Gladbeck. Ex-Spieler wie Olaf Thon, Klaus Fischer und Co. waren im Rahmen des 100. Stadtjubiläums zu Gast und standen gut gelaunt Rede und Antwort.
. Gladbeck und Schalke 04 gehören zusammen wie Pils und Stadionwurst. In einer Talkrunde anlässlich des 100-jährigen Stadtjubiläums spielten so die Ex-Profis Martin Max, Olaf Thon, Mathias Schipper, Klaus Fischer sowie Bodo Menze, Begründer der legendären Knappenschmiede, in der Stadthalle verbale Doppelpässe. Die Fünferkette lieferte in zwei Stunden zahlreiche Anekdoten aus ihrer Karriere und analysierte auch die aktuelle sportliche Situation des Bundesligisten.
Und wenn Schalke 04 eines kann, dann Emotionen wecken. Bevor die Talkrunde loslegte, ertönte aus den Boxen die Hymne, die jeder Anhänger von Geburt an mit der Muttermilch aufgesogen hat: „Blau und weiß, wie lieb ich dich“. Die knapp vierhundert Gäste in der Stadthalle sangen inbrünstig mit.
Bürgermeister seit Kindesbeinen ein glühender Fan
Wie es sich für einen guten Gastgeber gehörte, betrat zunächst Bürgermeister Ulrich Roland die Bühne und begrüßte die Runde. Der erste Mann der Stadt outete sich als glühender „Schalke“-Fan. Er erinnerte sich an seinen ersten Stadionbesuch. „Es war der 5. März 1966 in der Glückauf-Kampfbahn“, so Roland. Viel Grund zur Freude hatte er nicht. Endstand: 1:6 für Werder Bremen. An jenem Tag im März verlor er sein Fußballherz an den Verein aus der Nachbarstadt.
Aber warum fasziniert der Mythos dieses Malocher-Klubs so viele Menschen in der Republik? Dieser Frage wollte Moderator Timo Düngen auf den Grund gehen. „Hier sitzen 1563 Bundesligaspiele auf der Bühne“, sagte er. Mathias Schipper hatte ein Heimspiel. Nur ein paar Meter von der Stadthalle entfernt betreibt er seit Jahren als Physiotherapeut eine Praxis. Lächelnd schaute er ins Publikum und erblickte bekannte Gesichter. „Viele lagen schon unter meinen Händen.“
Lustige Erinnerung an Eigenrauch
Bei einer Fragerunde offenbarte Olaf Thon seine schönste Erinnerung im Schalker Dress. Neben der Eurofighter-Zeit war es für ihn das legendäre 6:6 im DFB-Pokal-Halbfinale 1984 gegen Bayern München, als er mit 18 Jahren in den letzten Sekunden der Verlängerung den Ausgleich erzielte.
Yves Eigenrauch war für Martin Max der lustigste Mitspieler. Vor Spielen hatte „Yveeeees“, wie ihn Fans einst liebevoll riefen, immer die Angewohnheit Kastanien zu sammeln. „Warum machst du das?“, sprach Max ihn eines Tages darauf an. Eigenrauchs trockene Antwort: „Daraus kann ich später Männchen bauen.“ Neben lustigen Anekdoten hagelte es auch Kritik an die aktuelle Mannschaft. „Diese Saison ist eine Katastrophe“, meinte Klaus Fischer hinsichtlich der Spielweise. „Immer quer- und zurückspielen, damit verärgert man doch die Fans. Man muss Mut haben, nach vorne zu spielen“, so der einstige Stürmer, der für die Königsblauen insgesamt 182 Tore erzielte.
Dem Verein fehlt eine Mannschafts-Philosophie
In einem Punkt waren sich alle fünf auf der Bühne einig. Dem Verein fehle eine grundlegende Mannschafts-Philosophie. Das müsse von der Vereinsführung vorgelebt werden und zwar bis in den kleinsten Mannschaftsteil hinunter. „Alle müssen zusammen ein Ziel haben und dieses auch gemeinsam verfolgen“, so Bodo Menze.
Vielleicht ist David Wagner der Richtige für den Neuanfang. Am Ende der Veranstaltung sickerte die Nachricht durch, dass der ehemalige Eurofighter die Mannschaft zur neuen Saison übernehmen wird.
Auch das Publikum konnte Fragen stellen
Auch das Publikum durfte Fragen an die königsblauen Gäste auf der Bühne stellen. Dabei wurden den Ex-Profis offenbar auch hellseherische Kräfte zugetraut, denn ein Fan wollte wissen, „wann Schalke mal wieder einen Titel holt“.
Angesichts des gerade erst gesicherten Klassenerhalts in der ersten Bundesliga, appellierte Olaf Thon: „Wir sollten aktuell nicht an Titel denken. Das wäre ein Fehler. Stattdessen sollten wir lieber zunächst kleine Brötchen backen“.
Ist eine Rückkehr von Domenico Tedesco möglich?
Ein anderer Fan fragte nach, ob die Rückkehr von Ex-Trainer Domenico Tedesco auf Schalke möglich sei. Bodo Menze dazu: „Er ist ein Supermensch und Supertyp. Ich kann mir vorstellen, dass er eines Tages wieder Trainer auf Schalke sein wird. Ich glaube allerdings, dass das nicht so schnell passieren wird. Es sollte etwas zeitlicher Abstand dazwischen liegen.“
Die Forderung eines weiteren Schalkers im Saal, „wieder Ralf Fährmann statt Alexander Nübel als Stamm-Keeper im Tor einzusetzen“, das konnten aber weder die Ex-Profis auf der Bühne noch der Großteil des dazu (aus)lachenden Publikums nachvollziehen.