Gladbeck. Im IHK-Bezirk gibt es 500 Unternehmen mit regelmäßigen Handel von und nach Großbritannien. Ohne Freihandelsabkommen droht ein harter Brexit.

Wenn Großbritannien am Freitag die Europäische Union verlässt, ändert sich für die meisten Unternehmen im direkten Geschäftsverkehr mit dem Vereinigten Königreich erst einmal wenig. Darauf weist die für Gladbeck zuständige Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen hin. „Allerdings hat Großbritannien im Verhältnis zur EU damit den Status eines Drittstaates“, erklärt Hauptgeschäftsführer Fritz Jaeckel. „Für britische Waren fallen deswegen ab dem 1. Februar Zollvorteile im internationalen Handel weg.“

Was das bedeutet, zeigt Jaeckel an einem Beispiel: Will ein deutscher Händler Stoffe aus Großbritannien in die Schweiz exportieren, so können dort Zölle anfallen, da das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und der EU nicht mehr für Großbritannien gilt.“ Insgesamt würden mit der im Austrittsabkommen vereinbarten Übergangsphase aber die negativen wirtschaftlichen Folgen des EU-Austritts vorerst vermieden. Jaeckel fordert: „Die Unternehmen auf beiden Seiten des Kanals brauchen jetzt schnell eine verlässliche rechtliche Basis mit fairen Spielregeln für nachhaltige Beziehungen.“

Die IHK befürchtet allerdings, dass die kommenden Monate nicht ausreichen, um ein gemeinsames Freihandelsabkommen zu erarbeiten. „Damit droht den Unternehmen 2021 ein harter Brexit durch die Hintertür.“ Der Handel mit Großbritannien sei für die Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region von erheblicher Bedeutung. Im IHK-Bezirk Nord Westfalen gebe es rund 500 Unternehmen mit regelmäßigen Im- und Exporten von und nach Großbritannien.