Gladbeck. Die größten Banken in Gladbeck, Sparkasse und Volksbank, haben seit der Corona-Krise Kredite in Millionenhöhe vergeben. Missbrauch wurde geprüft.

Die Sparkasse Gladbeck und die Volksbank Ruhr Mitte haben die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise bei ihren Kunden gespürt. Insbesondere im gewerblichen Bereich sei der Beratungsbedarf sehr hoch gewesen, berichtet Sparkassenvorstand Marcus Steiner. Die Volksbank Ruhr Mitte "erlebte als Konsequenz aus den Schutzmaßnahmen gegen den Coronavirus eine erhöhte Nachfrage des heimischen Mittelstands nach Mitteln der öffentlichen Förderbanken", so der Leiter des Marketings, Wilhelm Uhlenbruch. Bezogen auf die staatlichen Corona-Hilfen habe es in einigen Fällen Ungereimtheiten bei den Anträgen gegeben. Daraufhin sei die zuständige Bezirksregierung zur weiteren Überprüfung benachrichtigt worden.

Hilfen der Banken vor Ort stärker nachgefragt als staatliche Förderung

Generell sei aber festzustellen, "dass sparkasseneigene Mittel stärker nachgefragt wurden als staatliche Förderungen“, so Marcus Steiner. Zahlreiche Gespräche mit besorgten Kunden hätten die Sparkassen-Mitarbeiter seit Beginn der Corona-Krise geführt, aufgrund der Hygine-Vorschriften "ausschließlich telefonisch oder digital", erzählt Marcus Steiner. Mit Ausbruch der Corona Pandemie Anfang März seien daraufhin 11,8 Mio. Euro Kredite an Firmen und 11,7 Mio. Euro Kredite an Privatkunden bereitgestellt worden.

Die Sparkasse Gladbeck habe, wie auch alle anderen westfälisch-lippischen Sparkassen, insbesondere einen hohen Beratungsbedarf von Unternehmen festgestellt. Steiner: "20 bis 30 Prozent dieser Gespräche führten zur Änderung von Kreditlinien, Aussetzung von Zins- beziehungsweise Tilgungsleistungen oder Anträgen auf Förderdarlehen. "Bei mehr als 200 Kunden hat die Sparkassen die Tilgungsraten bislang ausgesetzt", so Marcus Steiner. „Unser Institut sichert als ein wichtiger Partner den Finanzierungsbedarf von Unternehmen und hilft Privatkunden, die durch die Krise in Liquiditätsengpässe geraten sind.“

Sparkasse Gladbeck zahlte bis Ende Mai 6,2 Millionen Euro Förderkredite aus

Die Sparkasse Gladbeck hat bis Ende Mai 6,2 Mio. Euro Förderkredite an Unternehmen und Selbstständige ausgezahlt. Dabei konnte fast allen Anträgen stattgegeben werden. Die Sparkassen insgesamt würden einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der durch den Coronavirus ausgelösten wirtschaftlichen Krise leisten, so Steiner. "Seit Anfang März wurden ergänzende Kreditanfragen mit einem Volumen von 28,2 Mio. Euro von Unternehmen und Selbstständigen, überwiegend für KfW-Mittel, gestellt", teilt Wilhelm Uhlenbrock für die Volksbank Ruhr Mitte mit.

Als Hausbanken sind und waren die Sparkasse Gladbeck und die Volksbank Ruhr Mitte bei den Soforthilfen des Landes Nordrhein-Westfalen für Kleinunternehmer, Freiberufler und Solo-Selbstständige mit im Boot. Dabei konnten Gelder in Höhe von 9000, 15.000 oder 25.000 Euro über die landeseigene NRW-Bank bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), der staatlichen Förderbank und Aufsicht des Bundesministeriums für Finanzen, beantragt werden. Nach Auskunft der Volksbank Ruhr Mitte erhielten 2034 Selbstständige die Soforthilfen des Landes. "In 81 Prozent der Fälle betrug der ausgezahlte Zuschuss für Selbstständige und Kleinbetriebe 9.000 Euro", so Wilhelm Uhlenbruch. Bei der Sparkasse Gladbeck haben Kunden "in 700 Fällen die sogenannte Soforthilfe des Landes NRW ausgezahlt bekommen, mit einem Gesamtvolumen von 7,3 Mio. Euro" berichtet Marcus Steiner.

In wenigen Fällen sind bei beantragten Soforthilfen Widersprüche aufgefallen

Die Bewilligung wird über die Bezirksregierung in Münster abgewickelt. Die Hausbanken unterstützen bei der Überprüfung der angegebenen Daten. "Dabei ist in zwei Fällen festgestellt worden, dass die Kontonummer und der angebliche Kontoinhaber nicht übereinstimmten", sagt der Sparkassenvorstand. Die Bezirksregierung sei darüber informiert worden. Konkrete Betrugsfälle seien der Volksbank Ruhr Mitte nicht bekannt, die ja auch nicht Herrin des weiteren Verfahrens sei, so Wilhelm Uhlenbruch, "in wenigen Fällen" sei aber "eine erneute Überprüfung der Anträge durch die zuständige Bezirksregierung erfolgt".

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>>>Kredite über zwei Milliarden Euro

•Insgesamt haben die Sparkassen in Westfalen-Lippe bereits an die zwei Milliarden Euro Kredite zugesagt und mehr als 120.000 Beratungsgespräche in den letzten Wochen geführt. Bundesweit betrug das Neukreditvolumen bei den Sparkassen bis März 17 Milliarden Euro.

•Anträge für die NRW-Soforthilfe 2020 konnten vom 27. März bis zum 31. Mai 2020 gestellt werden. Die Landesregierung hatte beschlossen, das Angebot des Bundes 1:1 an die Zielgruppen (kleine Unternehmen, Freiberufler und Solo-Selbstständige) weiterzureichen.