Auf einen Handwerker muss man oft lange warten. Es fehlen nicht nur Fachkräfte, sonder auch Unternehmen, sagt die zuständige Kammer.

Wenn das Handwerk jubelt, machen Verbraucher lange Gesichter. Denn die vollen Auftragsbücher der Betriebe führen dazu, dass die Wartezeiten immer länger werden. Durchschnittlich haben die Handwerksunternehmen in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland Aufträge für die nächsten neun bis zehn Wochen in der Tasche. Das ist nach Angaben der Handwerkskammer Münster (HWK) neuer Rekord. Die Kapazitäten seien zu 81 Prozent ausgelastet.

„Mehr geht kaum mit Blick auf Material und Fachkräfteengpässe“, sagt Kammerpräsident Hans Hund. Wer eine Bau- oder Umbaumaßnahme plant, sollte sich deshalb lieber früher als später an einen Betrieb wenden. Dass Verbraucher in der Not im Stich gelassen werden, glaubt Hund allerdings nicht. „Wenn es hereinregnet, wird der Dachdecker auch sofort kommen“, sagt er.

Die Wartezeiten für die Kunden müssten kürzer werden

Das Handwerk würde gerne mehr Personal einstellen, um die Wartezeiten der Kunden zu verkürzen und weiter zu wachsen. Im Kreis Recklinghausen haben bei der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer 22 Prozent der Betriebe das als Ziel angegeben. Dass die Beschäftigung trotzdem kaum zunimmt, liegt nach Angaben der HWK am leer gefegten Arbeitsmarkt. Allein die Arbeitsagentur Recklinghausen hat derzeit offene Handwerksjobs in vierstelliger Zahl im Angebot.

In der Emscher-Lippe-Region (Kreis RE, Gelsenkirchen, Bottrop) sind 9100 Betriebe in die Handwerksrolle eingetragen (davon 5750 im Kreis Recklinghausen). Sie beschäftigen 56.100 Mitarbeiter (Kreis: 32.000) und erwirtschaften einen Jahresumsatz von knapp 6,5 Milliarden Euro (Kreis: 3,7 Milliarden). Mit diesen Kennzahlen ist das Handwerk im nördlichen Ruhrgebiet zwar ein wirtschaftliches Schwergewicht. Doch im Vergleich zum Münsterland gibt es noch Luft nach oben. Mehr als 2800 Handwerksbetriebe fehlen in der Emscher-Lippe-Region, um die Unternehmensdichte des Münsterlandes zu erreichen, hat die HWK errechnet. Auch dieser Aspekt sorgt natürlich dafür, dass Verbraucher im Vest häufig länger auf einen Handwerker warten müssen.

Das Urteil zur Geschäftslage fällt gut aus

Der Branche selbst geht es offensichtlich blendend. Seit 1977 macht die Handwerkskammer halbjährlich Konjunkturumfragen. „Der Anteil der befragten Betriebe, denen es zu dieser Jahreszeit gut geht, war noch nie so hoch wie jetzt“, betont HWK-Präsident Hund. Dieses Urteil zur Geschäftslage gaben rund 60 Prozent der Firmen ab. Nur 6,5 Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage. 30,4 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Situation in den nächsten sechs Monaten sogar noch verbessern wird. Nur 4,7 Prozent sind pessimistisch.