Zunächst wirbelte die Corona-Krise das Flugdrohnen-Unternehmen durcheinander. Doch dann nutzten die Gladbecker Geophysiker die Herausforderungen.

Noch im Februar dieses Jahres konnten sich der Gladbecker Julian Weßel (27) und sein Geschäftspartner Alexander Weyer (30) aus Duisburg über das erste erfolgreiche Jahr ihres jungen Start-ups „ASDRO“ freuen, kurz darauf wirbelte die Corona-Krise auch ihr Unternehmen, wie so viele andere, zunächst ordentlich durcheinander. Doch bald sollte sich herausstellen, dass es – ganz im Gegenteil - wie zugeschnitten ist auf die speziellen Anforderungen in Corona-Zeiten.

Jungunternehmer bringen die Geophysik an die Drohne

Beide Jungunternehmer sind Geophysiker mit Leib und Seele. Sie lernten sich während ihres Studiums an der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster (WWU) kennen und forschten gemeinsam an der Umsetzung geophysikalischer Sensorik mithilfe von Drohnen. Anfang 2019 gründeten die beiden unter dem Kürzel ASDRO - „Advanced & Specialized Drone Solutions“ - ihr eigenes Unternehmen. Das EXIST-Gründerstipendium machte es möglich. Angewandte Geophysik ist ihr Metier: „Wir bringen die Geophysik an die Drohne“, sagt Julian Weßel. Gemeint sind Vermessung und Untersuchung von Flächen aus der Luft. Dazu war es nötig, eine spezielle Drohne zu konzipieren, die mit einer Geomagnetikkamera versehen wird: „ASDRO schließt die Lücke zwischen zeitintensiven Hand- und teuren Helikoptervermessungen“ heißt es dazu auf der Website des Unternehmens.

German Innovation Award

Anfang 2020 haben sich die Gründer von „ASDRO“, Julian Wessel und Alexander Weyer, beim Rat für Formgebung, der seit 2018 Spitzenleistungen in Nischenbranchen auszeichnet, mit ihrem Drohnenprojekt beworben.

Im Mai dieses Jahres erhielten sie den „German Innovation Award 2020“ in Gold für ihre industriespezifische Technologie. Der Preis ist undotiert, sorgt aber für öffentliche Aufmerksamkeit in der Fachpresse.

Durch den Einsatz von Drohnen können - beispielsweise bei Bauvorhaben - bestimmte Gebiete kartiert werden. Alexander Weyer, Technischer Direktor (CTO) des Unternehmens, bringt es auf den Punkt: „Wir bieten die effiziente und kostengünstige Vermessung von großen, schwer zugänglichen Flächen. Dazu gehört auch die Untersuchung von Böden nach Kampfmitteln, Pipelines, alten Leitungen oder eisenhaltigen Altlasten.“ Die Corona-Krise sei auch an ihnen „nicht spurlos vorbeigegangen“, berichtet CEO Wessel: „Zunächst erwies sich die Kommunikation mit den zuständigen Behörden und den Kommunen als schwierig, insbesondere wenn es um Genehmigungen und Freigaben ging.“ Relativ schnell habe sich die Zusammenarbeit dann mithilfe von Videokonferenzen eingespielt und potentielle Kunden, wie Evonik oder der Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe, kamen hinzu. „Die kontaktlose Sondierung kommt mit wenig Manpower aus, was sich für uns als Chance in Corona Zeiten erwies“, sind die Unternehmer überzeugt.

Bundesstiftung unterstützt das Unternehmen mit 125.000 Euro

Das sah wohl auch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) so und unterstützte das junge Unternehmen mit einer Fördersumme von 125.000 Euro. „Wir wollen in fünf Jahren unangefochtener Marktführer für drohnengestützte Geophysik sein“, sagen die beiden selbstbewusst. Deshalb möchten sie auch über Deutschlands Grenzen hinweg expandieren, wobei sie gleichermaßen einen wissenschaftlichen wie humanitären Ansatz verfolgen: „Wir würden gern unsere Hilfe in den ehemaligen Kriegsgebieten in Kroatien oder in Laos anbieten, wo noch immer viele Minen im Boden sind.“ Die von ASDRO konzipierte Drohne schafft an einem Tag eine Fläche von ca. fünf Fußballfeldern, ein weiterer Tag wird für die Auswertung benötigt. „Das hat bisher etwa eine Woche in Anspruch genommen“, erklärt Alexander Weyer.

Aber sie wollen auch die Forschung nicht vernachlässigen, zum Beispiel, wenn es um die Ortung eines alten Meteoriten in der Schweiz geht: „Um das alles stemmen zu können, müssen wir uns personell verstärken“, blickt Julian Weßel in die Zukunft. Bisher sind für sie zehn bis zwölf-Stunden-Tage und so manches arbeitsintensive Wochenende keine Seltenheit, „aber bisher hat alles geklappt“, ziehen beide Unternehmer Bilanz, „und das ist für uns Ansporn, weiter voranzugehen.“