Gladbeck. Mansour Mohammad und Habta Fisaha flohen aus Eritrea und kamen 2015 nach Gladbeck. Die GFG beschäftigt die Männer inzwischen dauerhaft

Sie kamen 2015 als Flüchtlinge und fanden in Gladbeck ein neues Zuhause: Mansour Mohammad (23) und Habta Fisaha (43), die aus Eritrea vor lebenslangem Militärdienst, Terror, Verfolgung und Unterdrückung geflohen waren, sind inzwischen in der Stadt ganz heimisch geworden. „Gladbeck ist gut!“, rufen sie einmütig und überzeugt – und ziehen beide eine positive Bilanz.

Durch Vermittlung der evangelischen Flüchtlingshilfe hatten die Eritreer, die beide zunächst im Übergangsheim An der Boy untergekommen waren, anfangs eine befristete Aushilfsstelle bei der Gesellschaft für Grün (GFG), dem Rasensamenspezialisten am Wehlingsweg, gefunden. Die WAZ berichtete im April 2016 über ihr Schicksal, ihre Flucht und die Job-Chance.

Nach eineinhalb Jahren sind beide Eritreer immer noch bei der GFG, inzwischen aber auf Dauer und unbefristet beschäftigt. „Es ist eine Win-Win-Situation für alle – die beiden haben durch den Job eine Existenzgrundlage und wir haben zuverlässige, fleißige Mitarbeiter, die wir so am Arbeitsmarkt nicht unbedingt finden“, sagt GFG-Geschäftsführer Jochen Orberger.

Eigene Wohnungen in der Stadtmitte

Mohammad, der Jüngere, der inzwischen ganz passabel deutsch spricht, ist mittlerweile anerkannter Flüchtling, sein Asylverfahren wurde erfolgreich beendet. Er lebt nun in einer WG an der Wittringer Straße, spielt beim VfB Bottrop Fußball in der Kreisliga B und trifft sich in der Freizeit gern mit anderen Eritreern. Zu Mutter und Vater sowie seinen Zwillingsbrüdern im Heimatland hält er Kontakt per Smartphone. Im Februar plant er, in den Sudan zu fliegen, wo er seine Eltern nach mehr als vier Jahren erstmals wiedersehen will. Ins diktatorische Eritrea zu fliegen – das gehe gar nicht, er würde sofort verhaftet, erzählt er. Stattdessen reisen seine Eltern zu dem Treffen ins Nachbarland Sudan. Er selbst will langfristig in Deutschland bleiben, sieht hier seine Zukunft, „am liebsten irgendwann mit einem deutschen Pass“.

Habta Fisaha wohnt mit seiner Frau Demise (37) und den Töchtern Josefa (6) und Avenzer (11) an der Horster Straße in Stadtmitte. „Wir suchen aber im Moment eine neue Wohnung“, berichtet Fisaha, dessen Asylverfahren im Gegensatz zu dem von Mansour Mohammad immer noch nicht abgeschlossen ist. Allerdings hat der 43-Jährige, der sich ebenso recht gut auf deutsch verständigen kann, eine Arbeitserlaubnis. Während die jüngere Tochter zur Wittringer Schule geht, besucht die Ältere die Gesamtschule in Rentfort-Nord. Sie bauen sich gerade einen Freundeskreis auf. Seine Frau hat einen Minijob bei Netto. „Uns geht es gut, und wir sind gern in Gladbeck.“

Telefonate mit der Mutter

Und eins möchte er eigentlich liebend gern tun, und zwar lieber heute als morgen: Seine Frau heiraten! Denn die im Sudan kirchlich geschlossene Ehe gilt rechtlich nicht in Deutschland. Um aber zum Standesamt gehen zu können, muss sein Asylverfahren abgeschlossen und er ein anerkannter Flüchtling sein. „Solange gelten wir als nicht verheiratet“, ist er enttäuscht.

Auch Habta Fisaha möchte gern mit seiner Familie in Gladbeck bleiben. Zurück nach Eritrea könne er auf keinen Fall. Dort lebt noch seine 72-jährige Mutter, die er seit seiner Flucht aus Eritrea in den Sudan 2006 nicht mehr gesehen hat. Der Vater und ein Bruder, der in die USA ausgewandert war, sind verstorben. Einmal im Monat telefoniert er mit seiner Mutter, hin und wieder gibt es einen Brief. Die Mutter im Sudan zu treffen sei zu teuer. „Aber ich würde sie so gerne wiedersehen!“

Gute Erfahrungen führen zu weiteren Anstellungen

Nach den guten Erfahrungen, so GFG-Chef Jochen Orberger, die er mit der Jobvergabe an die zwei eritreischen Flüchtlinge gemacht hat, beschäftigt seine Firma bereits zwei weitere Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl beantragt haben.

Hayze Amieu stammt auch aus Eritrea. Der 25-Jährige flüchtete 2015 auch aus dem Land, das unter schrecklicher Diktatur steht. Zunächst ging es in den Sudan, von dort nach Libyen. Mit Hilfe eines Flüchtlingsbootes erreichte er Lampedusa in Italien. Von dort ging es nach Bayern, später ins Auffanglager Dortmund, von dort kam er schließlich nach Gladbeck. Bei der GFG arbeitet er als Lagerarbeiter. Sein Asylverfahren läuft noch.

Aus Afghanistan stammt Rahim Rasuli. Er flüchtete vor dem dortigen Krieg mit den Taliban. Auch der 31-jährige Afghane arbeitet bei der Ellinghorster GFG als Lagerarbeiter. Rasuli spricht gut deutsch und spielt in einer Band, die von Liedermacher Norbert Gerbig betreut wird. Auch Rasuli hofft, in Gladbeck bleiben zu können.