Gladbeck / Marrakesch. Die Förderung des Landes NRW für die in Gladbeck initiierte Marokkohilfe läuft aus. Das Projekt unterstützt Gehbehinderte und fördert Jugendliche

Das von der Gladbeckerin Lis Hühnerbach initiierte und von der Landesregierung NRW geförderte Projekt Mit-i-Ma (Miteinander in Marokko) hat jetzt den zweiten Container mit medizinischen Hilfsmitteln von Gladbeck auf den Weg gebracht. Mit dem Transport können einerseits bedürftige Menschen in Nordafrika mit medizinischen Hilfsmitteln versorgt und andererseits Fluchtursachen bekämpft werden. Denn in Marrakesch werden die Rollatoren und Co. von jungen, zuvor arbeitslosen Marokkanern gewartet und repariert, die so auch beruflich qualifiziert werden. Eine Sorge treibt Lis Hühnerbach und ihre Mitstreiter aber um: Die Förderung des Landes (fast 100.000 Euro) läuft im Februar aus, mit der beispielsweise die kleine Werkstatt in Marrakesch finanziert werden kann.

Ein gehbehindertes kleines Mädchen erhält glücklich einen Rollstuhl der Marokkohilfe.
Ein gehbehindertes kleines Mädchen erhält glücklich einen Rollstuhl der Marokkohilfe. © Mit-i-Ma | Hühnerbach

„Wir hoffen auf die Zusage eines weiteren Förderungsjahres durch die Landesregierung NRW“, sagt Lis Hühnerbach. „Es gibt noch so viel zu tun, dass es mehr als schade wäre, wenn das Projekt beendet werden müsste.“ Die Jürgen-Wahn-Stiftung in Soest, die die Trägerschaft des Projektes Mit-i-Ma übernommen hat, und die Vorsitzende des Ausschusses für Soziales Senioren und Gesundheit in Gladbeck, Müzeyyen Dreessen, wollen sich erneut für eine Projektförderung bei der Landesregierung für ein zweites Jahr einsetzen.

Die gespendeten Rollstühle und Rollatoren werden zunächst in Gladbeck zwischengelagert

Die in einer Großgarage in Ellinghorst gesammelten gebrauchten Rollstühle, Rollatoren und andere Gehhilfen, die diesmal auch von vielen Privatpersonen, sowie von der AWO und Diakonie gespendet worden sind, konnten in den Transport-Lkw zur weiteren Verschiffung gepackt werden. Auch neun Elektro-Betten, die von der Caritas in Essen zur Verfügung gestellt wurden, werden in Marrakesch von einem Krankenhaus sehnlichst erwartet. „Die im August mit dem ersten Transport eingetroffenen mehr als 140 Rollatoren und 98 Rollstühle sind inzwischen alle verteilt worden“, berichtet Lis Hühnerbach, die auch vor Ort die gute Seele des Projektes ist. „Die ersten Menschen mit Behinderungen standen bereits am zweiten Tag nach dem Eintreffen der Hilfsmittel vor der Tür und baten um einen Rollstuhl oder Rollator. So dass die Mitarbeiter zeitweise im Eiltempo die Hilfsmittel reinigen, prüfen und bei Bedarf reparieren mussten. Es sprach sich sehr schnell herum, dass Menschen mit Behinderungen, die kaum über finanzielle Mittel verfügen, geholfen wird“.

Die Initiatorin der Marokkohilfe, Lis Hühnerbach, beim Beladen des Lkw in Gladbeck für den zweiten Hilfstransport nach Marrakesch.
Die Initiatorin der Marokkohilfe, Lis Hühnerbach, beim Beladen des Lkw in Gladbeck für den zweiten Hilfstransport nach Marrakesch. © Mit-i-Ma | Hühnerbach

Lis Hühnerbach unterstreicht, dass vor Ort die Bedürftigkeit genauestens geprüft werde. So seien auch einige Bewerber abgewiesen worden, „die offensichtlich finanziell gut gestellt sind.“ Für den voraussichtlich Ende Dezember in Marrakesch erwarteten zweiten Transport gibt es bereits eine Bedarfsliste. Hühnerbach: „Wir hoffen, dass wir durch die zusätzliche, zugesagte Unterstützung mit Hilfsmitteln durch unseren Kooperationspartner, dem Verein der Spitzensportler Abu und Ottmann Azaiter (u.a. Deutscher Meister Thaiboxen), allen Bedürftigen gerecht werden können.“

Die bedürftigen Menschen bedanken sich weinend, weil sie endlich das Haus verlassen können

Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Projektes stelle sich spätestens dann nicht mehr, „wenn man Menschen erlebt, die über Jahre nicht aus dem Haus kommen konnten, weil der Rollstuhl nicht angeschafft werden konnte, und die sich weinend für den Erhalt bedanken“. Und wenn man dann noch bedenken würde, dass dieser Rollstuhl in Deutschland wohl auf dem Sperrmüll entsorgt worden wäre, weil er nicht mehr gebraucht wird, so die engagierte Gladbeckerin, „dann trägt das Projekt auch einen kleinen Teil zum vielzitierten Umweltschutz bei“.

Auch Geldspende ist möglich

Die gemeinnützige Trägerschaft für „Mit-i-Ma“ hat die renommierte Jürgen Wahn Stiftung übernommen, die seit den 1980er Jahren weltweit spendenbasierte Hilfsprojekte betreut.

Die Unterstützung der Marokkohilfe ist auch mit Geldspenden über die Jürgen Wahn Stiftung möglich: Stichwort Mit-i-Ma, IBAN: DE06 4145 0075 0000 0222 02, Sparkasse Soest.

Sie bittet jetzt vor dem Weihnachtsfest alle Gladbecker und Unterstützer „ganz fest die Daumen zu drücken, damit das Projekt fortgesetzt werden kann“. Wer sich einen Eindruck von der Verwendung von Fördergeldern und Spenden machen wolle, der sei selbstverständlich willkommen, „uns alle vor Ort in Marrakesch zu besuchen“ (Telefonkontakt +212 650 57 33 58).