Gladbeck. Eltern stellen sich derzeit in den Einrichtungen vor. Für die Platz-Vergabe sind drei Punkte ausschlaggebend. WAZ-Leser vermisst ein Kriterium.
Viele Eltern sind derzeit unterwegs und stellen sich in Kindertagesstätten vor – verbunden mit einer Hoffnung: Einen Platz für ihr Kind in der Wunschkita zu bekommen. Auch WAZ-Leser Ulrich Rabe-Heise hat sich in den vergangenen Wochen viel mit dem Thema beschäftigt, schließlich soll sein Enkel ab dem kommenden Jahr eine der Gladbecker Einrichtungen besuchen.
Wie die einzelnen Stätten die Kinder aussuchen, die einen Platz bekommen sollen, das scheint für Rabe-Heise völlig willkürlich. „Jeder Kindergarten kann selbst entscheiden, welche Jungen und Mädchen er aufnimmt. Wer Glück hat, hat Glück“, findet der Zweckeler und wendet sich mit seinem Unmut an die WAZ.
Auch interessant
Drei Kriterien entscheiden hauptsächlich über einen Platz
Richtig ist: Die Einrichtungsleitungen treffen die Auswahl der aufzunehmenden Kinder in erster Linie selbst. Willkürlich sei diese jedoch nicht, sondern richte sich hauptsächlich nach drei großen Kriterien, erklärt Stadtsprecherin Christiane Schmidt auf WAZ-Anfrage. Das ist zum einen das Alter des Kindes. Dreijährige, die bis dahin noch keinen Kita-Platz haben, werden bevorzugt. Auch die Berufssituation der Eltern spielt eine Rolle. Bevorzugt werden Kinder, bei denen beide Elternteile arbeiten. Als drittes Kriterium gilt eine soziale Begründung. Dazu zählt, ob es etwa einen besonderen Förderbedarf gibt. „Braucht ein Kind eine spezielle Förderung, die es von seinen Eltern nicht bekommen kann, wird geschaut, welche Kita ein entsprechendes Angebot hat“, so Schmidt.
Stadt will künftig auf digitale Anmeldung setzen
Seit Jahren wird die verbindliche Anmeldung für die Kindergärten über die per Post versandten Anmeldekarten geregelt. Sie werden immer zum 1. Oktober des Vorjahres für das jeweilig neue Kindergartenjahr an die Eltern verschickt.
Dieses System soll künftig von einem Online-Anmeldeverfahren abgelöst werden, frühestens wohl zum Start des Kindergartenjahres 2021/2022. Mit einem Online-Portal ist die Hoffnung verbunden, dass die Anmeldung schneller und einfach geregelt werden kann und Eltern nicht mehr so lange warten müssen, bis sie eine Zu- oder eine Absage für ihre Wunsch-Kita bekommen.
In anderen Kommunen, darunter auch in Bottrop und Essen, gibt es bereits die digitale Kita-Anmeldung.
Ob es eventuell ein Geschwisterkind gibt, ist hingegen nicht unbedingt ausschlaggebend. „Es gibt Fälle, da bekommen wir es nicht hin, dies zu beachten“, sagt Christiane Schmidt. Die Einrichtungen würden sich jedoch bemühen, für ein Geschwisterkind einen Platz anzubieten, wenn Bruder oder Schwester die Kita bereits besuchen. „Wenn es passt, ist es eine gelungene Sache und für Eltern und Kinder natürlich umso schöner.“
Auch interessant
Die Nähe zum Wohnort sollte gerade in Zeiten des Klimanotstands berücksichtigt werden
Die drei Kriterien hält Rabe-Heise für „sehr schwammig und weit gefasst“. Und – ein Kriterium vermisst der Zweckeler: die Nähe zum Wohnort. „In einer Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, sollte doch darauf geachtet werden, dass Kinder nicht mit dem Auto zur Kindertagesstätte gebracht werden müssen“, findet er. Gerade in Zeiten des Klimanotstands sollte die Nähe oberstes Kriterium sein. Zwischenzeitlich schien es in der näheren Wohnumgebung mit einem Platz für Rabe-Heises Enkel nicht zu klappen, eine Kita in einem anderen Stadtteil musste in den Blick genommen werden. Inzwischen ist zwar eine Lösung mit einer wohnortnahen Kita in Sicht, an seiner Kritik hält der Großvater jedoch fest.
Auch interessant
Tatsächlich: Die Nähe zwischen Wohnort und Kindertagesstätte spielt bei der Platzvergabe keine Rolle, so Christiane Schmidt. „Eltern ist zuzumuten, eine Kita in einem anderen Stadtteil aufzusuchen.“ Eine halbe Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, gelte als machbar. „Wir reden über eine Fläche, die nicht so riesig ist. Gladbeck ist relativ klein“, gibt Schmidt zu bedenken.
Das Anmeldeverfahren läuft noch bis zum 30. November. Dann bekommt die Stadtverwaltung Rückmeldungen aus den einzelnen Einrichtungen. „Wir können ab diesem Zeitpunkt gucken, wo es noch Lücken in der Versorgung gibt und welche Kindertagesstätten noch Kapazitäten haben“, so Schmidt. Und die Eltern erfahren dann, ob die Vorstellung in ihrer Wunscheinrichtung erfolgreich war.