Gladbeck. Die Polizei hat auf Datenträger spezialisierte Spürhunde, die auch in Gladbeck im Einsatz sind. Die Einsatzleitung zieht eine positive Bilanz.

„Herr Rossi“, ein belgischer Schäferhund, schnüffelt zwischen Regalen, an Tischverkleidungen und hält schließlich an einer Sofaritze inne. Für Hundeführer Wolfgang Lenzen das Zeichen, dass er das versteckte Smartphone gefunden hat. „Herr Rossi“ ist einer von fünf Datenspeicherspürhunden der Polizei NRW. Seit Oktober sind die spezialisierten Hunde im Einsatz und erschnüffeln Handys, Festplatten, CDs und sogar SIM-Karten.

Im Bildungszentrum Neuss demonstrierten die fünf Teams nun die Arbeitsweise der Hunde, die zuverlässig auch den kleinsten USB-Stick finden. Immer mehr Daten lassen sich auf immer kleineren Datenträgern speichern, da kann schon mal etwas besonders gut versteckt sein und übersehen werden. Besonders bei hochrangigen Ermittlungsverfahren, in denen es um Mord oder wie etwa im Fall Lügde, wo es um sexuellen Missbrauch und Kinderpornografie geht, kommen deshalb die Spürhunde zum Einsatz.

Zur Belohnung gibt es für die Hunde Futter oder ein Spielzeug

Hundeführer Wolfgang Lenz, Hauptkommissar, mit „Herrn Rossi“ bei einer Suche nach Datenspeichern.
Hundeführer Wolfgang Lenz, Hauptkommissar, mit „Herrn Rossi“ bei einer Suche nach Datenspeichern. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„In erster Linie geht es darum, nichts Relevantes zu übersehen“, erklärte Thomas Pierenkämper, Dezernent für das Diensthundewesen beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) NRW. Nachdem Polizeibeamte etwa die Wohnung oder Garage durchsucht haben, kommen die Hunde zum Einsatz. „Meist lassen wir die Hunde einmal frei laufen, damit sie sich quasi einen Überblick verschaffen“, erläuterte Lehrtrainer Jörg Schunig. Wenn sie dann noch nicht angeschlagen haben, machen die Hundeführer mit ihnen eine Feinsuche an markanten Punkten.

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„Dann wird etwa jedes Regalbrett abgesucht“, so Schunig. Bei der Feinsuche zeigt der Hundeführer konkrete Stellen an: Wo sein Finger entlangfährt, folgt bald auch die Spürnase seines Hundes. Hat die feine Nase einen Datenträger erschnüffelt, friert die Bewegung des Hundes ein und gibt so ein Signal an den begleitenden Polizisten. Zur Belohnung gibt es Futter oder ein Spielzeug.

Die Hunde sind auf Gerüche der Werkstoffe von Datenträgern spezialisiert

Datenspeicherspürhund Odin sucht und findet bei einem Training ein Tablet. Die Polizeihunde können innerhalb von 20 Tagen zum Datenspeicherspürhund weitergebildet werden, um CDs, Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks, Smartphones und SIM-Karten zu finden.
Datenspeicherspürhund Odin sucht und findet bei einem Training ein Tablet. Die Polizeihunde können innerhalb von 20 Tagen zum Datenspeicherspürhund weitergebildet werden, um CDs, Festplatten, Speicherkarten, USB-Sticks, Smartphones und SIM-Karten zu finden. © FUNKE Foto Services | Lukas Schulze

Die speziell ausgebildeten Hunde können mit ihren feinen Nasen unterschiedliche Geruchsfelder erschnüffeln und unterscheiden. In der Ausbildung haben die Trainer sie auf den Geruch der Werkstoffe von Datenträgern konditioniert. „Herr Rossi ist wie die anderen Hunde eigentlich ein Rauschmittelspürhund. Rauschmittel haben natürlich einen ganz anderen und vor allem intensiveren Geruch, da sind Datenträger schon schwieriger zu finden“, so Herr Rossis Hundeführer und Teamkollege Wolfgang Lenzen nach einer erfolgreichen Übungssuche.

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Seit er einen ausgebildeten Datenspeicherspürhund führt, sind Lenzen und Herr Rossi quasi im Dauereinsatz. Über 80 Einsätze hatten die fünf Teams bereits, in 33 Fällen waren die Hunde erfolgreich und haben weitere Speichermedien gefunden. Die Teams aus Hundeführer und Spürhund sind in Köln und Recklinghausen stationiert, fahren aber zu Einsätzen in ganz NRW und zum Teil auch in andere Bundesländer. „Die Standorte sind relativ zentral und haben vor allem schon größere Hundestaffeln“, erklärte Christine Marquitan vom LZPD die Wahl der Stationierung.

Beim Polizeipräsidium Recklinghausen sind zwei Spürhunde auf Datenträger spezialisiert

Spurensuche sehr anstrengend für Hunde

Obwohl die Spurensuche für die Hunde auch eine Art Spiel ist, in dem es darum geht, einen bestimmten Geruch zu finden, ist sie körperlich sehr anstrengend. Bei einem Einsatz atmet ein Hund bis zu 300 Mal pro Minute, Herzfrequenz und Körpertemperatur steigen.

Nach etwa 20 Minuten muss eine Pause zur Regeneration eingelegt werden, denn auch die Spürleistung lässt mit der Zeit nach. Mindestens zwei Hunde sind an einem Einsatz beteiligt, in der Anfangszeit absolvierten die Teams mehrere Einsätze pro Tag, so Hundeführer Lenzen.

„In Recklinghausen etwa gibt es elf Spürhunde, zwei von ihnen sind jetzt auch auf die Suche nach Datenträgern spezialisiert. Langfristig planen wir fünf Standorte mit jeweils vier Hunden in NRW“, gab Marquitan angesichts der vermehrten Einsätze bekannt. Die Polizei NRW ist eine der ersten Polizeien, die über zertifizierte Datenspeicherspürhunde verfügt. Zuvor mussten Datenspürhunde – etwa wie im Fall Lügde – von der Justiz oder aus anderen Bundesländern ausgeliehen werden.