Gladbeck. . Der Mordfall Lübcke in Kassel beschäftigt auch andere Amtsträger. Ein Gespräch mit Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland über Angst und Bedrohung.

Nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und der Festnahme eines Tatverdächtigen aus der rechtsextremen Szene sprach die WAZ mit Bürgermeister Ulrich Roland über Lübcke, Bedrohung und Angst.

1. Wie gehen Sie nach dem Attentat in Kassel mit der eigenen Angst um?

Ich lasse Angst erst gar nicht aufkommen. Denn Angst ist ein schlechter Begleiter. Dennoch nehme ich den Fall in Kassel sehr aufmerksam wahr. Ich wünsche mir, dass er schnell aufgeklärt wird. Ebenso wie unser Bundespräsident vermisse ich aber die Empörung in der Gesellschaft.

2. Haben Sie selbst schon Situationen erlebt, in denen Sie von Rechten bedroht wurden?

Beschimpfungen, etwa böse Briefe, gehören zum Tagesgeschäft. Jedoch generell, nicht nur von Rechten. Ich erinnere mich dennoch an 2015, als der Muezzinruf an der Ditib-Moschee eingeführt wurde. Damals habe ich rund 200 Briefe und Mails bekommen, zum Teil mit der Aufforderung, mich aufzuhängen. Aber nicht nur ich, auch meine Kollegen in der Verwaltung erleben immer mal wieder Beschimpfungen und Anschuldigungen.

3. Sind Sie vorsichtiger bei Äußerungen zum Thema Integration von Flüchtlingen geworden?

Nein. Dann wäre ich nicht mehr frei und dann würde mir mein Amt keine Freude mehr machen.