Gladbeck. Bauern aus Gladbeck und Kirchhellen verteilen am Freitag an Verbraucher Blumensamen für mehr Insektenschutz. Das ist der Hintergrund der Aktion.
Mehrere Bauern aus Gladbeck und Kirchhellen haben am Freitag vor dem Rewe-Markt an der Hornstraße in Ellinghorst sowie am Zweckeler Markt Blumensamen verteilt – und dabei den Vorwurf abwehren wollen, die Landwirtschaft sei Hauptverursacher der abnehmenden Insekten-Population. „Das wird uns von Naturschutzverbänden immer wieder vorgeworfen“, so der Gladbecker Landwirt Bernd Im Winkel.
Ungemütliches Schmuddel-Wetter herrscht, während die Bauern den mit Einkaufswagen vorbeiziehenden Kunden ein Tütchen mit verschiedenen Blumensamen zustecken. „Gratis-Samen, das ist cool“, sagt eine junge Frau zu ihrer Mutter, nachdem sie ein Tütchen bekommen hat. Doch den Landwirten geht es bei der Aktion um mehr: „Dass die Landwirtschaft Hauptverursacher des Insektensterbens ist, ist wissenschaftlich nicht belegt und dem möchten wir widersprechen“, so Im Winkel. Vielmehr seien etwa die Bienen auch für die Bauern zur Bestäubung der Nutzpflanzen wichtig. „Sonst gäbe es keine Ernte.“
Jeder kann einen Beitrag leisten
Daher hoffen sie, dass die Verbraucher die verteilten Blumensamen in die Erde bringen. „Jeder, der einen Garten hat, kann einen Beitrag leisten“, findet der Kirchhellener Landwirt Ferdinand Wortmann. Die Saaten sind so ausgewählt, dass das ganze Jahr über immer irgendetwas blüht.
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Die Bauern wollen den Verbrauchern Tipps mitgeben, zur Pflanzung von Obstbäumen aufrufen und gegen die Versiegelung von Gärten anreden. „Jeder muss sich an die eigene Nase fassen. Steingärten nehmen den Insekten auch den Lebensraum.“ Auf fünf Hektar hatten die Gladbecker und Kirchhellener Bauern daher zuletzt selbst Blühstreifen angepflanzt.
Bundesweit gingen am Freitag Landwirte auf die Straße, um etwa gegen eine verschärfte Düngemittelverordnung und zu günstige Preise für Lebensmittel zu protestieren. Anlass war auch der Start der Landwirtschaftsmesse „Grünen Woche“ in Berlin.