Gladbeck. . Gladbecker Autoren René Schiering und Gerd Herholz schreiben im Buch „Ruhrgebietchen“ über ihre Heimatstädte. Sammler mit 36 Geschichten.

„Ruhrgebietchen“: Klingt nett und irgendwie niedlich. So isset aber nicht, wissen die Menschen, die hier leben und schreiben. Wie der Gladbecker René Schiering, der durch den Roman „Ruhrpottköter“ in Gladbeck bestens bekannt ist. Oder der gebürtige Duisburger Gerd Herholz, der über 30 Jahre das Literaturbüro Ruhr mit Sitz in Gladbeck geleitet hat. Wie sie schreiben 34 weitere Autoren in dem Buch „Ruhrgebietchen - was deine Kinder an dir lieben und was nicht“ (Verlag Henselowsky/Boschmann) ehrlich und ungeschönt über ihre Heimat im Revier.

Als Jugendlicher im Niemandsland Gladbeck

„Gladbeck - Autobiographie einer Hassliebe“ nennt Schiering (1977 in Gladbeck geboren) die Beschreibung einer schwierigen Beziehung zur Heimatstadt und einer Jugend in den 80er Jahren im „Niemandsland“, das allein durch das Geiseldrama landesweit bekannt wurde. Was nicht gerade zum Stolz eines jungen Heranwachsenden auf seine Heimatstadt beitrug. Zukunft? Die sah der junge René anderswo, nicht in Gladbeck und nicht im Revier.

Über die hellen und dunklen Seiten des Reviers schreiben Autoren im „Ruhrgebietchen“.
Über die hellen und dunklen Seiten des Reviers schreiben Autoren im „Ruhrgebietchen“.

Dass den Exil-Ruhrpottler im Studium (in Köln) das Heimweh packte, weil er die Besonderheit der Ruhrgebietssprache entdeckte und erforschte, gibt Schiering unumwunden zu. „So kam es, dass ich meine Magisterarbeit über das Ruhrdeutsche schrieb und mit wachsendem Heimweh stundenlang Sprachaufnahmen aus Gladbeck und Oberhausen in meinem Kölner Studienzimmer transkribierte“. Auf Umwegen näherte er sich seiner Heimatstadt nach und nach an, hat heute überhaupt kein Problem damit zu sagen: „Ich bin René, aus Gladbeck“.

Es gibt Stellen in Duisburg, an denen man tatsächlich atmen kann

Bissig und ohne Rücksicht auf lokale Empfindsamkeiten rechnet Gerd Herholz mit seiner Heimatstadt Duisburg ab. „Wo das geht, geht alles – ein Versuch über Duisburg“ nennt er seine wortgewaltigen Ansichten über die Heimatstadt, die in den Schimanski-Krimis zum Milieu verklärt worden sei, und die sich mit der Loveparade-Katastrophe 2010 selbst den Todesstoß versetzt habe.

Schonungslos, geradezu wütend beschreibt er die kaputten Seiten einer Stadt, die gebeutelt und ausgebeutet wurde durch eine gnadenlose Industrie. Aber es schimmert auch Hoffnung durch. „Es gibt Stellen in Duisburg, an denen kann man tatsächlich atmen“. Das klingt doch fast versöhnlich.

Info: Ruhrgebietchen, Verlag Henselowsky/Boschmann, 224 Seiten, 9,90 Euro, www.vonneruhr.de