Gladbeck. In Gladbeck organisierten Eltern für ihre Kinder an der Josefschule eine Radprüfung. Der sonst übliche Test fiel wegen des Coronavirus’ aus.

„Herzlichen Glückwunsch zur Teilnehme am Fahrradtraining“ steht auf der Urkunde, die den Kindern der Klasse 4a der Josefschule in Rentfort am Ende ausgehändigt wurde. Dazu gab es Gummibärchen und einen kleinen Schlüsselanhänger. Ausgedacht hatte sich das die Elterninitiative der Viertklässler, da die reguläre Radfahrprüfung in Zusammenarbeit mit der Polizei für die Neun- bis Zehnjährigen wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr ausfallen musste.

Kinder sollen sicherer werden im Straßenverkehr

„Wir wollten unseren Kindern etwas mehr Sicherheit im Straßenverkehr vermitteln, wenn sie nach den Sommerferien zu weiterführenden Schulen kommen“, erklärte Daniela Schneider den Ansatz der Initiative. Sicherlich sei dieses selbst organisierte Training nicht zu vergleichen mit der Verkehrserziehung durch Experten, ergänzte Katlin Halbach. Am Dienstagnachmittag trafen sich 23 Kinder mitsamt Eltern und Fahrrädern an der Johowwiese, da sie den Schulhof aufgrund eines allgemeinen Schulleiterbeschlusses nicht benutzen konnten.

„Wir haben hier eine neue Route entwickelt. Die Kinder starten in Gruppen mit genügend Abstand, und überall stellen sich Eltern als Streckenposten auf“, berichteten die beiden Initiatorinnen Schneider und Halbach. Doch zuvor war erst einmal die Theorie gefragt. Die Initiative hatte anhand von Leitfäden von Polizei und Verkehrswacht einen Fragenkatalog erarbeitet, den die Mädchen und Jungen beantworten mussten. „Es gab da Fragen, bei denen man schon etwas nachdenken musste, aber dann habe ich sie gelöst“, urteilte Judith anschließend, wohingegen Viola meinte, der Fragebogen sei „zu leicht“ gewesen.

Los ging es in Einzelgruppen, mit Helm und Warnweste

Nachdem die Drahtesel noch einmal auf ihre Fahrtüchtigkeit überprüft worden waren, ging es in Einzelgruppen, mit Helm und Warnwesten ausgestattet, los. Die Strecke führte von der Johowstraße über die Kamp- bis zur Hegestraße und von dort wieder zurück. Eindringlich wurden die Kinder auf die Verkehrslage auf der Kampstraße hingewiesen: „Was macht ihr, wenn Ihr die Straße überqueren wollt und es ist viel Verkehr?“ „Wir steigen ab“, kam die vielstimmige Antwort. Während die Gruppen unterwegs waren, schauten sich die Eltern die Ergebnisse der Theorieprüfung ihrer Sprösslinge an. „Da ist noch Luft nach oben“, meinte Vater Ulas Polat und sagte zwei „Prüflingen“ anschließend: „Das müsst Ihr nacharbeiten.“

Sicher im Straßenverkehr unterwegs

„Erst nach und nach werden Kinder zu sicheren Radfahrern“, sagt die Verkehrswacht. Demnach besitzen Kinder erst am Ende der Grundschulzeit die Voraussetzungen, auch in komplexeren Situationen überlegt und sicher zu handeln.

Lernmaterialien gibt es unter www.verkehrswacht-medien-service.de: Vorfahrtsregeln, unterschiedliche Arten des Abbiegens und spezielle Situationen, wie Einbahnstraßen oder abknickende Vorfahrt, sind Themen.

Festzuhalten bleibt, dass sich Autofahrer rund um Johow-, Hildegard- und Kampstraße sehr rücksichtsvoll angesichts der Schülergruppen verhielten. Dies sei heute ein besonderer Tag für alle Kinder, betonte Daniela Schneider: „Sie sind das letzte Mal im März so komplett zusammengekommen.“ So ging es denn auch nach Rückkehr erst einmal ausgelassen, aber mit Abstand, über die Wiese. Es war den Kindern anzumerken, dass sie ihre Mitschüler vermisst hatten.

Diskussion über die Schulöffnung am Montag

Am Rande standen die Eltern und diskutierten über das Für und Wider der angeordneten Schulöffnung am kommenden Montag: „Ich bin dagegen“ meinte Mutter Joelle Liese, „die Ansteckungsgefahr ist meiner Meinung nach viel zu groß.“ Sie habe mit ihrem Sohn (14) und ihrer zehnjährigen Tochter das „Homeschooling“ in den vergangenen Wochen ganz gut hinbekommen, „obwohl ich in einer Pflegedienstleitung arbeite.“

Vieles ist in diesem Jahr anders als bisher. Auch die Verabschiedung von der Grundschule wird es nur in abgespeckter Form geben. Dennoch, „ein bisschen aufgeregt“, was an der neuen Schule auf sie zukomme, seien die Kinder schon, wie die zehnjährige Florentine bestätigt. Die Initiatorinnen zeigten sich zufrieden mit ihrer Aktion, mit der sie, nach eigener Aussage, zeigen wollten, „dass durch Engagement und Zusammenarbeit auch in einer Pandemiesituation viel auf die Beine gestellt werden kann.“