Gladbeck. . Roger Kreft vom Gladbecker Bündnis für Courage hält eine Gedenkveranstaltung zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz für immens wichtig.

Ein Abend des Gedenkens an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ruft ein Ereignis in Erinnerung, das am 27. Januar 74 Jahre zurückliegt. Welche Bedeutung kommt solch einer Veranstaltung heutzutage zu?

„Eine große Bedeutung!“, ist Roger Kreft überzeugt. Der Sprecher des Gladbecker Bündnisses für Courage, das seit zehn Jahren regelmäßig eine Gedenkveranstaltung organisiert, denkt sogar: „Das Thema bleibt immer aktuell und ist derzeit aktueller denn je!“ Polen, Italien, Frankreich, ja sogar skandinavische Länder erlebten einen „Rechtsruck, der erbärmliche Zahlen angenommen hat“, so Kreft. Nicht nur Fremdenfeindlichkeit, sondern auch Antisemitismus habe zugenommen.

Zustimmung für AfD „beschämend“

Gadi Nevo aus Israel, Nachfahre von Ruth Nevo, die als ehemalige Gladbecker Bürgerin den Holocaust überlebte, sprach schon auf einer Gedenkfeier im Dietrich-Bonhoeffer-Haus Gladbeck.
Gadi Nevo aus Israel, Nachfahre von Ruth Nevo, die als ehemalige Gladbecker Bürgerin den Holocaust überlebte, sprach schon auf einer Gedenkfeier im Dietrich-Bonhoeffer-Haus Gladbeck. © Oilver Mengedoht

Der 63-Jährige möchte keinen Hehl daraus machen: „In Gladbeck gibt es ebenfalls immer mehr Rechte, was viele vielleicht nicht hören wollen.“ 25 Prozent für die AfD in manchen Bereichen von Gladbeck: „Einfach beschämend.“ Der ehemalige DGB-Vorsitzende Kreft: „Wenn jemand der AfD angehört, stelle ich ihn in die rechte Ecke.“ Frustwählern, die bei dieser Partei ihr Kreuzchen machten, würde er sagen: „Es gibt auch noch andere Parteien. Aber man wählt doch nicht rechts.“

Angst um die Demokratie

Denn was dann, durch Erstarken des Rechtsextremismus’, im schlimmsten Falle passieren könne, zeige ja Auschwitz. Auch Hitlers NSDAP sei einmal klein angefangen. Roger Kreft spricht für seine Mitstreiter im Bündnis für Courage, wenn er sagt: „Wir haben die große Sorge, dass uns die Demokratie irgendwann um die Ohren fliegt.“ Gemeint ist die Angst, dass die Demokratie irgendwann gegen Rechte keine Chance mehr haben könnte.

Geschichte und Gegenwart

Deshalb findet er es immens wichtig, nicht nur die Erinnerung an vergangene düstere Kapitel deutscher Geschichte wach zu halten, sondern auch den Bezug zur Gegenwart herzustellen. Aus diesem Grunde lädt das Bündnis für Courage als Festredner bei der Auschwitz-Gedenkfeier Politiker, Nachfahren von Zeitzeugen, Künstler und Wissenschaftler ein. In diesem Jahr wird der Rechtsextremismus-Experte Prof. Hajo Funke über den „Kampf um die Erinnerung, 74 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz“ referieren. Kreft: „Er wird sicher auch über Pegida und Chemnitz sprechen, wo ja viele Dumpfbacken mitgelaufen sind.“

Veranstaltung am 27. Januar

Das Gladbecker Bündnis für Courage lädt für Sonntag, 27. Januar, zur Gedenkveranstaltung ins Ratsgymnasium, Mittelstraße 50, ein. Beginn ist um 19 Uhr.

Die Musikbeiträge kommen an diesem Abend von Andrea und Heinz-Paul Döing. Roger Kreft: „Sie präsentieren jiddische Musik.“ Das Bottroper Duo singt und musiziert.

Ebenso wichtig wie die Verbindung von Geschichte und Gegenwart ist dem Bündnis für Courage auch das Miteinander der Generationen. „Das Problem ist, dass es kaum noch Zeitzeugen gibt“, sagt Kreft. Also müsse man versuchen, die Jugend auf anderen Wegen für das Themenfeld zu interessieren, beispielsweise auch durch die Stolperstein-Verlegungen. Zehnt- und Elftklässler des Heisenberg-Gymnasiums beteiligen sich schon seit Jahren mit eigenen Beiträgen an der Auschwitz-Gedenkveranstaltung. Noch könne er nicht sagen, was die Gruppe für diesen 27. Januar geplant habe, so Kreft.

Beteiligung von jungen Leuten

Und auch Elftklässler des Ratsgymnasiums – diesmal Ort der Veranstaltung, weil das Dietrich-Bonhoeffer-Haus nicht mehr zur Verfügung steht – machen dieses Mal mit. Soviel bereits bekannt ist, wollen sie eine szenische Darstellung als Film präsentieren. Kreft persönlich wünscht sich, noch mehr junge Leute einbeziehen zu können. Wie wäre es beispielsweise mal mit einer „Woche gegen Rechts“?