Gladbeck. Mit der Quastenburg direkt gegenüber der Lambertikirche erhob der Graf von Kleve Ansprüche. Die Bevölkerung litt unter Kriegen und der Pest.
Kurze Zeit geriet im Hochmittelalter das kleine Gladbeck in den Blickwinkel der Machtpolitik im Land: Gladbeck lag als Teil des Vestes Recklinghausen, das zum Herrschaftsbereich des kurkölnischen Bischofs zählte, an der Schnittstelle zum Territorium des Grafen von Kleve, der seinen Einfluss ausbauen wollte.
Das tat er zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit Hilfe der adeligen Familie der Strünkedes, genau gesagt Quast von Strünkede, der eine Burg direkt gegenüber der Lambertikirche an der Gladbecke errichtete (heute Timmerhof). Die Strünkedes waren Gefolgsleute des Klever Grafen, der Ansprüche auf die westlichen Vest-Gebiete – vornehmlich Gladbeck, Bottrop und Osterfeld – erhob. Der Bau der Quastenburg gegenüber der Kirche schätzen Historiker als ein deutliches Zeichen für seinen Machtanspruch ein.
Die Familie von Strünkede wohnte nicht lange auf der Quastenburg
Lange wohnten die Strünkedes aber nicht auf der Quastenburg: 1395 wird bereits die Familie van der Horst als Eigentümer genannt, 1406 geht sie in den Besitz des Grafen von Westerholt über. Damit scheint der Streit zwischen dem Erzbischof in Köln und dem Klever Grafen ausgestanden, denn die Westerholter waren verlässliche Verbündete des Bischofs. Diese Entwicklung zeichnete sich schon einige Zeit vorher ab, da Gladbeck 1403 den Marktschutzbrief des Kölner Landesherrn verliehen bekam – ein Schutzbrief für den Lambertimarkt im Dorf, der üblicherweise nur treuen Untertanen zugestanden wurde.
Die Quastenburg war danach nicht bewohnt und wurde in den nachfolgenden Jahren über längere als Getreidespeicher genutzt. 1580 wurde sie brandgeschatzt, 1647 die Reste von Soldaten geschleift.
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Schon im 13. Jahrhundert gab es eine Lambertikirche an heutiger Stelle
Im Mittelpunkt des Dorfes stand wieder allein die Lambertikirche. Die erste am heutigen Platz wurde im 13. Jahrhundert gebaut, vermutlich schon 1223. Die Kirche stand im Mittelpunkt des dörflichen und bäuerlichen Lebens im Kirchspiel. Die Menschen im Mittelalter lebten von Ackerbau und Viehzucht, waren Leibeigene, adeligen und kirchlichen Herren zu Abgaben (meist Naturalien – Teile der Ernte oder Tiere) und Diensten (Hand- und Spanndienste) verpflichtet.
Besonders in den ersten Jahren des 30-jährigen Krieges (1618-1648) litt Gladbeck unter durchs Land ziehende marodierende Truppen, die die Gladbecker nicht nur zu Zahlungen zwangen und Tiere requirierten, sondern auch auf den Feldern schwere Schäden verursachten. Gegen Ende des Krieges wiederholten sich solche Plünderungen.
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Die Pest sorgte im 17. Jahrhundert für viel Leid in Gladbeck
Diese Leiden waren noch nicht beendet, da wurde auch Gladbeck von der Pest getroffen. Der „schwarze Tod“ breitete sich ab 1635 über das gesamte Vest aus. Allein in einem dieser Jahre starben im Kirchspiel Gladbeck 310 Menschen an der Pest, wie der damalige Pfarrer Liphausen berichtete. Drei Jahre später gab es laut Liphausen im ganzen Kirchspiel verwüstete Äcker, ausgebrannte und geplünderte Häuser, „allüberall Mangel und Not“.
Nach dem Westfälischen Frieden 1648 gründete sich 1652 – als ein kluges Ergebnis des Dreißigjährigen Krieges – in Gladbeck ein Schützenverein. Seine Aufgabe war es zu verhindern, dass das unbewehrte Dorf Gladbeck künftig nicht mehr schutzlos marodierenden Angreifern ausgeliefert war. Das Vestische Lagerbuch von 1660 weist in Gladbeck 212 Hofstellen auf. Freie Kötter und Bauern gab es nicht, alle waren einem Grundherrn verpflichtet.
1775 ein neues Privileg
Krieg, Leid und Elend brachten es mit sich, dass der Lambertimarkt über viele Jahre nicht stattfand. 1775 bat der Kirchspiel den Kurfürsten in Köln, das Marktrecht zu erneuern.
Im gleichen Jahr wurde das Privileg erneuert, um mit dem Vieh- und Krammarkt den Handel zu fördern und die Lage der Menschen zu verbessern.