Gladbeck. . Der Europa-Wahlkampf startet in die heiße Phase. Kandidat und SPD-Parteichef Jens Bennarend hält diese Wahl für die wichtigste seit Jahrzehnten.

Am Stehtisch bei Tchibo sind sie einig: Das Vorgehen der Briten beim Brexiti „ist ziemlich dämlich“. Da nickt Jens Bennarend (47), „aber man könnte den Engländern fast dankbar sein“, sagt der Gladbecker Parteichef, der vom Kreis Recklinghausen als SPD-Kandidat für die Europawahl nominiert wurde, kurz darauf im WAZ-Gespräch. Denn seit dem Brexit-Chaos ist nicht nur Europa ständig ein Thema, viele hätten auch gemerkt, wie zerbrechlich die EU sei – und wie wichtig der Erhalt.

Ideen für ein besseres Europa

Zu verbessern wäre einiges an Europa, davon ist auch Jens Bennarend überzeugt. Das Vetorecht, mit dem ein EU-Mitgliedsland Entscheidungen blockieren kann, gehöre abgeschafft. Eine Steuerpflicht für Digitalkonzerne und ein europaweiter Mindeststandard und -lohn nach nationalen Möglichkeiten seien dringend erforderlich.

Bennarend: „Der Klimawandel, die soziale und die demokratische Frage sind entscheidend für das Europa der Zukunft.“

„Wir brauchen Europa“, sagen die Gladbecker in der Kaffeerunde bei Tchibo nämlich auch. Das ist doch ein gutes Omen für den Wahlkampf, der an diesem Ostersamstag in die heiße Phase gestartet ist.

Seit Monaten ist der Kandidat in den Ortsvereinen im Kreis unterwegs

Kandidat Bennarend ist schon seit Monaten unterwegs in Sachen Europawahl, tingelt die Woche über zu den eigenen Genossen in den Ortsvereinen im Kreis, um sie zu motivieren, dass „sie mit mir auf die Straße müssen“. Streitet mit Kandidaten anderer Parteien bei Podiumsdiskussionen in Schulen über notwendige Veränderungen in der EU, klingelt an Haustüren und wirbt dort ganz direkt für Europa und die Vorstellungen der SPD. Die Wahl am 26. Mai „ist die wichtigste Wahl seit Jahrzehnten“, glaubt er.

Listenplatz 36 ist ohne Chance - aber um den persönlichen Sieg geht es nicht

Wichtig für Deutschland und für alle in Europa, nicht für ihn selbst. Der bundesweite Listenplatz 36 (von 96 SPD-Kandidaten) ist im Grunde ohne Chance auf ein Mandat in Brüssel – da müsste schon ein sozialdemokratisches Wunder geschehen . . . „Aber um den eigenen Erfolg geht es mir nicht“, sagt der Französisch-Lehrer, der 2014 schon einmal Ersatzkandidat für eine Europawahl war. „Mir ist es persönlich wichtig, für Europa zu werben.“

Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl ist Katarina Barley.
Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl ist Katarina Barley. © Fabian Strauch

Denn er glaube daran, dass, „wenn man sich kennt, man sich nicht bekriegt. Es geht um das friedliche Zusammenleben in einem demokratischen Europa.“ Dieses Erfolgsmodell sei bedroht: Von außen im Handel durch China und die USA, im Inneren von neoliberalem Zeitgeist und Rechtspopulisten, die, wie die AfD, nationale Grenzen hochziehen, den Binnenmarkt abschaffen und zurück in die 50er Jahre wollen.

Bennarend: Die Schüler sind extrem gut vorbereitet

Vielleicht sollten sie alle mal den Schülern im Kreis zuhören, wenn sie bei Diskussionen in den Schulen auf dem Podium sitzen. Die wissen nicht erst seit den „Fridays for Future“-Demos viel über Klimawandel, CO2-Werte und wie ihr Europa in Zukunft aussehen sollte. „Extrem gut vorbereitet“ seien die Jugendlichen, stellt SPD-Kandidat Bennarend fest. Für ihn gilt daher: Ein Wahlrecht ab 16 Jahren wäre von Vorteil, um ein Europa der Zukunft zu gestalten, in dem dringende Fragen zu klären sind.

Zurück zur Kaffeerunde bei Tchibo. Was der EU-Kandidat Bennarend dort gehört hat, bestätigt seinen bisher gewonnenen Eindruck im Wahlkampf: „Die Menschen sind offener als 2014 für die Idee eines vereinten Europas.“