Gladbeck. Große Arbeitgeber in Gladbeck haben sich mit Maßnahmen an die Pandemielage angepasst. Auch drastischere Szenarien werden in den Blick genommen.
Die weiter steigenden Corona-Infiziertenzahlen auch im Kreis Recklinghausen und Gladbeck sorgen jetzt dafür, dass große Gladbecker Unternehmen ihre Notfallpläne weiter verschärfen. Auch für die schlechteste zu erwartende Lage, das so genannte Worst-Case-Szenario mit drastisch sinkender Belegschaft durch viele Corona-Erkrankte, laufen teils die ersten präventiven Maßnahmen.
Bei Flachglas-Hersteller Pilkington dürfen zum Beispiel im Werk an der Hegestraße die Brenner an der Schmelzwanne an 365 Tagen im Jahr nicht ausgehen, damit das flüssige Glas nicht erkaltet. Geschäftsführung und Betriebsrat haben so jetzt Gespräche geführt, wie auch bei der höchsten Pandemie-Alarmstufe noch ein Betrieb sichergestellt werden könnte. Dabei ging es auch um die Möglichkeit, ein Containerdorf auf dem Werksgelände zu errichten, um Mitarbeiter gegebenenfalls für einen längeren Zeitraum zu versorgen und isolieren zu können.
Die aktuelle Situation im Werk ist durch hohe Sicherheitsstandards stabil
Das wäre die letzte Stufe eines Worst-Case-Szenarios, das als Blaupause schon vor Corona im Rahmen des Risikomanagements als Notfallplan vorgelegen habe, so Birgit Kernebeck von der Unternehmenskommunikation. Man gehe bislang davon aus, dass diese Stufe nicht erreicht werde. Die aktuelle Situation im Werk sei aufgrund der hohen Sicherheitsstandards und Hygienevorschriften stabil. Die Desinfektionsmaßnahmen im Werk seien erhöht und die 520 am Standort beschäftigten Mitarbeiter sensibilisiert worden, "Abstand voneinander zu halten".
Das gilt auch im Chemiewerk von Ineos Phenol an der Dechenstraße. Da im Pandemieplan jetzt die Stufe Zwei ausgerufen worden sei, würden im Werk seit der Vorwoche verschärfte Regeln gelten, so Sicherheitsingenieur Volker Weber. Soweit realisierbar, seien Arbeitsplätze voneinander separiert und Einzelbüros eingerichtet worden. Dies sei möglich geworden, "da Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten". In Gebäuden werde zwei Mal täglich großflächig desinfiziert (Türklinken, Handläufe etc.), besonders dort, "wo sich Publikumsverkehr nicht vermeiden lässt".
Die Mitarbeiter sollen einen Sicherheitsabstand voneinander einhalten
"Wir haben die 270 Mitarbeiter zudem angewiesen, soziale Kontakte untereinander möglichst zu vermeiden und generell einen Sicherheitsabstand voneinander einzuhalten", ergänzt Geschäftsführer Benie Marotz. Die Belegschaft sei zudem in feste Schicht-Teams separiert worden, "so dass sie zu unterschiedlichen Zeiten im Werk sind und sich nicht gegenseitig anstecken können und wir ein Ersatzteam in Reserve haben, falls eine Mannschaft aufgrund einer Infektion und Quarantänemaßnahmen ausfällt".
Bei Döllken an der Beisenstraße ist es ebenfalls Ziel, das Infektionsrisiko im Werk einzuschränken und die Fertigung und Produktion aufrecht zu halten. "Wir haben alle 380 Mitarbeiter für die aktuelle Lage sensibilisiert", so der Generalbevollmächtigte Reinhold Affhüppe. Die Schichtübergabe erfolge kontaktlos und man versuche generell, den direkten Kontakt der Mitarbeiter untereinander einzuschränken. "Zum Beispiel, indem wir versuchen die Präsenz im Verwaltungsbereich zu halbieren, indem wir Abteilungen rotierend im Homeoffice belassen." Obgleich einige Kunden ihrer Produktion heruntergefahren hätten, sei Kurzarbeit im Gladbecker Werk noch nicht nötig. Gegebenenfalls müsse man sich aber an veränderte Situationen anpassen. Im Hinblick auf die Produktionsmengen "fahren wir das Werk derzeit auf Sicht", so Reinhold Affhüppe.
Homeoffice, Telefon- und Videokonferenzen statt persönlicher Kontakte
Persönliche Begegnungen mit Kunden und Lieferanten sowie interne Besprechungen sind bei Rockwool seit Mitte des Monats "zu fast einhundert Prozent durch Telefon- und Videokonferenzen ersetzt worden, " sagt Dagmar van Bracht,
Leiterin Marketing Kommunikation. "Die Mitarbeiter der Verwaltung arbeiten seit 16. März mit wenigen Ausnahmen zuhause." Die Steinwolle-Produktion in Gladbeck erfolge bisher aber ohne Einschränkungen, "da es in den großzügigen Fertigungshallen möglich ist, umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umzusetzen". Häufige Reinigung von Räumen und Arbeitsmitteln ebenso wie verschärfte persönliche Hygiene-Regeln und Vorgaben zur Wahrung eines ausreichend großen Abstands zwischen Personen" sollen eine Infektion am Arbeitsplatz verhindern. Zudem werde "die Gefahrenlage gemeinsam mit der Gruppenzentrale in Dänemark täglich neu bewertet", um gegebenenfalls weitere Maßnahmen zu treffen.
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• Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen weitet ihr Beratungsangebot zu öffentlichen Finanzierungsprodukten stark aus. Hintergrund sind die angekündigten Hilfsprogramme der Bundesregierung für Unternehmen, die von den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus betroffen sind.
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