Gladbeck. Der gebürtige Engländer John Smith ist Geschäftsinhaber in Gladbeck. Er lehnt den Brexit ab und befürwortet eine EU der offenen Grenzen.

„Es ist sehr traurig, was gerade in Großbritannien passiert“, sagt John Smith. Der gebürtige Engländer ist 2006 „der Liebe wegen“ nach Deutschland gezogen und betreibt den Stickereiservice- und Textil-Druck-Betrieb „Logomeister“ an der Kirchhellener Straße. Er ist überzeugt: „Der Brexit ist ein Fehler.“

Anfangs habe er noch gedacht, so der 64-Jährige, „dass sich das mit dem Austritt Britanniens aus der EU noch ändern könnte“. Als sich die Fronten aber weiter verhärteten, habe ihn das als britischen Staatsbürger zunehmend beunruhigt – mit Existenzsorgen, bezogen auf die eigene geschäftliche Zukunft. „Denn ich möchte von hier nicht mehr wegziehen, fühle mich mit meiner Freundin Heidi und unseren vielen guten Freunden in Deutschland sehr wohl.“

Den Einbürgerungstest bestanden

Quasi nur aus Zwang seine deutsche Freundin zu heiraten, um seinen Status zu wahren, das habe er nicht gewollt. „Da habe ich den

Einbürgerungsurkunde: Seit 2018 ist
Einbürgerungsurkunde: Seit 2018 ist © Lutz von Staegmann

Einbürgerungsantrag gestellt und auch für den Einbürgerungstest gelernt, so dass ich jetzt über Deutschland wohl besser Bescheid weiß als manch’ gebürtiger Deutscher“, sagt John und zeigt mit breitem Lachen seine Einbürgerungsurkunde von 8. Oktober 2018. Emotional verbunden fühlt er sich immer noch mit England, da in London seine Schwester und Mutter sowie alte Freunde leben, auch den britischen Pass hat er behalten, ansonsten sehe er sich aber „ganz klar als Europäer“.

Für ihn sei es schwer vorstellbar, dass die britischen Nationalgrenzen wieder so strikt geschlossen werden wie einst vor dem EU-Beitritt. Auch zwischen der Republik Irland und Nordirland sei das kaum praktikabel. „Wenn da wieder Grenzen geschlossen werden, dann gibt es wieder Bürgerkrieg“, so seine Befürchtung.

Ein Leben in alten Grenzen ist nur schwer vorstellbar

Warum etwas mehr als die Hälfte der Briten den Brexit befürworteten, ist für ihn nachvollziehbar. Politiker und besonders einige Zeitungen hätten seit Jahrzehnten statt ausgewogener und sachlicher Analyse „immer wieder gerne pauschal und plakativ bei wirtschaftlichen oder anderen Problemen auf die EU geschimpft und Brüssel zu starke Bürokratisierung und Reglementierung zum Schaden Großbritanniens vorgeworfen“. Und Bürger, die um ihren Wohlstand fürchteten, oder einen Sündenbock für ihre Arbeitslosigkeit suchten, „greifen leider gerne die einfachen Parolen auf, dass mit dem Brexit alles besser wird“.

Er selbst glaube das nicht, sagt John Smith. „In einer global stark vernetzten Ökonomie kann das vergleichsweise kleine Großbritannien bei Wirtschaftsabkommen, etwa mit China, doch niemals das gleiche Gewicht in die Verhandlungsschale werfen wie die große Europäische Union.“ Für ihn biete eine EU mit ihrer Freizügigkeit, auch zum Arbeiten oder Studieren innerhalb der Mitgliedstaaten, doch viel mehr Vorteile als Einschränkungen durch Reglementierungen. „Und es tut mir Leid, dass jungen Briten bei einem harten Brexit künftig diese Möglichkeit genommen wird.“

Hoffnung auf einen Brexit-Stopp hat Smith nicht mehr: „Dafür sind die Verhandlungen schon zu weit vorangeschritten. Aber vielleicht gelingt es doch noch, einen soften Austritt hinzubekommen.“