Gladbeck. Die Gladbeckerin Sultan Demircan freut sich über viel Respekt während der Krise durch das Coronavirus. Das Pflegepersonal sei sehr motiviert.

Politiker, Schauspieler, Promis aller Genres loben die Menschen, die in Corona-Zeiten an vorderster Front kämpfen. „Helden“ in der Krise sind Ärzte, Verkäuferinnen, Kassiererinnen, Brummifahrer, Zeitungsboten und so viele andere, die den heruntergefahrenen Alltagsbetrieb aufrecht halten. Und Pflegepersonal. Dazu gehört in Gladbeck auch Sultan Demircan. Die Mitarbeiterin des Pflegedienstes Haack-Yol sagt bescheiden: „Die Helden wollen wir gar nicht sein, aber Anerkennung tut uns gut.“

Gladbeck: Die Arbeit in der Pflege wird in der Zeit während der Corona-Pandemie mehr als früher gewürdigt

Lob und Respekt bekommen die 47-Jährige sowie ihre Kolleginnen und Kollegen derzeit ungewohnt viel. Die Gladbeckerin – „Ich bin im St.-Barbara-Hospital geboren“ – erzählt: „Unsere Arbeit wird mehr als sonst gewürdigt. Das geschieht größtenteils in den Medien, aber auch unsere Kunden bedanken sich jetzt häufiger bei uns für das, was wir leisten.“ Das sei vor der Pandemie eher eine Ausnahme gewesen. „In Telefon-Gesprächen mit Angehörigen wird unser Einsatz ebenfalls gewürdigt“, sagt Sultan Demircan.

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Dietmar Haack und Hülya Haack-Yol eröffneten ihr Pflegezentrum in Gladbeck an der Buerschen Straße.
Dietmar Haack und Hülya Haack-Yol eröffneten ihr Pflegezentrum in Gladbeck an der Buerschen Straße. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Zettelchen mit Notizen wie „Schön, dass es Sie gibt!“, kleine Aufmerksamkeiten – sie zeugen davon, dass viele Menschen erkannt haben, welch hohen Stellenwert die Leistung des Pflegepersonals hat. Demirkan: „Kurz vor Weihnachten ist das gang und gäbe, aber sonst nicht.“ In Gesprächen mit Kranken- und Pflegekassen bekommen die Beschäftigten von Hülya Haack-Yol zu hören: „Bleiben Sie gesund!“ Und das sei in dieser globalen Krise nun wahrlich keine Floskel. „Die Zusammenarbeit mit Kranken- und Pflegekassen läuft unbürokratischer ab als vor Corona“, stellt Demirkan zudem fest.

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Geschäftsinhaberin Haack-Yol hat beobachtet: „Meine Beschäftigten kommen mit breiter Brust zum Dienst, weil sie erfahren, wie sehr ihre Arbeit geschätzt wird.“ Doch: Warme Worte sind das eine, eine höhere Bezahlung das andere. „Schön wäre beides“, meint denn auch Sultan Demirkan. Unterschiedliche Anbieter zahlen nicht das Gehalt nicht in gleicher Höhe, deshalb findet Haack-Yol: „Die Unterschiede zu minimieren, das wäre gut.“

Unternehmerin

Anno 2010 erhielt die Gladbeckerin Hülya Haack-Yol zum Tag der „Türkischen Wirtschaft in Deutschland“ eine Auszeichnung als Unternehmerin des Jahres. Seinerzeit wurde ihre Arbeit als geschäftsführende Inhaberin des Pflegedienstes am Barbara-Hospital anerkannt.

Die Haack-Yol GmbH – Hülya und Ehemann Dietmar – kaufte zwischenzeitlich ein Areal samt Immobilie an der Buerschen Straße. Dort befindet sich der Pflegedienst.

Sie hat ihr Personal „in feste Teams eingeteilt“, die sie aus Sicherheitsgründen von einander fern hält. Persönliche Kontakte zu Außenstehenden beschränken sich, wo es nur machbar ist, auf Telefonate. Wer zum Pflegedienst an die Buersche Straße kommt, kann nicht einfach ins Gebäude spazieren: „Jeder Lieferant muss schellen, wir haben extra eine Klingel angebracht.“

Auch von Haack-Yol kommt ein dickes Lob für ihre Leute: „Ich finde es toll, dass alle von Anfang an die Bereitschaft gezeigt haben“, unter diesen besonderen Umständen mitzuziehen. Der jüngste Mitarbeiter, ein Auszubildender, ist 19 Jahre, das älteste Mitglied im Team ein 62-jähriger Pfleger. „Unser Personal ist eher jung, die Beschäftigten hatten bislang neben der Arbeit auch ein Privatleben“, sagt Haack-Yol. Und nun, da soziale Kontakte wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus gestrichen sind? Sultan Demircan: „Arbeiten ist das einzige, was wir jetzt noch machen können.“

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Und das tut sie mit Herzblut – wie das übrige Pflegepersonal. Angst? Nein, die hat die Mutter, das jüngste Kind ist 17, nach eigener Aussage nicht. Sie sagt: „Wir arbeiten daran, dass die Stimmung unter uns gut bleibt. Alle hier machen ihre Arbeit, und wir sehen das positiv.“ Die Würdigung dieses Berufes hilft dabei. Sultan Demircan meint aber auch: „Unsere Hoffnung ist, dass wir, wie auch Kassiererinnen, Lkw-Fahrer und andere, nicht nur in der Katastrophe anerkannt werden und dann wieder ins letzte Glied wandern, wenn die Krise überstanden ist.“