breßer-Barnebeck betont für die Stadt, dass der Zirkus nicht auf Dauer auf dem Festplatz bleiben könne. "Der Festplatz ist kein Campingplatz." Und laufe die Genehmigung aus, sei er widerrechtlich dort. Auch könne es nicht "auf immer und ewig" Unterstützung durch das Jobcenter geben. Breßer-Barnebeck: "Der Zirkus muss Perspektiven entwickeln, möglicherweise auch sesshaft werden."
Das lehnen die Zirkusfamilien aber entschieden ab. Lauenburger: "Wir sind Artisten, seit Generationen unterwegs, ein fahrendes Volk. Und so soll es auch bleiben."
>>> Stadt will den Festplatz für Kultur nutzen
Ursprünglich wollte der Circus Busch in Bottrop gastieren. Zur Vorbereitung hatte man den Festplatz in Gladbeck für zwei Wochen bis Ende März gepachtet. Dann kam das Coronavirus, Veranstaltungsverbote und die Absage aus Bottrop. Zuletzt aus Bremen.
Die Stadt will ab Juli drei KUSSS-Termine, normalerweise in der City geplant, auf dem Festplatz veranstalten. Außerdem soll dort im August ein "langes Veranstaltungs-Wochenende" als Ausgleich für die gestrichenen Events in der City stattfinden. Alles mit großem Abstand unter Pandemie-Bedingungen, heißt es.