Gladbeck. In Polen hat Krystian Mrugala im Bergbau gearbeitet. Seit zehn Jahren lebt er schon in Gladbeck. Nun hat er auch endlich einen Beruf gefunden.

Zehn Jahre lebt Krystian Mrugala jetzt in Gladbeck. In Polen hat er im Bergbau gearbeitet, in seiner neuen Heimat aber beruflich nicht so recht Fuß fassen können. Sprachkurse, Qualifizierungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Ein-Euro-Jobs … Jetzt hat der 51-Jährige eine Anstellung, mit der er rundum zufrieden ist: Er arbeitet als Hausmeister beim Hundesportverein Gladbeck, sozialversicherungspflichtig beschäftigt und bezahlt nach Mindestlohn. Er kümmert sich um alles, was auf dem ca. 6000 qm großen Gelände und im Vereinsheim an der Ellinghorster Straße so anfällt.

Dank des Teilhabechancengesetzes ging es nahtlos weiter

Krystian Mrugala ist einer von mittlerweile 312 Langzeitarbeitslosen im Kreis Recklinghausen, die auf dem „sozialen Arbeitsmarkt“ eine Anstellung gefunden haben. Beim Hundesportverein ist er schon länger. Im März 2017 konnte ihn der Verein einstellen, seinerzeit über ein anderes Förderinstrument des Jobcenters, befristet für zwei Jahre. Ende Februar 2019 also wäre Schluss gewesen mit dem Job.

Krystian Mrugala hatte Glück: Dank des Teilhabechancengesetzes, das der Bundestag im November zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit verabschiedet hat, ging es nahtlos weiter.

Sehr zur Freude nicht nur für ihn, sondern auch für Anja Grunau. Die Vorsitzende des Hundesportvereins erinnert sich noch gut daran, wie es ohne den Hausmeister war: „Vorher mussten wir Vereinsmitglieder dafür sorgen, dass die große Wiese und die Sandfläche für das Hundetraining immer in Ordnung waren. So richtig geklappt hat das nie. Es fällt einfach zu viel Arbeit an, vor allem im Herbst, wenn die Blätter fallen.“

Der Vorstand führte Pflichtstunden nach einem festen Plan ein

Als die ersten Mitglieder den Verein verließen, weil der Vorstand Pflichtstunden nach einem festen Plan einführen wollte, hatte Nadine Lukas, Leiterin der Welpen- und Junghundegruppe, die Idee, sich beim Jobcenter schlau zu machen. „Ich hatte an einen Ein-Euro-Jobber gedacht und dann von den neuen Möglichkeiten erfahren“, erzählt die 35-Jährige. Jetzt sind alle Beteiligten rundum zufrieden. Und auch Nora Janzen, Teamleiterin Sozialer Arbeitsmarkt im Jobcenter Kreis Recklinghausen, staunt beim Ortstermin: „So gepflegt wie hier sieht es auf anderen Hundesportanlagen nicht aus.“

Für die neuen Fördermöglichkeiten für Langzeitarbeitlose bekommt das Jobcenter Kreis Recklinghausen in diesem Jahr 13 Millionen Euro zusätzlich vom Bund. Damit könnten, so Nora Janzen, 500 bis 700 Stellen auf dem sozialen Arbeitsmarkt geschaffen werden.

Profitieren können davon auf der einen Seite Menschen, die in den vergangenen sieben Jahren mindestens sechs Jahre Hartz-IV-Empfänger waren, auf der anderen Arbeitgeber, denn sie erhalten in den ersten zwei Jahren 100 Prozent der Lohnkosten, im dritten Jahr 90, im vierten 80 und im fünften 70 Prozent.

Kreisweit sind so 312 Stellen geschaffen worden

Den Großteil der bisher geschaffenen 312 Stellen kreisweit (in Gladbeck sind es 32) haben freie Träger und Wohlfahrtsverbände bereitgestellt, weitere Langzeitarbeitslose haben bei Kommunen und in der freien Wirtschaft auf diesem Wege eine Anstellung gefunden. Vereine wie eben der Hundesportverein Gladbeck sind bisher die Ausnahme.

Auf dem für manche schwierigen Weg zurück auf dem Arbeitsmarkt werden die bis dahin Langzeitarbeitslosen nicht allein gelassen. Ein Coach, der sie dabei unterstützt und ihnen bei Problemen zur Seite steht, wird für zwölf Monate finanziert. Und schließlich können dem Arbeitgeber für notwendige Weiterbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen des neuen Mitarbeiters bis zu 3000 Euro erstattet werden.

Nora Janzen ist die Fachfrau vom Jobcenter

13.148 Hartz-IV-Empfänger im Kreis Recklinghausen (in Gladbeck sind es 2081) könnten theoretisch von dem neuen Förderinstrument profitieren, sind also langzeitarbeitslos. Nora Janzen, die Fachfrau vom Jobcenter, ist mit der Zahl der bisher geschlossenen 312 Arbeitsverträge durchaus zufrieden. Für sie ist der soziale Arbeitsmarkt eine Win-Win-Situation für beide Seiten: „Die Arbeitnehmer haben bessere Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt, wenn sie sich aus einer Festanstellung mit Arbeitsvertrag bewerben und sie haben auch die Aussicht, nach den fünf Jahren übernommen zu werden, die Arbeitgeber profitieren von den hohen Lohnkostenzuschüsse.“

Weil Krystian Mrugala jetzt schon im dritten Jahr beim Hundesportverein arbeitet, bezahlt das Jobcenter noch 90 Prozent seiner Lohnkosten, den Rest bringen die Vereinsmitglieder durch freiwillige Zusatzzahlungen zum Mitgliedsbeitrag auf – auch wenn die Zuschüsse sinken. Sie wissen eben, was sie an „ihrem“ Hausmeister haben.