Gladbeck. Für Martin Stutzinger ist der Kleingarten Koopmannshof die gemütlichste Anlage in Gladbeck. Der Vereinsvorsitzende erklärt, warum das so ist.
Er ist der kleinste unter den Gladbecker Kleingärten und hat seit seinem ursprünglichen Gründungsjahr 1948 schon eine sehr wechselvolle Geschichte erlebt. Gemeint ist die Kleingartenanlage Koopmannshof, ganz in der Nähe des „großen Bruders“ Am Nattbach.
Aus einer Bauschuttbrache Grabeland gemacht
Überschaubare 17 Parzellen gehören zur Anlage, die seit 1984 im Bebauungsplan der Stadt Gladbeck als Dauerkleingartenanlage ausgewiesen ist. Diese Sicherheit, ihre Parzelle auf Dauer behalten zu können, konnten die Gartenfreunde bis dahin nicht immer haben. Es waren 34 Gründungsmitglieder, fast alles Bergleute, die sich aufgrund der schlechten Versorgungslage nach dem 2. Weltkrieg zusammengetan hatten, um auf einer Bauschuttbrache Grabeland zu schaffen.
Dies ging gut bis 1962 – die Kleingärtner hatten mittlerweile Holzlauben in ihren Parzellen errichtet - da wollte der damalige Pächter der Anlage diese kündigen, was jedoch vom Bezirksverband der Kleingärtner zurückgewiesen wurde. 1976 fielen dann doch 21 Gärten dem Bagger zum Opfer. Wohnungen mussten gebaut werden.
Die 13 verbliebenen Gartenfreunde errichteten mit Unterstützung der Stadt und des Bezirksverbandes „zwar die kleinste, aber für uns auch die gemütlichste Anlage“, wie Martin Stutzinger, 1. Vorsitzender des Kleingartenvereins Koopmannshof, sein kleines Paradies beschreibt, das Inzwischen auf 17 Parzellen aufgestockt wurde.
Zwei Bienenvölker leben in der Kleingartenanlage Koopmannshof
Der Besucher der Anlage wird von einer blühenden, bienenfreundlichen Sommerweise begrüßt. „Wir haben in diesem Jahr zwei Bienenvölker angesiedelt“, erzählt Silke Stutzinger, „und schon im ersten Jahr merken wir den Unterschied. Unsere Erträge sind besser geworden“, freut sich die Hobbygärtnerin, die in ihrem Beruf als Krankenschwester Vollzeit im Schichtdienst arbeitet: „Da ist der Garten eine echte Entspannung.“ Sie selbst ist im Kleingarten groß geworden. „Ich hatte im Garten vom Opa mein eigenes Beet, gespielt haben wir im nahe gelegenen Naturschutzgebiet“, erinnert sie sich. Und auch die Tochter von Silke und Martin Stutzinger, Leonie (16), kommt immer noch gerne in den Garten ihrer Eltern und bringt ihre Freunde mit. „Ich habe meinen Garten 2016 vom Onkel übernommen“, erzählt Martin Stutzinger und fügt lachend hinzu: „Das bleibt also in der Familie.“
Familiär geht es ohnehin in dieser Anlage zu, jeder kennt jeden, aber auch neue Gartenfreunde werden gerne integriert: „Klar, dass wir uns an die Regeln des Kleingartengesetzes halten, aber wir geben da auch individuelle Freiheiten“, betont Stutzinger, „ unsere Devise heißt: Es darf den Nachbarn nicht stören.“ Und so blüht es üppig in der Kleingartenanlage Koopmannshof. Die Gartengemeinschaft verfolgt auch ein pädagogisches Konzept mit ihrer Anlage, wie Karl-Heinz Eitrerich (76) berichtet: „Wir haben immer wieder Gruppen aus dem Kindergarten Heilig Kreuz zu Gast, die wir in unseren Gärten an die Natur heranführen.“ Auch die Verjüngung des Kleingartenwesens wird aktiv vorangetrieben. „40 Prozent sind inzwischen jüngere Leute“, berichtet Silke Stutzinger und ihr Mann ergänzt:“ und außerdem aus aller Herren Länder“ und zählt die Herkunftsländer auf: China, Kosovo, Polen, Spanien und Türkei.
Überschüsse aus den Gärten sollen künftig an die Tafel gehen
Verjüngung, Internationalität und Pädagogik sind also wesentliche Grundlagen des Vereinskonzeptes, doch auch die Geselligkeit spielt eine wichtige Rolle. „Einmal im Sommer lassen wir es richtig krachen“, sagt Martin Stutzinger, aber Gemeinschaftsaufgaben, wie zum Beispiel das Dach des Vereinsheimes neu zu decken, ist für jedes Mitglied Verpflichtung. „Und so soll es auch bleiben“, sagt der Vereinsvorsitzende. Silke und Martin Stutzinger haben ein weiteres Projekt ins Auge gefasst. „In der Regel versuchen wir, nur anzubauen, was wir auch verbrauchen können“, aber da das nicht immer genau einzuschätzen sei, wollen sie ihre Überschüsse zukünftig der Tafel spenden. „Wir haben auch eine gesellschaftliche Verpflichtung mit unserem Verein“, ist Martin Stutzinger überzeugt.