Gladbeck. Einige Eltern in Gladbeck lassen ihre Kinder aus Angst vor einer Infektion Zuhause. Eine Maskenpflicht besteht nicht in allen Grundschulklassen.
Alle Gladbecker Grundschulen sind diesen Montag nach den Corona-Beschränkungen wieder in den Regelbetrieb gestartet. Mit sichtlich großer Freude bei den Kindern, ihre Klassenkameraden und Lehrer wieder zu sehen. Deutlich wurde aber auch, dass die Verunsicherung bei Eltern und Lehrkräften weiterhin groß ist, inwieweit sich das Infektionsrisiko durch die Öffnung erhöht. Die Mundschutz-Regelungen werden an den Schulen teils unterschiedlich gehandhabt. Vor der Lambertischule in der Stadtmitte protestierten Eltern mit Plakaten gegen die Entscheidung von Landesregierung und Schulministerium NRW.
Rektorin hat Verständnis für die Ängste der Eltern
Sie habe Verständnis für die Ängste der Eltern, sagt Lamberti-Rektorin Cäcilia Nagel. Der Gesprächsbedarf sei bei einem Teil der Eltern groß gewesen, so dass sie selbst auch am Schultor Rede und Antwort gestanden habe. Dabei habe sie aber auch klar machen müssen, dass eine Schulpflicht besteht und beim Fernbleiben des Kindes ein ärztliches Attest vorgelegt werden müsse. Letztlich hätten in jeder Klasse drei bis fünf der insgesamt rund 320 Kinder gefehlt. Auch viele im Kollegium selbst - teils mit Vorerkrankung - seien verunsichert, dass im großen Klassenverband die Infektionsgefahr für sie und die Kinder steige. "Bis auf eine Kollegin haben so alle Klassenleitungen entschieden, dass auch beim Unterricht im Klassenraum ein Mundschutz getragen wird", so Cäcilia Nagel. Zudem bemühe man sich durch geöffnete Fenster auf Fluren und in Räumen für eine bessere Durchlüftung zu sorgen, so dass sich Tröpfchenaerosole aus den Atemwegen schnell verflüchtigen.
An der Pestalozzischule habe der Start in den Regelbetrieb mit den rund 390 Kindern "gut geklappt", sagt Mathilde Austermann, die Leiterin der Verbundsschule in Zweckel mit Teilstandort in Schultendorf (Käthe-Kollwitz). In den Klassen bestehe keine Mundschutzpflicht, "die Kinder dürfen aber Masken tragen, wenn sie oder ihre Eltern es möchten". Sie könne das Argument für die Schulöffnung, dass Kinder ein Recht auf Bildung haben, nachvollziehen. "Auf der anderen Seite ist schon noch eine Unsicherheit da, da der Mindestabstand in den Klassen jetzt ja nicht mehr eingehalten werden kann." Dieses Problem haben alle Schulleitungen.
Bis zu 30 Kinder sitzen in den Klassen dicht beieinander
"Bei 30 Kindern in der Klasse besteht keine Möglichkeit für große Abstände mehr, und alle Kinder sitzen dicht beieinander", beschreibt Rektorin Ute Kirsten von der Mosaikschule in Butendorf (465 Schüler). Das belaste auch ihr Kollegium, das ein großes Verantwortungsbewusstsein habe, "und trotz aller Vorbehalte versucht, der Situation gerecht zu werden". Man müsse den Paradigmenwechsel der Landesregierung zur Kenntnis nehmen, "dass die Abstandsregel in den Klassen jetzt nicht mehr so wichtig ist und nun hauptsächlich gilt, dass die Lerngruppen nicht durchmischt werden". Wie an allen anderen Grundschulen seien so gestaffelter Schulbeginn, Pausen und Schulende mit unterschiedlichen Zeiten eingeführt worden, "damit sich die Kinder der Lerngruppen möglichst wenig begegnen".
Dies versuchen die Schulen auch möglichst für die Offene Ganztagsbetreuung einzuhalten. Was an der Regenbogenschule (400 Kinder) als Ganztagsschule "überwiegend gut klappt", so Rektorin Anne Frieß. Cäcilia Nagel merkt hingegen an, dass an der Lamberti-OGS-Betreuung Kinder zusammen kommen, "die vorher in getrennten Klassenverbänden separiert waren". Rektorin Frieß lobt die Disziplin vieler Kinder, die vorsichtig und zurückhaltend agierten. "Weil das Verhalten ja im Vorfeld bereits gut eingeübt worden ist." Man dürfe die Gefahr jetzt aber auch nicht unterschätzen. "Nur weil die Corona-Regeln gelockert werden, bedeutet dies ja nicht, dass das Infektionsrisiko plötzlich nicht mehr da ist."
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>>>Positiver Aspekt zum Schuljahresende
•Rektorin Mathilde Austermann weist aber auch auf einen positiven Aspekt zum Schuljahresende hin. Für die Kinder sei sehr schön, "dass sie sich jetzt noch einmal zwei Wochen sehen und dann in die Ferien verabschiedet werden können".
•Der Schulbetrieb biete auch den vierten Klassen Gelegenheit "für kleine interne Abschlussfeiern vor dem Schulwechsel". Und wenn auch kein großes Fest stattfinden könne, "ist so zumindest der gemeinschaftliche Abschied von der Grundschulzeit möglich".