Gladbeck. Seit Jahren wird die S9-Verbindung nach Recklinghausen versprochen. Jetzt wurde sie wohl aufs Abstellgleis geschoben. Ein Kommentar.

Was für Offenbarungseid für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und den neuen S9-Linienbetreiber Abellio: Mit der kurzfristigen, erneuten Absage des S9-Linienstarts von Gladbeck nach Recklinghausen haben sich beide Nahverkehrsunternehmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil: Es ist ein Desaster.

Die Absage-Begründung, nämlich fehlende Lokführer, ist nachvollziehbar, kann aber nicht, auch wenn die Coroma-Pandemie das Problem verschärft, als Entschuldigung herhalten, schon gar nicht, wenn sie "by the way" am Tag des Projektstarts erfolgt und mit ihr eine Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleinstag verbunden ist. Das strukturelle Lokführer-Defizit ist nicht neu, und keineswegs nur ein Problem von Abellio. Darauf hätte sich Abellio einstellen müssen. Und der VRR hätte auf eine Lösung dringen müssen.

Ein harter Brocken für Gladbecks Verkehrspolitiker

So aber bleibt es wieder mal bei einer ÖPNV-Klatsche für das nördliche Revier und auch wieder für Gladbeck. Seit Jahr und Tag wird über die Reaktivierung der "Hertener Bahn" diskutiert. Seit 2015 schien das Projekt endgültig aufs Gleis gesetzt worden zu sein, 2019 als Starttermin galt über Jahre als gesetzt. Die Verschiebung mit Aufnahme des Winterfahrplans im Dezember auf den Mai war noch einigermaßen akzeptabel, weil der Streckenausbau noch nicht soweit war.

Nun scheint das Projekt aber vorläufig in Trümmern zu liegen, da offenbar ein Dauer-Rotlicht angeknipst wurde - ohne neuen Termin, ohne Perspektive, und noch schlimmer: ohne Bedauern. Das Ganze noch als "kleineres Übel" zu bezeichnen unterstreicht, wie wichtig Abellio (und auch der VRR?) die S9-Verbindung nach Recklinghausen nimmt. Da wartet ein harter Brocken auf Gladbecks Verkehrspolitiker.