Gladbeck. Bauchfreie Tops, Leggings und Jogginghosen sind ab sofort an einer Realschule in Gladbeck verboten. Was erlaubt ist, steht in der Kleiderordnung.
An der Werner-von-Siemens-Realschule gilt seit diesem Schuljahr eine Kleiderordnung für alle Schüler: Basecaps, Jogginghosen, bauchfreie T-Shirts und noch einige andere modischen Ausreißer, die nicht als alltagstauglich gelten, sind nun auf dem Schulhof und in den Klassenräumen an der Kortestraße 10 nicht mehr gestattet. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird zuerst auf die neue Kleiderordnung aufmerksam gemacht. Beim zweiten Verstoß kann es dann aber durchaus schon heißen: Ab nach Hause und umziehen bitte!
Was in der Schule nicht gut ankommt, funktioniert im Berufsleben schon überhaupt nicht mehr
„Es ist nicht so, dass alle unsere Schülerinnen und Schüler nicht wissen, wie sie sich vernünftig zu kleiden haben. Aber so ab und zu gibt es schon mal einen Extremfall, gegen den man vorgehen muss“, sagt Schulleiter Daniel Kroll. Die neue Kleiderordnung kann nun als Orientierungshilfe beim morgendlichen Griff in den Kleiderschrank helfen. Es gehe einfach darum, so Kroll weiter, zu vermeiden, dass die Jugendlichen aussehen, „als hätten sie sich auf dem Weg ins Freibad nur in die Schule verlaufen“.
Der Schulleiter sieht durchaus auch den erzieherischen Aspekt hinter der neuen Regelung: Was im Unterricht kleidungsmäßig schon nicht gut ankommt, das funktioniert später im Berufsleben gar nicht mehr. Hot Pants, aus denen der halbe Po herausschaut, nennt Kroll ein Beispiel, sind eindeutig eine Form der sexuellen Belästigung. Rassistische oder gewaltverherrlichende Sprüche und Symbole auf der Kleidung werden ebenfalls nicht toleriert. „Es geht uns um einen respektvollen Umgang miteinander“, betont der Schulleiter. Und wer mit einer schlabbrigen Jogginghose im Unterricht sitzt, der lasse schon allein durch seine Kleiderwahl diesen Respekt vermissen.
Schulkonferenz und Schülervertretung haben der Kleiderordnung zugestimmt
Die neue Kleiderordnung sei im Juni in der Schulkonferenz, auch mit Zustimmung der Elternvertreter, beschlossen worden. Auch die Schülervertretung habe der Einführung zugestimmt. Was von nun an modische Akzeptanz an der Werner-von-Siemens-Realschule findet und was nicht, das steht als Erinnerungsstütze für die 588 Schülerinnen und Schüler detailliert im „WernerPLANer“ aufgeführt. Die Broschüre begleitet die Realschüler durch jedes Schuljahr und listet alle wichtigen Fakten zum Thema Schulleben auf. Unter dem Punkt „Hausordnung“ findet man eine Skizze von einem Jugendlichen, an der von Kopf bis Fuß ausgeschildert ist, was die Kleiderordnung vorsieht.
Unterschiedliches Vorgehen
Beim Thema angemessene Kleidung gehen die Schulen sehr unterschiedlich vor. An der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule gibt es eine Kleiderordnung, die sich aber ausschließlich auf den Sicherheitsfaktor beschränkt. Die Schüler sind z. B. angehalten, im Chemieunterricht keine komplett synthetische Kleidung zu tragen.
Fällt ein Schüler durch extreme „Modesünden“ auf, wird er von einem Lehrer in einem vertraulichen Vier-Augen-Gespräch darauf hingewiesen und um Änderung gebeten. „So verfahren wir schon erfolgreich seit Jahren“, erklärt Schulleiterin Alrun ten Have.
Die Erich-Kästner-Realschule hingegen setzte bereits seit zehn Jahren auf eine einheitliche Schulkleidung. So soll die Schule als Marke gestärkt werden. Und die Konkurrenz der Markenklamotten entfällt.
Leggings zum Beispiel sind gestattet, aber nur, wenn eine kurze Hose oder ein Rock darüber getragen wird. Der ganze Kopf sollte sichtbar sein. Im Schulgebäude muss also auf das Tragen von Kopfbedeckungen verzichtet werden. Eine Ausnahme sind religiöse Gründe. Zu viel Haut sollen die Realschüler künftig auch nicht mehr zeigen. Das gilt für zu tiefe Ausschnitte genauso wie für bauchfreie Tops.
Wer sich nicht an die Kleiderordnung hält, muss ein Schul-T-Shirt anziehen
Eine Woche noch haben die Realschüler Zeit, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. Danach drohen Konsequenzen: Wer sich nicht an die Empfehlungen hält, der muss ein T-Shirt überziehen, das die Schule stellt. Und wer sich weigert, wird nach Hause geschickt. „Es bringt einfach nichts, Dinge anzuordnen, wenn man sie dann nicht auch konsequent einfordert“, betont Schulleiter Daniel Kroll.