Gladbeck. Eine tröstende und stärkende Botschaft für Gladbecker Passanten während der Einschränkungen durch Corona. Die Idee darf gerne kopiert werden.

"Wir sind in einer schweren Lage, also nimm dir, was du brauchst" - steht auf den Mutmacher-Plakaten, die Grundschülerin Liz Bortzen gemalt und an Straßenlaternen in Gladbeck aufgehängt hat. Von weitem fallen den Passanten aber sicher zuerst der bunte Regenbogen und die vielen roten Herzchen auf der anrührenden Botschaft auf. "Ich wollte helfen, denn es gibt viele Sachen, die man wegen Corona nicht machen kann und die man vermisst. Die kann man vom Plakat jetzt mitnehmen", erklärt die Neunjährige.

Die herzchenverzierten Mutmacher dürfen mitgenommen werden

Denn das ist der Clou, der gute-Laune-Idee: Am Plakatende hängen herzchenverzierte Abrisszettelchen, um symbolisch mitzunehmen, was der Leser gerade am nötigsten braucht. "Dabei habe ich mir überlegt, was ich gerade selbst vermisse", erzählt die engagierte Viertklässlerin. Abgerissen und mitgenommen werden kann so ein "Hund" (so einen wie die Tante Liz gerne hätte), "Ruhe", "Geld", "McDonald", "Eis", "Urlaub", "Klopapier" oder "Familie".

Zu letzterer Idee erklärt Mama Stefanie Bortzen, dass ihre Tochter zwar die Großeltern sehen könne, "aber wegen der Infektionsgefahr zurzeit ja leider Abstand gehalten werden muss", was gerade für Kinder keine leichte Situation sei. Das sei schwer, "Oma und Opa nicht umarmen und drücken zu können", bestätigt Liz. Was sie etwas trösten mag: Das Mädchen habe den Großeltern in Gladbeck-Ost mit ihrer sozialen Aktion "eine große Freude bereitet", so Stefanie Bortzen. Für ihre Tochter sei es auch eine schöne und sinnvolle Beschäftigung gewesen, "da die Grundschulkinder ja durch Corona selbst eingeschränkt sind".

Neunjährige vermisst das Spielen mit den Schulfreunden

Zuerst habe sie die Schule ja nicht so vermisst, meint Liz, "jetzt aber schon". Vor allem, "nicht mit den Freunden in der Pause spielen zu können". Und auch die mitgegebenen Aufgabe allein zu Hause zu erledigen, sei komisch, "da weiß ich gar nicht wie viel ich davon am Tag schaffen muss". Wenn es die Klassenlehrerin ihrer 4c an der Regenbogenschule erkläre, sei das "viel einfacher". Jetzt hofft die Neunjährige, "dass die Schule bald wieder anfängt".

Die kleine Mutmacherin sagt aber auch ganz ehrlich, dass sie die Plakatidee nicht ganz alleine gehabt habe. Welche in der Art hätte sie nämlich mit der Mama bei einem Spaziergang durch den Stadtwald in Buer entdeckt. Sie habe sich davon "Ruhe" mitgenommen, "denn das war der einzige Zettel der noch daran hing, neben Klopapier - und davon hatten wir zuhaus noch genug", so die fröhliche Erklärung.

Die Nachbarin der Oma findet die Idee wunderschön

Fast jeden Tag ginge sie bei ihren eigenen Werken mal kontrollieren, "ob schon alle Zettelchen von den Plakaten abgerissen sind", berichtet Liz weiter. Reaktionen auf ihre herzliche Mutmacher-Aktion haben sie noch keine bekommen, "ich bin ja nicht dabei, wenn die Leute einen Zettel abreißen". Immerhin: Die Nachbarin der Oma habe schon gesagt, "dass sie die Idee wunderschön findet".

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>>>Die Idee darf gerne kopiert werden

•Ob die fleißige Plakatmacherin noch eine zweite Auflage ihrer bunten Mutmacher malt, "das weiß ich noch nicht", sagt Liz.

•Aber die Neunjährige hat bestimmt nichts dagegen, dass andere Kinder in Gladbeck ihre tolle Aktion aufgreifen und kopieren - so, wie sie es ja auch gemacht hat.