Gladbeck . Auch die WAZ-Redaktion Gladbeck arbeitet wegen der Corona-Krise inzwischen im Homeoffice. So erlebt jeder Einzelne die Situation.

Die Corona-Krise macht auch vor der WAZ-Redaktion kein Halt – und so arbeiten die Redakteure seit Dienstag im Homeoffice. Die Ansteckungsgefahr muss schließlich minimiert werden.

Der ausrangierte Schreibtisch wird aus dem Keller geholt

Von einem Tag auf den anderen haben wir unseren Arbeitsplatz von der Redaktion an den heimischen Schreibtisch verlagert. Den hatte ich zwar schon längst im Keller verstaut, aber bevor ich den Küchentisch in Beschlag nehme, und jeden Tag mein kleines Büro wieder neu auf- und abbauen muss, habe ich mich mit dem eigentlich schon ausrangierten Schreibtisch im Schlafzimmer eingerichtet. Den Wecker habe ich gleich eine halbe Stunde später gestellt, schließlich spare ich jetzt diese Zeit jeden Morgen ein, da ich nicht mehr zur Redaktion fahren muss. Aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und so bin ich jetzt schon vor dem Klingeln des Weckers zur gewohnten Zeit wach. Auch gut, so geht es früher los. Journalisten leben vom Austausch, auch untereinander. Ohne Absprachen geht es nicht, und so haben wir Kollegen uns zu festen Zeiten zu Telefonschalten verabredet. Natürlich muss auch im Tagesverlauf immer mal wieder etwas miteinander abgestimmt werden – auch abseits der Recherche läuft das Telefon in diesen Tagen heiß. Und zwischendurch: es gibt Schlechteres als eine kurze Mittagspause im Garten. Mal abwarten, wie es wird, wenn auch mein Freund ab Montag im Homeoffice arbeiten wird. Ich fürchte, er wird an den Küchentisch ausweichen müssen. Tabea Beissert

Tabea Beissert hat sich ein kleines Büro eingerichtet, mit Blick ins Grüne.
Tabea Beissert hat sich ein kleines Büro eingerichtet, mit Blick ins Grüne. © Beissert

Arbeiten im Schichtsystem am heimischen System

Daheim zu arbeiten, das malt man sich zuerst schön aus, mit besonderen Vorteilen gegenüber der zweckmäßigen Redaktionsstube. In der Mittagspause, da könnte man doch sicher mal im geliebten Ohrensessel ein Viertelstündchen die Beine hoch legen, um Kraft zu schöpfen. Denkste! Denn das Homeoffice lässt bislang kaum Zeit für Pausen. Zunächst galt es sich auf ein privates Doppelschichtsystem zu einigen, da die bessere Hälfte (Berufsschullehrerin) auch ins Homeoffice geschickt wurde. Und eigentlich nutzt sie sonst primär beruflich den Rechner im Arbeitszimmer, um ihren Unterricht vorzubereiten. Die Lehrerin und Frühaufsteherin übernimmt jetzt die Frühschicht ab fünf Uhr und räumt den Bürostuhl ab 9, damit der Redakteur in die Tasten hauen kann. Das onlinebasierte Arbeiten mit nur einem Bildschirm ist deutlich unkomfortabler als mit zweien wie in der Redaktion, da zwischen acht verschiedenen Anwendungsfenstern hin und hergeklickt werden muss. Und mehr Zeit frisst auch die häufiger nötige Absprache mit den Kollegen via Telefon und Messenger, da kein flotter Bürozuruf mehr möglich ist. Immerhin: Bei der Oma nebenan kann ich mir jetzt auch einen Teller leckere Suppe am Mittag abholen. Und wenn beim Futtern auf der Terrasse das Kätzchen schnurrend auf den Schoß hüpft, ist das doch ein Homeoffice-Zugewinn. Marcus Esser

 Marcus Esser an seinem Rechner zuhause.
 Marcus Esser an seinem Rechner zuhause. © Esser

Das Büro wird zum Redaktionsstübchen

Ein Schild „WAZ-Redaktion“ hängt noch nicht an der Tür meines Arbeitszimmers daheim - aber ansonsten ist das Büro zum Redaktionsstübchen umfunktioniert worden und der private Computer auf die Redaktionsprogramme eingestellt worden. Zwar gab es kleine Einfädelungsprobleme, um auf die nötigen Netzportale zugreifen zu können, aber seitdem läuft es ganz gut. Es ist nur gewöhnungsbedürftig, ohne Kollegen nebenan zu arbeiten und die eine oder andere Abstimmung auf Zuruf vornehmen zu können. Man kommt sich tatsächlich abgeschottet vor, aber das ist ja Sinn der Sache. Homeoffice ist ein recht einsames Geschäft. Die wichtigsten Kommunikations-und Arbeitsmittel sind die Chatprogramme und natürlich das Handy - über das derzeit alles läuft: Recherche, Abstimmung mit den Kollegen und der Kontakt zum Leser (Anrufe auf den Redaktionsapparat werden aufs Handy umgeleitet). Gut am Homeoffice ist, dass man zwischendurch zum leckeren Mittagessen gerufen wird. Georg Meinert

Georg Meinert in seinem Arbeitszimmer.​
Georg Meinert in seinem Arbeitszimmer.​ © Meinert

Die Hunde freuen sich über die Anwesenheit

Tag vier im Homeoffice. Seit Anfang der Woche ist unser großer Holztisch im Esszimmer tagsüber mein Mini-Redaktionsbüro. Und was sich zuerst noch ziemlich fremd angefühlt hat, wird langsam zur Routine. Was ich allerdings nach wie vor vermisse, ist der direkte Austausch mit den Kollegen. Stattdessen chatten wir und greifen oft zum Smartphone. Sogar Konferenzschaltungen per Smartphone sind möglich. Läuft! Die Recherche findet natürlich auch ausschließlich per Telefon statt, schließlich gilt es, soziale Kontakte so weit wie möglich einzuschränken. Gerade für Lokaljournalisten ist das aber wirklich schwer. Wir sind lieber bei den Menschen, schauen uns vor Ort an, worüber wir berichten wollen. Aber der Verstand sagt ganz klar: Das geht jetzt nicht! Und siehe da, ganz viele Rechercheanrufe zeigen, das Team der WAZ Gladbeck ist nicht das einzige, das im Moment von zu Hause aus arbeitet. Was schön ist - von meinem Mini-Redaktionsbüro aus habe ich einen ungehinderten Blick in unseren Garten. Dort wird`s Tag für Tag immer grüner. Die Natur zeigt sich völlig unbeeindruckt vom Coronavirus. Ja, und unsere beiden Hunde Malik und Madiha freut es natürlich auch, dass zumindest ein Zweibeiner aus ihrem Rudel nun den ganzen Tag über zu Hause ist. Was ich noch verinnerlichen muss: Die Mittagspause ist nicht dafür gedacht, die Spülmaschine auszuräumen und die Betten zu beziehen… Katrin Walger-Stolle

Katrin Walger-Stolle arbeitet am heimischen Küchentisch.
Katrin Walger-Stolle arbeitet am heimischen Küchentisch. © Walger-Stolle


Der Abschied von den Kollegen war befremdlich

Was sonst die Ausnahme ist, wird in Zeiten von Corona zur Regel: Svenja allein in der Redaktion. Die weiteren Mitglieder unseres Teams arbeiten von zu Hause aus. Eine(r) darf im Büro arbeiten. Das ist meine Wenigkeit. Schon der Abschied war befremdlich: kein „Tschööööh, wir sehen uns morgen!“ Anders, als wenn jemand von uns in den Urlaub geht, wissen wir zurzeit ja überhaupt nicht, wann wir uns wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Während es im Streifen „Kevin allein zu Hause“ so richtig turbulent zugeht, fällt mein Blick auf verwaiste Schreibtische – und so manches, das sonst unsere Sekretärin erledigt hat. Da ist das eingetopfte Grün, das nach Wasser lechzt. Den Briefkastenschlüssel habe ich mir parat gelegt: Bloß nicht vergessen! Das Telefon bimmelt noch viel häufiger als sonst, denn ‘raus gehe ich nicht.

Svenja Suda arbeitet als einzige von der Redaktion aus.
Svenja Suda arbeitet als einzige von der Redaktion aus. © Suda

Man glaubt es kaum: Es gibt trotz eindringlicher Appelle immer noch Zeitgenossen, die das persönliche Gespräch suchen. Sie rütteln ungeduldig an der versperrten Redaktionstür. Dabei haben wir ein Schild aufgehängt, dass die WAZ-Redaktion aufgrund der Corona-Krise für Publikum geschlossen ist. Aber, das ist dort auch zu lesen: Wir sind selbstverständlich telefonisch oder per Email erreichbar. Nicht anders, denn: Leute, bleibt möglichst in den eigenen vier Wänden! Svenja Suda