Gladbeck. An einigen Gladbecker Schulen sind immer noch Lehrerstellen unbesetzt. 25 neue Kräfte haben bereits ihren Dienst angetreten.
Der Lehrermangel bleibt ein Problem. Von den im Kreis Recklinghausen ausgeschrieben 162 Lehrerstellen konnten seit Jahresbeginn nur 71 besetzt werden. Mit der Quote von 52,34 Prozent liegt der Kreis innerhalb des Regierungsbezirks Münster im unteren Bereich der Skala.
Besonders angespannt ist die Situation an Hauptschulen
Besonders übel sieht es an den Hauptschulen aus. Dort konnten nur drei von elf (27,27 %) Stellen besetzt werden. Auch an den Förderschulen waren es nur 35,71 Prozent, an den Grundschulen 43,83 Prozent. An den Gymnasien fanden sich immerhin zwölf Lehrerinnen und Lehrer für die 14 angebotenen Stellen.
„Schulen im Kreis Recklinghausen sind bei Lehrkräften traditionell nicht die erste Wahl“, sagt Ulla Lütkehermölle aus der Pressestelle der Bezirksregierung. Seit dem vergangenen Schuljahr versucht die Bezirksregierung, mit dem „Münsteraner Modell“ Lehrkräfte für die Emscher-Lippe-Region zu gewinnen: „Sie bekommen eine Zusage für eine Stelle in Münsterland, wenn sie sich verpflichten, vorher zwei Jahre an einer Schule im Kreis Recklinghausen oder in Gelsenkirchen zu arbeiten“, erklärt Ulla Lütkehermölle. 16 ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer für Grundschulen kamen auf diesem Weg 2019 in den Kreis Recklinghausen.
„Es gibt einfach nicht genügend Lehrkräfte“
In Gladbeck haben seit Beginn dieses Jahres 25 Lehrkräfte ihren Dienst aufgenommen, zehn an den Grundschulen, fünf an den Realschulen, eine an der Hauptschule, vier an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, zwei an Gymnasien und drei am Berufskolleg.
Auch wenn es in anderen Kreisen und Städten innerhalb des Regierungsbezirks besser aussieht als im Kreis Recklinghausen – optimal ist die Lehrerversorgung nirgendwo. „Es gibt einfach nicht genügend Lehrkräfte“, sagt Ulla Lütkehermölle. Deshalb sind seit geraumer Zeit auch Seiteneinsteiger ein Thema, Männer und Frauen, die aus anderen Berufen kommen oder zwar ein Studium abgeschlossen haben, aber nicht fürs Lehramt.
Praktiker aus technischen Berufen werden als Seiteneinsteiger gesucht
Praktiker aus technischen Berufen haben an den Berufskollegs die besten Chancen. Für die Grundschulen werden Seiteneinsteiger vor allem für die Fächer Musik, Kunst, Sport und Englisch gesucht, an den weiterführenden Schulen fehlen Lehrkräfte vor allem für Mathematik, Chemie, Physik, Musik und Kunst. Kreisweit wurden im laufenden Jahr bisher 23 Seiteneinsteiger eingestellt. In Gladbeck waren es sieben: vier an Grundschulen und je einer an einer Realschule, am Berufskolleg und – ganz frisch zum Beginn der Schuljahres heute – einer für Physik und Chemie an der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule.
Auf diesem Weg versucht gerade Peter Washausen, Leiter der Erich-Fried-Hauptschule, eine Lehrkraft für Physik und Chemie zu gewinnen – sechs Bewerber haben sich gemeldet. „Richtige“ Lehrer haben auf die Stellenausschreibung nicht reagiert, auch für die beiden anderen offenen Stellen gab es nicht eine einzige Bewerbung.
Die Gesamtschulleiterin hofft auf neue Lehrkräfte
An der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule hofft Leiterin Alrun ten Have noch auf den 1. November, wenn neue Lehrkräfte ihr Referendariat abgeschlossen haben. Drei offene Stellen sind an der IDG noch zu besetzen. „Leider endet das Referendariat immer mitten im Schuljahr“, bedauert sie. „In den vergangenen Jahren waren wir aber – bis eben auf die zwei Monate zu Schuljahresbeginn und im zweiten Halbjahr – immer voll besetzt.“
Schulanfänger
Für 385 Mädchen und Jungen ist heute der erste Schultag an einer weiterführenden Schule. 54 wechseln von der Grundschule zur Hauptschule, 304 besuchen ab heute eine Realschule, 99 gehen zur Gesamtschule, 228 starten an einem der drei Gymnasien.
Donnerstag ist der große Tag für die Schulanfänger. Insgesamt 678 Kinder werden dann in den Grundschulen begrüßt.
Hans Christoph Pocha, Leiter des Ratsgymnasiums, betont, dass der Unterricht laut Stundentafel erteilt werden könne, auch wenn der Physiklehrer, der zum Schulstart hätte anfangen sollen, noch nicht gefunden wurde. Bisher sei es auch immer gelungen, längere Ausfallzeiten von Lehrkräften, z. B. wegen Elternzeit, mit Vertretungskräften zu überbrücken.
Ohne Sorgen startet man an der Anne-Frank-Realschule ins neue Schuljahr. „Alle Stellen besetzt“, meldet Schulleiter André Luciga.
Wirklich problematisch scheint die Lage vor Ort also nicht zu sein.