Gladbeck. Foodwatch kritisiert: Lebensmittel werden zu selten kontrolliert. In einer Untersuchung tauchen jetzt kritische Zahlen auch für Gladbeck auf.
Es gibt zu wenig Lebensmittelkontrollen, kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch. Der für Gladbeck zuständige Kreis Recklinghausen schafft den Angaben zufolge nicht einmal die Hälfte der vorgeschriebenen Überprüfungen und kommt auf eine Quote von 46 Prozent.
Den Aufsichtsbehörden fehlt es an Personal
Foodwatch hat gemeinsam mit der Zeitung „Die Welt“ und dem Bayerischen Rundfunk bundesweit Daten erhoben. Recklinghausen erscheint auf der danach entworfenen Deutschlandkarte in tiefrot.
So sind alle Regionen gekennzeichnet, die unter 50 Prozent liegen. Durchschnittlich fällt laut Foodwatch in der Bundesrepublik etwa jede dritte Prüfung aus. Die Organisation bemängelt, dass es den Aufsichtsbehörden an Personal mangele und sie deshalb nicht in der Lage seien, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Diesen Vorwurf will allerdings Jochem Manz, Sprecher des Kreises Recklinghausen, so nicht stehen lassen. Zunächst einmal weist er darauf hin, dass zehn Kontrolleure im Einsatz seien und noch weitere fünf Fachkräfte, Chemiker und Techniker, die Arbeit unterstützen würden.
Zuständig für rund 7300 Betriebe
„Insgesamt sind die Fachleute für rund 7300 Betriebe zuständig“, so Manz. Die Auswahl der zu kontrollierenden Betriebe geschehe „anlassbezogen“, erklärt der Sprecher. Damit sei gemeint, dass solche Unternehmen, in denen größere Risiken bestehen könnten, dann auch mehrfach hintereinander aufgesucht würden, betont Manz. Auf diese Weise wolle man auch für den Verbraucher eine Sicherheit gewährleisten. Es bestehe dann natürlich die Möglichkeit, dass Firmen, die regulär an der Reihe seien, nicht besucht würden.
Ein solches Vorgehen ist aber aus Sicht von Foodwatch bedenklich, wie Sprecher Dario Sarmadi betont. Weil es an Routine-Untersuchungen und damit regulären Kontrollen mangele, sei ein solcher folgenschwerer Fall wie Wilke möglich gewesen.
Dem Unternehmen wird zur Last gelegt, dass durch die keimbelastete Wurst, die es in Umlauf brachte, drei Menschen gestorben sind und sich 37 infiziert haben sollen. Seit Jahren, ergänzt Sarmadi, sei etwa jeder vierte Betrieb in Deutschland bei Kontrollen auffällig.
Transparenz senktBeanstandungsquoten
Der Anteil der Unternehmen, die sich nicht an Vorgaben halten, liege aber wahrscheinlich deutlich höher. Foodwatch fordert, dass alle Ergebnisse der amtlichen Kontrollen öffentlich werden. Das schafft nach Ansicht der Organisation die dringend erforderliche Transparenz über die Situation in den Betrieben wie auch in den Behörden – und sorge mittelfristig für eine Entlastung der Aufsichtsämter. Erfahrungen aus anderen Ländern wie Dänemark belegen laut Foodwatch, dass Transparenz über die Kontrollergebnisse zu niedrigeren Beanstandungsquoten führt. Dadurch lasse sich die Zahl der Kontrollen verringern.
Im Zuge des Wilke-Skandals haben sich im Oktober Lebensmittelkontrolleure auf die Suche nach belasteten Fleischwaren gemacht. Rund 70 Betriebe haben nach Auskunft des Kreises Recklinghausen bei Wilke eingekauft. 22 Lebensmittelkontrolleure sind für den Kreis Recklinghausen zuständig. Kontakt: Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung Kreis Recklinghausen, fd39@kreis-recklinghausen.de,