Gladbeck. Die Sport-, Spiel- und Freizeitfläche soll möglichst klimaneutral und ressourcenschonend betrieben werden. Zur Pflege werden Roboter eingesetzt.
Die im Gladbecker Süden für den Sportpark Mottbruch angelaufenen Arbeiten sind deutschlandweit im Fokus von Fachleuten. Grund: Die Gladbecker Planer wollen auf dem ehemaligen Sportplatz an der Roßheidestraße ein Konzept für eine multifunktionalen Sport-, Spiel- und Freizeitfläche umsetzen, das auch einen möglichst klimaneutralen und ressourcenschonenden Betrieb ermöglicht.
Was genau vorgesehen ist, erläutern die zuständigen Projektleiter der Abteilung Stadtgrün des Ingenieuramtes im Gespräch mit der WAZ. Ein wichtiger Aspekt sei etwa die ökologische Wasserhaushaltung, die angesichts der klimatischen Veränderungen für Grünflächen zunehmend an Bedeutung gewinne, so Achim Mirosavljewitsch-Lucyga. Um hier möglichst autark mit dem natürlichen Niederschlag für die Bewässerung des rund sieben Hektar großen Areals auszukommen, würden zwei Große Zisternen im Süden des Geländes angelegt. „Sie fassen jeweils 450.000 Liter.“ Für ‘überschüssiges’ Wasser, das bei stärkeren Regenfällen im gesamten Geländebereich aufgefangen und über Zuleitungen zu den Zisterne geführt werde. Zusätzlich sei auch eine gesteuerte Zuleitung von Oberflächenwasser in das Sportpark-System aus dem Kanalnetz der Stadt möglich. „Mit dem Wasser aus den Zisternen können wird die Wasserversorgung für die Pflanz- und Rasenflächen autark für rund vierzehn Tage sicherstellen.“
Ein unterirdisches Leitungssystem bringt das Wasser zu den Wurzeln
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Um das Lebenselixier Wasser dabei möglichst schonend einzusetzen, würden die Pflanzen nicht wie herkömmlich von oben besprengt. „Da bei starker Hitze und Wind so gut 70 Prozent des eingesetzten Wassers verloren gehen“, so Jens Möller. Die beiden Landschaftsarchitekten haben so ein unterirdisches System vorgesehen, das das Wasser direkt zu den Wurzeln bringt. Und das sind nicht wenige: Insgesamt sollen 140 Bäume verteilt auf dem Areal stehen, zudem 20.000 eher flache Stauden den umzäunten Sportpark eingrenzen und bis zu 30.000 weitere Pflanzen den Sportpark begrünen. Auf einigen Abschnitten sind Wildblumenwiesen geplant, die wichtigen Bestäubern, etwa Bienen, als Futterpflanzen dienen sollen.
Sportpark soll bis Ende 2021 öffnen
Ziel des Ingenieuramtes ist es, den Sportpark Mottbruch bis Ende 2021 eröffnen zu können. Das Areal soll zugleich grünes Eingangstor für einen künftige Gladbecker Haldenwelt sein. Ein Grünzug von Wittringen über die Braucker Halden bis hin zur Emscher und zum Rhein-Herne-Kanal inklusive neuer Radwege.
Aktuell sind auf dem Sportpark-Areal die Planbereiche abgesteckt und angepasst worden, die für Multifunktionsflachen etwa für Fahrradpolo, Tanzen, Boule, Beachsport, Pumptrack oder Calisthenics genutzt werden sollen. Im neuen Jahr wird mit Erdarbeiten und Pflanzarbeiten im Nordwesten der Fläche gestartet.
In Sachen Feuchtigkeit haben die Profis aus dem Ingenieuramt auch mit verschiedenen Sandsorten getüftelt. Denn bekanntlich wird eine gelenkschonende Nasssandstrecke als ein Kilometer langer, beleuchteter Rundkurs für Walker und Läufer rund um den Sportpark angelegt. Mirosavljewitsch-Lucyga: „Damit Niederschlagswasser nicht einfach in den Untergrund abfließt, haben wir eine Sandsorte gewählt, die das Wasser möglichst lange hält und durch Kapillareffekte eher nach oben zieht als ableitet.“
Der Unterhalt des Sportparks soll das Budget der Stadt möglichst wenig belasten
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Die Unterhaltung des neuen Sportparks soll zudem das angespannte Budget der Stadt Gladbeck möglichst wenig belasten. Bei der Pflege soll so wie bei der Wasserversorgung auch auf Automatisierung gesetzt werden, um den Personaleinsatz zu entlasten. „Wir sind zurzeit in Gesprächen mit Fachfirmen, inwieweit sich Roboter einsetzen lassen, um die Sandflächen aufzuharken und zu reinigen, ähnlich wie es zum Beispiel mit großen Maschinen an Sandstränden passiert.“ Für die große zentrale kreisrunde 13.000 Quadratmeter große Rasenfläche, quasi das Herz der Anlage, ist der Einsatz von Mährobotern schon fest vorgesehen.
Ihre elektrische Energie sollen die „Robis“ wie auch die temporäre LED-Parkbeleuchtung, die über Bewegungsmelder gesteuert wird, autark über Photovoltaikanlagen und das Blockheizkraftwerk beziehen, das im Westen der Anlage errichtet wird. „Wir hatten zunächst überlegt, das Kraftwerk mit Pellets aus Laub zu befeuern, das wir von den Grünpflanzen im Stadtgebiet aufsammeln“, so Jens Möller. Die Energieausbeute sei aber zu gering, so dass man nun Biogas über einen Vertragspartner beziehen werde. Man hoffe künftig autarker zu arbeiten, „da wir Elektrizität über die Verbrennung von Wasserstoff gewinnen wollen, den wir über Elektrolysegeräte selbst produzieren, die über die Photovoltaikanlagen betrieben werden“.
Die Finanzierung des Projektes ist mit Fördermitteln sichergestellt
Die Abwärme des Blockheizkraftwerkes zu nutzen, sei ein weiterer Schritt in Sachen Klimaschutz. Sie könnte zu den zentralen Toilettenanlagen oder einem zudem angedachten „Gesundheits- und Integrationshaus“ für das gesamte Stadtquartier geleitet werden, das an Stelle des bisherigen Vereinsheimes am Kreisverkehr entstehen könnte. Voraussetzung für dieses Gebäude sei aber eine finanzielle Förderung.
Die Finanzierung des Sportparks ist bereits sichergestellt, der mit 5,87 Millionen Euro aus Bunds- und Landesmitteln für das Programm „Zukunft Stadtgrün“ gefördert wird. Die Stadt trät als Eigenanteil etwa zusätzliche 1,5 Millionen Euro.