Gladbeck. Mit Spezialgerät werden hinter den Gärten an der Agnesstraße Bohrlöcher gesetzt. Weiterer Schritt zum Ausbau der Gasdrainage am Fuß der Halde.

Ganz langsam frisst sich die Bohrschnecke am langen Baggerausleger in den weichen Untergrund im Wäldchen am Sportplatz hinter der Albert-Schweitzer-Schule und den Wohnhäusern an der Agnesstraße in Ellinghorst. „Der Anpressdruck des Geräts ist nur ganz gering, damit metallische Gegenstände im Untergrund nicht durchbohrt werden und die Arbeit sofort gestoppt werden kann“, erklärt Projektleiter Werner Linnenberg. Denn darum geht es, um die Suche nach eventuell noch im Boden schlummernden Bombenblindgängern aus dem II. Weltkrieg.

Ein weiterer Schritt im Ausbau der Drainage-Anlage, um gefährliche Gase, die aus der ehemaligen Halde Ellinghorst im Boden in Richtung Wohnbebauung diffundieren, über Dükerbohrungen gefahrlos abzuleiten. Konkret geht es um Kohlendioxid, das schwerer als Luft ist, Wände durchdringen kann und sich so in den Kellern der angrenzenden Bebauung lebensgefährlich konzentrieren könnte.

Gasgefahr ist noch vorhanden

Dass die Gasgefahr noch vorhanden ist, bestätigen die Kontrollen an den

Umweltingenieurin Ines Wehmeier sucht mit dem Metalldetektor die Bodenmesstellen.
Umweltingenieurin Ines Wehmeier sucht mit dem Metalldetektor die Bodenmesstellen. © Lutz von Staegmann

installierten Bodenmessstellen am Rand der Ex-Halde. „Die müssen wir aber erst finden, da sie mit der Zeit von herabfallenden Blättern oder Bodenpflanzen abgedeckt worden sind“, erklärt Geotechnik-Ingenieur Daniel Synnatzschke, ebenfalls Fachmann der beauftragten Firma GeoConsult. Seine Kollegin Ines Wehmeier geht so mit summendem Metallsuchgerät auf Entdeckungstour nach den freilich auf einer Karte verzeichneten Bodenmessstellen. Piept der Detektor, wird mit einer kleinen Schaufel gebuddelt und die metallene Abdeckplatte der Bodenmessstelle ist schnell gefunden.

Über das tief in den Boden reichende Rohr lassen sich mit einem angeschlossenen Messgerät die aktuellen Gaswerte ablesen. „Kein Methan, aber 6,2 Prozent Kohlendioxidgehalt in der Bodenluft und eine Sauerstoffkonzentration von nur 15 Prozent“, trägt Synnatzschke vor. „In unserer Umgebungsluft ist der Sauerstoffgehalt 20,1 Prozent, sinkt der Wert, treten ab 17 Prozent Atembeschwerden auf“, erklärt Diplom-Geologe Linnenberg. „Und die Luftqualität am Arbeitsplatz darf eine Konzentration von 0,5 Prozent Kohlendioxid nicht überschreiten.“

Schrägbohrungen in Richtung der Hausgärten

Zurück zur Kampfmittelsondierung. Entlang der Achse, wo die Schrägbohrung unterirdisch in Richtung Hausgärten geplant sind, erfolgen die Bohrungen von je 13 Metern in die Tiefe. Alle 1,5 Meter wird ein neues Bohrloch gesetzt. Diese engmaschige Untersuchung habe der Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung vorgegeben, „da sich hier im Krieg sowohl eine Flak- als auch eine Artillerie-Stellung befunden haben, so dass im Boden Fliegerbomben-Blindgänger und auch noch scharfe Munition liegen könnte“, so Linnenberg.

Bis zu den Weihnachtsfeiertagen sollen die Bohrlöcher fertig sein, in die der Kampfmittelräumdienst dann Messsonden ablässt, die Metallgegenstände im Boden orten können. Linnenberg hofft auf negativen Befund, wie auch schon bei dem zuvor ausgehobenen und fertig gestellten Drainagegraben. Nach Kampfmittel-Freigabe erfolgen die Dükerbohrungen in Richtung dreier Hausgärten. Werner Linnenberg: „Die kompletten Maßnahme wollen wir im März 2019 abgeschlossen haben.“