Gladbeck. . Beim „Gesprächskreis Demenz“ treffen sich Angehörige von Erkrankten im Johannes-van-Acken-Haus der Caritas. Sie unterstützen sich gegenseitig.

Demenz ist der schleichende Abschied von einem geliebten Menschen. Dieses Schicksal verbindet viele Familien. Monatlich treffen sich deshalb Angehörige von Betroffenen beim „Gesprächskreis Demenz“ im Johannes-van-Acken-Haus an der Rentforter Straße. In kleiner Runde tauschen sie sich zwei Stunden lang aus, sprechen über ihre Ängste und Probleme.

„Wir wollen die Familienmitglieder, Freunde oder Verwandte mit ihren Gedanken und Sorgen nicht allein lassen“, sagt Gabriele Holtkamp-Buchholz, Leiterin der Netzwerkarbeit Senioren- und Pflegedienste beim Caritasverband. „Der Gesprächskreis ermöglicht eine gute Unterstützung für den Alltag.“ Seit 2011 bietet der Caritasverband diese Veranstaltung für pflegende Angehörige demenziell Erkrankter an. Für 2019 konnte die Zusammenarbeit mit der Pflegekasse der Barmer verlängert werden, so dass insgesamt zwölf Kurstermine angeboten werden können.

Das Angebot ist kostenlos

Während der Kurszeiten im Johannes-van-Acken-Haus können die erkrankten Angehörigen dort betreut werden. Das Angebot und die Betreuung sind für die Teilnehmer kostenlos. Die Pflegekasse der Barmer und der Caritasverband kommen gemeinsam für die entstehenden Kosten auf.

Das Treffen findet jeden Monat statt

Der Gesprächskreis Demenz ist ein Angebot der Pflegekasse der Barmer in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband e.V. Die Teilnahme ist für Versicherte aller Kassen kostenfrei.

Parallel zum Gesprächskreis der Angehörigen gibt es ein Betreuungsangebot für die demenziell erkrankten Menschen.

Die nächsten Gesprächstermine: 9. März, 6. April, 4. Mai, 8. Juni, 13. Juli, 10. August, 7. September, 5. Oktober, 9. November, 7. Dezember, jeweils von 10 bis 12 oder von 13.30 bis 15.30 Uhr.

Beim WAZ-Besuch des Gesprächskreises sitzen zwei Männer und acht Frauen an einem großen Tisch. Gisela Frömelt erzählt soeben die Geschichte ihres Mannes. 2009 machten sich bei ihm die ersten Anzeichen von Demenz bemerkbar. Er befand sich zu jener Phase bei einem Arzt in Behandlung und bekam Akupunktur. Von einem Tag auf den anderen vergaß er, wo der Arzt seine Praxis hatte und wo er hinmüsse, erzählt sie in der Runde. Sie habe mit ihm einen Neurologen aufgesucht, der eine „leichte Demenz“ diagnostizierte.

Tagesbetreuung in der Wohnung war nicht mehr möglich

Die Medikamente, die ihr Mann damals einnehmen musste, halfen ihm im künftigen Alltag. Er konnte über einen sehr langen Zeitraum ein geregeltes selbstständiges Leben führen. Bis sich im Jahr 2015 sein Zustand verschlechterte. Eine Tagesbetreuung in der eigenen Wohnung ging nicht mehr.

Gabriele Holtkamp-Buchholz (r.) stellte zusammen mit Marie Schulte im Walde im Johannes-van-Acken-Haus den „Gesprächskreis Demenz“ vor
Gabriele Holtkamp-Buchholz (r.) stellte zusammen mit Marie Schulte im Walde im Johannes-van-Acken-Haus den „Gesprächskreis Demenz“ vor © Oliver Mengedoht

Inzwischen ist er auf einen Rollstuhl angewiesen und lebt im Johannes-van-Acken-Haus. Die Frömelts haben trotzdem ihren Lebensmut nicht verloren. Fast täglich besucht Gisela Frömelt ihren Mann. Oft machen sie gemeinsam Ausflüge. Mit dem Rollstuhl fährt sie ihn in die Stadt, „Die kann ich ihm dann zeigen“, sagt sie.

Luftveränderung erlebte auch Lydia Rosen mit ihrem Mann, der ebenfalls an Demenz erkrankt ist. Mit einem anderen Angehörigen aus dem Gesprächskreis sowie dessen betroffenes Familienmitglied fuhren sie nach Norderney.

Rat an die Angehörigen: „Achten Sie auf sich“

Noch immer trauen sich viele nicht, über die Demenz-Erkrankung eines Angehörigen offen zu sprechen. „Der erste Schritt ist immer der schwerste und kostet Überwindung“, weiß Holtkamp-Buchholz aus der Praxis. Lydia Rosen gibt zu, dass sie anfangs skeptisch war: „Ich habe aber meinen ganzen Mut zusammengerafft.“ Jetzt besucht sie den Gesprächskreis beinahe jeden Monat.

Einen wichtigen Rat hat Sozialpädagogin Marie Luise Schulte im Walde, Leiterin des Kurses, an die Angehörigen: „Achten Sie auf sich. Es hilft dem Erkrankten nicht, wenn Sie vollkommen erschöpft im Krankenhaus liegen.“